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Andreas Schuler hört auf zu «fliegen»

Andreas Schuler hört auf zu «fliegen» Andreas Schuler hört auf zu «fliegen»

Rücktritt des 26-jährigen Rothenthurmer Skispringers nach 14 Jahren im Nationalkader

Nach 14 Jahren im Nationalkader von Swiss-Ski beendet der Rothenthurmer Skispringer Andreas Schuler seine Karriere.

JOLANDA VAN DE GRAAF

«Wenn du Profi bist, willst du gewinnen. » Andreas Schuler ordnete seinem Ziel, an einem Grossanlass eine Medaille zu gewinnen, über mehrere Jahre alles unter. Stets glaubte er an seine sportliche Weiterentwicklung. «Heute kann ich sagen, dass ich alles versucht habe.» Sein Rücktritt bahnte sich erst zum Start der Wintersaison an. Bis dahin hatte der 26-Jährige die Rückschläge der vergangenen Jahre stets wegstecken können. Der Wechsel des Schuhs war ohne Erfolg geblieben. Zu einem denkbar ungünstigen Augenblick war er an Covid erkrankt und hat-te an Form verloren. Deswegen aber zu kapitulieren, stand ausser Frage: «Einmal mehr gab ich für die Saison 2021/22 Vollgas.» Der Saisonstart klappte. Bei den zwei Springen im Continental-Cup im finnischen Kuopio im Juli 2021 belegte er den 5. und 7. Rang.

Zum Start der Winterwettkämpfe harzte es indessen erneut. Bewältigt geglaubte technische und mentale Muster waren zurückgekehrt. «Da wurde mir bewusst, dass ich den Sprung an die Weltspitze wohl nicht mehr schaffen würde.» Mitte Dezember belegte er beim Weltcup in Engelberg den 49. Rang. Wenige Tage später im Continental-Cup kam er über den 17. Rang nicht hinaus. Der ersehnte Befreiungsschlag war ausgeblieben, die Würfel gefallen. «Ich informierte vorerst nur meine zwei engsten Trainer darüber, dass Ende Saison Schluss sein würde.» Mentale Freiheit ohne Effekt Andreas Schuler erhoffte sich durch die frühe interne Kommunikation, den Rest der Saison befreiter springen und sich nochmals steigern zu können. «Als kopflastiger Skispringer stand ich mir im Wettkampf manchmal selber etwas im Weg.» Die neue mentale Freiheit schlug sich jedoch nicht in besseren Resultaten nieder.

«Überraschend für mich war, dass ich dem Dauerthema Essen plötzlich sehr entspannt gegenüberstand. » Da im Skispringen jedes Gramm Gewicht zählt, zählen die Profisportler oftmals auch jede Kalorie. «Jetzt, wo ich endlich wieder planlos essen kann, ist der Reiz verflogen.» Seinen letzten Sprung für das Nationalkader absolvierte Andreas Schuler am 26. März beim Skiflug-Weltcup in Planica, Slowenien. Auf der 240-Meter- Schanze belegte er im Teamwettkampf gemeinsam mit seinen langjährigen Weggefährten Simon Ammann, Gregor Deschwanden und Killian Peier den 8. Rang. «Ich freute mich sehr über die Selektion und feierte einen versöhnlichen Abschluss.» Bachelorabschluss in zwei Jahren Etwas intensiver wird sich Andreas Schuler nun seinem Studium der Wirtschaftspsychologie in Luzern widmen. «Zwei Studienjahre sind es noch bis zum Bachelorabschluss.» Sport will er weiterhin treiben und freut sich auf Mountainbiken, Skifahren und Langlaufen. «Und im Krafttraining will ich endlich auch mal etwas gegen meine mageren Oberarme tun.» Auf die Einsiedler Schanze zurückkehren möchte der Rothenthurmer nach etwas Abstand auf jeden Fall. «Ob dies in drei Monaten oder einem Jahr sein wird, lasse ich aber offen.» Trainingsarbeit mit Kindern würde ihm Spass machen. Darum will er seine Skisprunglatten noch nicht allzu weit wegstellen. «Wenn, dann würde ich den jungen Talenten gerne einen gelungenen Sprung und eine anständige Landung vorzeigen können. »

«Jetzt, wo ich endlich wieder planlos essen kann, ist der Reiz verflogen.»

Andreas Schuler

Andreas Schuler springt durch die Lüfte: Nun hört er auf. Foto: zvg

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