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Wendy Holdener holt Silber in der Kombination

Wendy Holdener holt  Silber in der Kombination Wendy Holdener holt  Silber in der Kombination

Wendy Holdener holte gestern Donnerstag mit einer beeindruckenden Leistung bereits ihre insgesamt fünfte olympische Medaille und durchlebte trotz des grossen Erfolges wiederum verschiedene Gefühlswelten. Den Grundstein für Edelmetall legte sie in der Abfahrt.

KONRAD SCHULER

Vor vier Jahren hat die 28-jährige Unteribergerin in Pyeongchang mit Gold im Teamevent, Silber im Slalom und Bronze in der Kombination einen ganzen Medaillensatz gewonnen. Vor gut einer Woche kam in einem kaum an Spannung zu überbietenden Slalom eine zweite Bronzemedaille dazu.

Fünfte Olympia-Medaille Gestern Donnerstag nun fuhr Wendy Holdener hinter ihrer Teamkollegin Michelle Gisin, mit der sie mittlerweile rund 20 Jahre im Skisport unterwegs ist, eine zweite Silbermedaille heraus.

«Es ist eigentlich verrückt, dass dies schon die fünfte Medaille an Olympischen Spielen ist», stellte auch die Athletin selbst im SRF-Interview fest. Diese Aneinanderreihung von Erfolgen kann entsprechend als Superleistung gewürdigt werden.

Vor vier Jahren gewann Michelle Gisin vor Mikaela Shiffrin und Wendy Holdener. Diese drei Athletinnen schrieben denn auch dieses Mal wiederum die Haupt-Geschichten.

Vier Fahrerinnen traute männiglich im Vorfelde die Medaillen zu: Mikaela Shiffrin, Michelle Gisin, Federica Brignone und Wendy Holdener.

Tolle Abfahrt «Ich probiere mich auf mich selber zu konzentrieren. Ich freue mich auf die Kombination, das mache ich gerne, auch wenn es Mehraufwand ist und der Tag vielleicht länger wird», machte sie sich vor den Rennen selber Mut. Natürlich waren bei ihr auch die Gedanken an den Bronzegewinn vor einer Woche und die zwei Kombi- Goldmedaillen an Weltmeisterschaften als Motivationsfaktoren präsent.

Wendy Holdener verlor im ersten Abfahrtstraining über fünf Sekunden, im zweiten dann noch über drei Sekunden und im dritten Training nur noch etwas weniger als eine Sekunde.

So gelang ihr mit der Startnummer 20 eine tolle Fahrt im Rennen. Mit einem Rückstand auf die Zeitschnellste Christine Scheyer aus Österreich von 0,99 Sekunden verschaffte sie sich mit Rang elf eine gute Ausgangslage für den Slalom. Mikaela Shiffrin war Fünfte mit 0,56 Sekunden Rückstand, Federica Brignone Achte mit 0,69 Sekunden Rückstand und Michelle Gisin lag genau eine Hundertstelssekunde hinter Wendy Holdener. Das Feld war also nach der Abfahrt für alle vier Favoritinnen offen.

«Eigentlich gelang mir die Abfahrt sehr gut, ich habe mein Bestes gegeben, auch wenn es schade ist, dass ich unten mein Tempo nicht ganz mitnehmen konnte», so ihr Fazit zur gelungenen Abfahrt. «Ich bin happy gewesen mit der Abfahrt, ich bin geflogen und habe es geliebt», schwärmte sie.

Slalom entschied deutlich Der Slalom musste also die Entscheidung bringen, und er brach-te sie deutlich. Die US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin erlebte zum dritten Male an diesen Olympischen Spielen eine maximale Enttäuschung und schied wie im Slalom und Riesenslalom nach wenigen Toren aus. Federica Brignone brachte einen für sie angemessenen Lauf runter und übernahm zwischenzeitlich die klare Führung. Für die beiden Schweizer Favoritinnen war die Ausgangslage nun perfekt. Wendy Holdener fuhr einen starken Slalom von oben bis unten und übernahm die Führung mit 0,8 Sekunden Vorsprung. «Hoffen wir», war denn auch ihr Kommentar nach der Zieldurchfahrt. «Bitte, bitte!» Entfesselte Gisin Gleich nach ihr kam ihre Kollegin Michelle Gisin an die Reihe. Diese legte einen sensationellen Lauf hin, sie fuhr buchstäblich entfesselt. Im Ziel leuchtete es grün auf. 1,05 Sekunden Vorsprung zeigte die Zeitmessung an. Michelle Gisin holte damit wie vor vier Jahren Gold, für Wendy Holdener gab es Silber.

Im ersten Moment war die Unteribergerin enttäuscht. Wieder und einmal mehr hat es im Slalom nicht für den Sieg gereicht. Erst allmählich erholte sie sich und übermittelte aber im SRF-Interview ihre beiden Gefühlswelten, in denen sie sich kurz nach dem Rennen befand.

«Irgendwo habe ich auf den Sieg gehofft und gedacht, dass es genug ist für den Sieg. Es war aber nicht genug, und Michelle ist im Slalom unglaublich stark gefahren », erzählte sie mit Tränen in den Augen. Freudentränen seien es gewesen, fügte sie bei. «Ich wollte Vollgas geben, bin aber nicht ganz all-in gegangen. Oben war es eher all-in, unten nicht ganz», analysierte sie. Sie sei vor ihrem Start auch über den Ausfall von Mikaela Shiffrin informiert worden, das habe sie eher ein wenig gehemmt.

«Eine schöne Medaille» Sie sei mit vielen Sachen heute happy, so Wendy Holdener, es sei eine schöne Medaille. Eigentlich sei es ja eine Superleistung von ihr gewesen, aber noch eine bessere für Michelle. Nach der Geschichte hinter dieser fünften Medaille befragt, führte die Unteribergerin aus: «Ich bin froh, dass ich nach den zwei Abfahrtstrainings nicht aufgegeben habe. Ich hatte Angst, mir die Chance nicht zu geben mitzukämpfen. Ich habe es nun aber bewiesen, dass ich es kann, dass man mehr kann, als man glaubt», resümierte sie einwandfrei. Nun gelte es, morgen Samstag Gold im Teamwettbewerb zu holen – wie vor vier Jahren. Dann würde Wendy Holdener zum zweiten Mal von Olympischen Spielen einen kompletten Medaillensatz mit nach Hause bringen.

«Ich bin happy gewesen mit der Abfahrt, ich bin geflogen und habe es geliebt.»

Wendy Holdener

«Irgendwo habe ich auf den Sieg gehofft und gedacht, dass es genug ist für den Sieg. Es war aber nicht genug.»

Mit Tränen in den Augen freut sich die 28-jährige Unteribergerin über Silber: Wendy Holdener im Interview. Foto: Screenshot SRF

Die Olympischen Spiele in Peking sind für Wendy Holdener (links) wieder eine runde Sache – hier zusammen mit ihrer Teamkollegin Joana Hählen.

Foto: Instagram

Schweizer Doppelerfolg – wie vor vier Jahren in Südkorea: Wendy Holdener holt nun in der Kombination sogar Silber, Michelle Gisin erneut Gold.

Foto: Screenshot SRF

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