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Anwohner wehren sich mit falschen Radarfallen

Anwohner wehren sich mit falschen Radarfallen Anwohner wehren sich mit falschen Radarfallen

Mit Attrappen sagen Bennauer dem Verkehrslärm den Kampf an.

ANJA SCHELBERT

Da staunt nicht schlecht, wer dieser Tage durch Bennau fährt. Auf der Schwyzerstrasse grüsst gleich dreimal innert nur 280 Metern die Radarfalle. Auf zwei der drei Blitzkästen in Schwyzerbrugg prangt zudem dick und fett die Aufschrift «Fake». Was ist da los?

Es ist laut, am gestrigen Mittwoch auf der Schwyzerstrasse. Lastwagen, Busse, Autos passieren geschäftig die Kantonsstrasse, als der «Bote» vor Ort geht. Kaum gilt Tempo 50 in Fahrtrichtung Ausserschwyz, bremst die Blechlawine auf Höhe Schwyzerbrugg abrupt ab. Grund: Ein Blitzkasten nach dem anderen schmückt den lin-ken Strassenrand. Zumindest sieht es auf den ersten Blick danach aus.

Nur einer blitzt wirklich, der Rest ist «Fake» Bei genauem Hinschauen entpuppen sich zwei der insgesamt drei Radarfallen lediglich als Attrappe, montiert von Anwohnern, die sich ob des Verkehrslärms stören. So immens, dass jene Familie, von der die Idee für die Attrappen ausging, ihr Schlafzimmerfenster bereits mehrfach isoliert hat.

«Der Verkehrslärm ist eine Zumutung», begründen die Initianten ihre handgefertigte Radar- Attrappe. Bei Behörden und Kanton stosse man ironischerweise «seit Jahren» auf taube Ohren. Deshalb habe man sich in Schwyzerbrugg mit einigen Nachbarn zusammengeschlossen, um ein Zeichen zu setzen. «Ursprünglich waren es drei Attrappen. Doch die dritte involvierte Familie hat dem Druck der Polizei nachgegeben und die Vorrichtung wieder abgebaut. » Zwischenzeitlich haben Vandalen zudem die beiden verbliebenen Radar-Attrappen mit der Aufschrift «Fake», zu Deutsch Fälschung, enttarnt.

Der einzige «echte» Radar in Schwyzerbrugg steht bei der gleichnamigen Bushaltestelle. Schon seit Jahren soll er für Verkehrsberuhigung sorgen. Vergeblich, wie auch andere Anwohner klagen. So steht die zweite Attrappe kurz vor der Verzweigung Industriestrasse. Der Ärger über den Lärm durch die rege befahrene Schwyzerstrasse zieht sich so durch ganz Schwyzerbrugg.

Polizei spricht von «rechtlichen Abklärungen» Der Bezirk Einsiedeln teilt auf Anfrage mit, von den Ereignissen habe man keine Kenntnis. Ganz anders als die Kantonspolizei Schwyz. Diese schreibt: «Wir stehen mit den Verantwortlichen in Kontakt.» Solange Sicht und Verkehr nicht beeinträchtigt würden, seien solch private Radar-Attrappen «toleriert», da nicht grundsätzlich verboten. Allerdings lie-fen «rechtliche Abklärungen». Denn für die Radar-Attrappen hätte vorab unter Umständen ein Baugesuch eingereicht werden müssen.

Eine von ursprünglich drei Radar-Attrappen in Schwyzerbrugg. Anwohner erhoffen sich dadurch weniger Verkehrslärm. Foto: Anja Schelbert

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