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«Er hat sich eingegraben»

«Er hat sich eingegraben» «Er hat sich eingegraben»

Erklärungsversuche zur Peking-Pleite von Skispringer Killian Peier

Peking ist für den Einsiedler Skispringer Killian Peier eine grosse Pleite gewesen – vor allem, was die Einzelspringen von der Normal- und der Grossschanze betreffen. Warum bloss?

WOLFGANG HOLZ

Die Frage ist, warum Killian Peier in Peking, bei seinen ers-ten Olympischen Spielen, nicht in Form gekommen ist. Beim Springen auf der Normalschanze schaffte es der 26-Jährige, der im Skisprung-Weltcup ja immerhin unter den Top Ten steht, vor einer Woche bekanntlich nicht einmal in den Finaldurchgang. Am vergangenen Samstag landete er mit mässigen Weiten nur auf Platz 27. Woran hat es gelegen, dass der sympathische und so technisch-talentierte Romand nach aufsteigender Formkurve in den Olympia-Einzelspringen so enttäuscht hat?

Ammann vor Peier

Die Schweizer Skispringer verfehlten von der Grossschanze bekanntlich beim Sieg des Norwegers Marius Lindvik eine Top-20-Klassierung. Bei nahezu laborähnlichen Bedingungen entwickelte sich ein hochkarätiger Wettkampf. Lindvik (140,5/140 Meter) fing noch den Halbzeitleader Ryoyu Kobayashi ab. Bronze holte sich der Deutsche Karl Geiger.

Simon Ammann zeigte zwei tolle Flüge auf 131,5 und 132,5 Meter. Viel besser kann er derzeit nicht springen. Aber die Konkurrenz zieht ihm mit den Jahren davon. Deshalb resultierte für den 40-Jährigen bei seinen siebenten Olympischen Spielen Platz 25. Dabei klassierte er sich vor Killian Peier. Der Einsiedler, WM-Dritter 2019, belegte mit 130 und 129 Metern, wie gesagt, Platz 27. Bester Schweizer war wie schon von der Normalschanze Gregor Deschwanden auf Platz 22. Dominik Peter wurde 36. und musste im Finaldurchgang zuschauen. «Seine Souveränität verloren»

Doch zurück zu Peiers Peking- Pleite. Auch für seinen Betreuer Othmar Buholzer, der täglich per Zoom mit seinem Schützling in Kontakt gestanden ist, bleibt es ein Stück weit ein Rätsel. «Denn Killian hatte bislang eine sehr gute Saison, und er kämpfte sich auf unglaubliche Weise nach seiner Verletzung in die Top Ten zurück – das hat noch niemand vor ihm geschafft.» Klar ist für ihn allerdings, dass der 26-Jährige nach seinem Misserfolg auf der Normalschanze «seine Souveränität und sein Selbstvertrauen verloren hat. Er hat angefangen zu grübeln und sich dabei eingegraben.» So beschreibt Buholzer die mental- psychologischen Probleme Peiers, seine Freiheit zu bewahren, «um wie ein Vogel von der Schanze springen zu können». Peier sei trotz guten Absprungs überhaupt nicht ins Fliegen gekommen, er habe offenbar kein Gefühl für die Schanze entwickelt, so Buholzer, der mit dem Einsiedler seit 2018 zusammenarbeitet. «Diese mentale Souveränität muss er sich künftig selbst aufzubauen lernen, um bei solchen Events bestehen zu können.» In den kommenden Weltcup-Springen könne er sich weiter beweisen.

Enttäuschende Olympia-Bilanz – dabei hatte sich Killian Peier so auf Peking gefreut. Foto: Instagram

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