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«Die Armee ist für Frauen attraktiver geworden»

«Die Armee ist für Frauen  attraktiver geworden» «Die Armee ist für Frauen  attraktiver geworden»

Schweizweit zeigen Frauen immer häufiger Interesse am Militärdienst. Dies widerspiegelt sich auch im Kanton Schwyz. Ihre kantonale Tauglichkeitsrate liegt nicht nur höher als die nationale, sondern auch höher als die der Männer.

SILVIA GISLER

Gemäss der Armee konnten noch nie so viele Schweizer Frauen rekrutiert werden wie im letzten Jahr. Zeigt sich im Kanton Schwyz dasselbe Bild? Es trifft zu, dass noch nie so viele Schweizer Frauen für die Armee rekrutiert werden konnten. Im letzten Jahr wurden insgesamt elf Frauen aus dem Kanton Schwyz zur Rekrutierung beim Rekrutierungszentrum Mels aufgeboten. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einer Zunahme von 37,5 Prozent. Begrüsst man dies seitens des Kreiskommandos Schwyz? Der Chef der Armee, Thomas Süssli, äusserte das Ziel, den Anteil der Frauen in der Armee von 0,8 auf 10 Prozent zu erhöhen. Daraufhin lancierte das Kreiskommando Schwyz in der Vergangenheit mehrere Projekte, um dieses Ziel zu erreichen. Dementsprechend ist es eine erfreuliche Tendenz, welche Jahr für Jahr steigt. Die Armee hat sich in den letzten Jahren gewandelt und ist für Frauen attraktiver geworden. Im Kanton Schwyz ist diese Transformation weiterhin spür- und sichtbar. Wie viele der elf Frauen waren auch militärdiensttauglich? Im Jahr 2020 wurden acht Schwyzer Frauen für militärdiensttauglich befunden und erhielten eine militärische Funktion. Im Jahr 2021 wurden neun für militärdiensttauglich befunden und für eine militärische Funktion, die den ihrigen psychischen und physischen Anforderungen entspricht, rekrutiert. Daraus resultiert eine Tauglichkeitsrate von 81,8 Prozent. Diese liegt somit über dem schweizerischen Durchschnitt von 81 Prozent.

Welche Massnahmen ergreift das Kreiskommando, um den Frauenanteil weiter zu erhöhen? Bei der Rekrutierung von Frau-en bedarf es eines zusätzlichen Efforts aufseiten des Kreiskommandos. In einem ersten Schritt werden alle 18-jährigen Schwyzer Frauen angeschrieben und über die Möglichkeiten und Chancen der Schweizer Armee informiert. Sie werden zu einem Infoabend eingeladen, wo sich interessierte Frauen mit weiblichen Armeeangehörigen austauschen können und aus erster Hand erfahren, was sie beim Militärdienst erwartet. Und worüber wird informiert?

Die Themen sind vielfältig und umfassen den Rekrutierungsprozess, die militärischen Funktionen, den militärischen Alltag und die Karrieremöglichkeiten im militärischen sowie zivilen Leben. Dabei wird über frauenspezifische Angelegenheiten informiert. Unklarheiten und Gerüchte werden angesprochen und vor Ort geklärt. Und dann folgt der obligatorische Orientierungstag? Im Gegensatz zu den männlichen Kollegen ist dieser Tag für die jungen und interessierten Frauen freiwillig. Und: Sie können auswählen, ob sie ihn zusammen mit den männlichen Stellungspflichtigen antreten möchten oder separat in von Moderatorinnen geführten Frauenklassen besuchen.

… Moderatorinnen?

Das Kreiskommando Schwyz hat in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass weibliche Angehörige der Armee zu Moderatorinnen für diese wichtigen Aufgaben ausgebildet werden und für diese Veranstaltungen den jungen Frauen zur Verfügung stehen. Nach dem Orientierungstag liegt die Entscheidung über die Rekrutierung bei den Frauen. Mittels einer einfachen schriftlichen Anmeldung können sie sich beim Kreiskommando direkt anmelden.

Wie viele Schwyzer Frauen ha-ben sich im letzten Jahr informiert und dann auch orientiert? 19 Schwyzer Frauen haben die Gelegenheit genutzt, sich an einem Anlass über den Militärdienst zu informieren. Erfreulich war es, dass 31 Frauen an den Orientierungstag kamen, wovon bereits sieben einen Rekrutierungsantrag gestellt hatten. Wer entscheidet, welche Funktion eine Frau erhält? Die Wahl der Funktion ist vergleichbar mit der Jobsuche im zivilen Umfeld. Über die militärischen Funktionen müssen sich die stellungspflichtigen Männer und Frauen im Voraus Gedanken machen. Das Thema wird im Rahmen des Orientierungstages intensiv und ausführlich behandelt. In der Schweizer Armee gibt es über achtzig verschiedene Funktionen. Jede Funktion ist einmalig und trägt zum Erfolg der Armee als Ganzes bei. Das bedeutet: Ich wünsche mir diese Funktion und werde diese dann auch ausüben können?

Die Stellungspflichtigen müssen mehrere Funktionswünsche angeben, da unter gegebenen Umständen gewisse Funktionen bereits genügend Personal haben. Bei der Rekrutierung wird aber stets darauf geachtet, dass die von zukünftigen Angehörigen der Armee angegebenen Funktionen nach Möglichkeit berücksichtigt werden. Die Chance, die Wunschfunktion zu erhalten, erhöht sich, wenn vordienstliche Ausbildungen absolviert werden. Wie viele Frauen wurden in den Zivilschutz und den Rotkreuzdienst eingeteilt? In den letzten Jahren wurden keine Frauen für den Zivilschutz eingeteilt. Für den Rotkreuzdienst wurde im letzten Jahr eine Frau eingeteilt. Ist der Rotkreuzdienst Teil der Schweizer Armee?

Nein. Obwohl der Rotkreuzdienst militärisch organisiert ist, mit Uniform et cetera auch militärisch auftritt und teilweise auch gemeinsame Ausbildungen absolviert werden, ist es eine eigenständige Organisation. In welchen Belangen engagieren sich Angehörige des Rotkreuzdienstes hauptsächlich? Die Angehörigen des Rotkreuzdienstes (RKD) engagieren sich im humanitären Bereich und erhalten dafür in der Armee wich-tige Ausbildungs- und Einsatzerfahrung. Frauen leisten durch ihr Engagement einen aktiven Beitrag für die Sicherheitspolitik. Mit ihrer Zugehörigkeit zum RKD stellen sie für die Bewältigung von ausserordentlichen Lagen eine Einsatzreserve des Bundesrates dar. Wie viele Schwyzerinnen wurden für den friedensfördernden Einsatz empfohlen? Im 2021 wurde eine Frau für einen friedensfördernden Einsatz (FFE) empfohlen. Wie viele Männer waren stellungspflichtig?

Ab dem 18. Lebensjahr bis zum vollendeten 24. Lebensjahr sind Schweizer Männer stellungspflichtig. Im letzten Jahr waren dies im Kanton Schwyz 479 Männer. Die Zahl der jährlichen Stellungspflichtigen kann variieren, da neu Eingebürgerte und Ausgewanderte die Zahlen zum Teil erheblich verändern können.

Wie viele von den stellungspflichtigen Männern wurden im letzten Jahr als militärdiensttauglich erklärt und der Armee zugeteilt? Von den 479 im vergangenen Jahr stellungspflichtigen Männern wurden 333 für militärdiensttauglich befunden, was einer Tauglichkeitsquote von 69,5 Prozent entspricht. Erstmals seit Jahren liegt die-ser Wert unter dem Schweizer Durchschnitt. Worauf ist dies zurückzuführen?

Die Militärdiensttauglichkeit im Kanton Schwyz entsprach in den Jahren zuvor dem schweizerischen Durchschnitt oder war gar höher. Die tiefere Militärdiensttauglichkeit ist auf die hohe Schutzdiensttauglichkeit zurückzuführen.

Wie viele Männer kommen denn in den Zivilschutz?

Von den 479 Stellungspflichtigen wurden 63 Schwyzer für schutzdiensttauglich erklärt und dem Zivilschutz zugeteilt. Dieser Wert entspricht einer Schutzdiensttauglichkeit von 13,2 Prozent und ist somit schweizerischer Höchstwert. Dies widerspiegelt den Stellenwert und die Akzeptanz des Zivilschutzes im Kanton Schwyz. Im Jahr 2020 lag die Schutzdiensttauglichkeitsquote hier noch bei 12,9 Prozent. Wer oder was entscheidet über die Zuteilung ins Militär oder den Zivilschutz? Ob ein Stellungspflichtiger für militärdiensttauglich oder schutzdiensttauglich befunden wird, hat meistens einen medizinischen Grund. Häufig sind es Unfälle oder physische Gebrechen der jungen Männer oder Frauen, die zum Tauglichkeitsentscheid führen. Obwohl die meisten Verletzungen das tägliche Leben der Stellungspflichtigen oft gar nicht mehr negativ beeinflussen, ist das Restrisiko eines Rückfalls zu hoch, um für den Militärdienst als tauglich eingestuft zu werden. Wie viele wurden für untauglich befunden? Und weshalb? Im vergangenen Jahr wurden 83 Leute für untauglich befunden, was einer Quote von 17,3 Prozent entspricht. Die Gründe dafür sind meist medizinisch, gesundheitlich oder sicherheitstechnisch.

Wie viele mussten ausgemustert werden, weil sie für sich oder andere ein Risiko darstellen, wenn sie eine Waffe erhalten würden?

Wie viele Personen aufgrund der Personensicherheitsprüfung für untauglich erklärt wurden, wird nicht publiziert. Männer und Frauen mit einer Risikoerklärung werden meist für untauglich erklärt, erhalten also weder eine Einteilung in der Armee noch in den Zivilschutz, erhalten keine Waffe oder Zugang zu klassifizierten Anlagen und sensiblem Material.

Dass die Frauenquote im Militär von Jahr zu Jahr steigt, erachtet der Leiter des Kreiskommandos, Elias Lindauer, als «eine erfreuliche Tendenz ».

Foto: zvg

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