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«Schlüssel zum Eheglück ist die Zufriedenheit»

«Schlüssel zum Eheglück  ist die Zufriedenheit» «Schlüssel zum Eheglück  ist die Zufriedenheit»

Alle Jahre wieder animieren Schnapszahlen Heiratswillige, sich ihr Ja-Wort an einem speziellen Datum zu geben. Der nächste Termin ist heute: der 22.2.2022. Wir fragten den Zivilstandsbeamten Peter Forrer aus Pfäffikon, ob er Sonderschichten einlegen muss.

WOLFGANG HOLZ

Herr Forrer, heute ist der 22.2.2022. Haben Sie heute viel zu tun in Sachen Eheschliessungen?

Das kann man so sagen, natürlich! Wir sind ausgebucht. Es fin-den somit acht Trauungen statt. Als am 1. September des vergangenen Jahres der Trauungskalender 2022 freigeschaltet wurde, waren für diesen speziellen Tag innert Minuten sämtliche Termine vergeben. Hat sich denn der Trend, dass Heiratswillige sich an sogenannten Schnapszahlen als Datum das Ja-Wort schenken wollen, in den letzten Jahren verstärkt?

Nein, denn solche Zahlenkombinationen mit identischen Ziffern sind seit jeher beliebt, was ich Ihnen als erfahrener Zivilstandsbeamter absolut bestätigen kann.

9.9.1999, 11.11.2011, 2.2.2022, 22.2.2022 – was macht aus Ihrer Sicht den Reiz solcher Zahlen aus? Glauben Verliebte etwa, dass ihnen solche speziellen Zahlen Glück bringen, wie etwa ein Sechser im Lotto?

Es ist nicht auszuschliessen, dass einzelne Paare daran glauben, dass ihr bereits bestehendes Glück damit noch «abgerundet » wird. Die Gründe, an einem solch speziellen Tag zu heiraten, dürften hingegen vielschichtiger sein. Böse Zungen behaupten immer, dass Brautpaare solche Termine auswählen, damit sie auf keinen Fall später ihren Hochzeitstag vergessen. Was sagen Sie dazu?

Diesen Satz hören wir immer wieder. Und irgendwie hat er ja auch seine Berechtigung. Zum Beispiel nach dem Motto, wenn wir schon in diesem Jahr heiraten, dann darf es ruhig der 2.2.2022, 22.2.2022, 22.3.2022, 22.4.2022, 22.6.2022, 22.7.2022, 22.8.2022 und so weiter sein. Haben Sie als Zivilstandsbeamter den Eindruck oder verfügen Sie über statistische Kenntnisse, ob Schnapszahlen beitragen, damit Ehen länger halten? Nein, wir verfügen über keine entsprechenden Kennzahlen. Ich denke aber, dass das Datum der Eheschliessung die Haltbarkeit einer Ehe in keiner Weise beeinflusst. Wie viele Brautpaare trauen Sie im Schnitt pro Jahr?

Ich persönlich traue 60 bis 80 Paare pro Jahr. Es gilt jedoch anzumerken, dass der Stellenetat unseres Amtes 500 Prozent beträgt. Im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre fanden 408 Trauungen pro Jahr in unserem Zivilstandskreis statt. Die beiden letzten Jahre lagen jedoch unter diesem Durchschnitt.

Liegt Heiraten wieder im Trend – auch im Bezirk Einsiedeln? In den Jahren 2020 und 2021 lagen wir unter dem 10-Jahres- Durchschnitt der durchgeführten Eheschliessungen. Von einem Abwärtstrend zu sprechen wäre hingegen verfrüht, zumal auch die Covid-19-Pandemie dabei berücksichtigt werden muss. Wir verfügen im Übrigen nur über absolute Zahlen. Diese geben die Anzahl Trauungen in unserem Zivilstandskreis wieder, unabhängig vom Wohnort der Brautleute. Es gilt in diesem Zusammenhang zu beach-ten, dass wir auch Brautpaare trauen, welche ihren Wohnsitz nicht in unserem Einzugsgebiet haben. Genauso gibt es Paare aus unserem Zivilstandskreis, die sich auswärts trauen lassen wollen.

Haben Sie eine Art Lieblingsbotschaft oder einen Lieblingssatz, die Sie Brautpaaren auf dem Zivilstandsamt gerne mit auf den Weg geben? Ich wünsche allen Verlobten vor allem Zufriedenheit für ein wundervolles gemeinsames Leben! Können Sie manchmal als Zivilstandsbeamter schon sehen oder irgendwie erahnen, wenn Eheleute vor Ihnen stehen, ob die zu schliessende Heirat eher hält oder eher nicht? Nein! Und das steht mir oder meinen Kolleginnen auch nicht zu.

Viele Ehen werden heutzutage wieder geschieden. Kennen Sie als Zivilstandsbeamter eine Art Erfolgsrezept für eine lange und glückliche Ehe? Nun, es ist wohl eine Sache des Standpunktes. Lassen Sie es mich einmal so formulieren: Aus dem Blickwinkel des für eine Scheidung zuständigen Richters werden heute zirka 40 Prozent der Ehen wieder geschieden. Aus meinem Blickwinkel als Zivilstandsbeamter halten also 60 Prozent der geschlossenen Ehen! Der Schlüssel zum Glück in der Ehe ist meines Erachtens derselbe wie im Leben allgemein, nämlich die Zufriedenheit. Einmal auch einfach zufrieden sein, mit dem, was man erreicht hat, auch auf die Gefahr hin, dass man damit nicht dem heutigen Mainstream entspricht. Sich selbst nicht so wichtig zu nehmen, dürfte ebenfalls wesentlich zu einer glücklichen Ehe beitragen. Foto: zvg

Peter Forrer

Jahrgang: 1963 Wohnort: Wollerau Beruf: Standesbeamter für Einsiedeln, March, Höfe

Hobbys: Ein wenig Golf Wandern

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