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«Es mag eifach nüd meh liiede»

«Es mag eifach nüd meh liiede» «Es mag eifach nüd meh liiede»

Rita Marty, Präsidentin Lehrerinnen und Lehrer Kanton Schwyz (LSZ), steht Red und Antwort zur aktuellen Corona-Situation in den Schulen

Schulen sind Hotspots der Corona-Ansteckungen. Die Wogen gehen hoch – Eltern werden übergriffig auf Lehrer und Schulleiter. «Lehrer angreifen, Schulleiter zu bedrohen und Kinder zum Protest zu missbrauchen, sind nicht tolerierbare Vorgänge», schreibt der LSZ in einer Medienmitteilung.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Wissen Sie, wie viele Lehrer derzeit krank sind oder in Quarantäne?

Nein, es kommen per E-Mail oder auf informellem Weg Informationen, aber belastbare Zahlen haben wir als LSZ nicht. Wir wissen jedoch, dass im Gegensatz zu den vorherigen Corona- Wellen in der aktuellen mehr Lehrerinnen und Lehrer von Corona direkt oder indirekt betroffen sind.

Haben die Schulen die Möglichkeit, kranke Lehrer zu ersetzen?

Das wird immer schwieriger. Die Schulleiterinnen und Schulleiter müssen viel Zeit und Energie aufwenden, um Ausfälle kompensieren zu können – und nicht immer gelingt es.

Lehrer sind am Anschlag. Und jetzt wirds auch im Lehrerzimmer öfter laut zwischen Zertifizierten und Ungeimpften. Welches Verhalten empfiehlt der LSZ in dieser Situation den Lehrern?

Ich persönlich bin der Meinung, dass Anstand und Respekt nicht verhandelbar sind. Auch wenn man unterschiedliche Haltungen und Auffassungen hat, kann man anständig miteinander umgehen.

Begrüsst es der LSZ, wenn sich die Lehrer impfen lassen? Es ist jeder und jedem selbst überlassen, ob, wie oft und wann er oder sie sich impfen lässt. Das, was wir als Schweizer Gesellschaft so hoch halten – nämlich unsere Freiheit – muss auch in diesem Bereich gelten so lange, bis diese Gesellschaft per Volksabstimmung beschliesst, dass es anders sein sollte. Wie kommt beim LSZ die Maskenpflicht für Kinder ab der ersten Klasse im Kanton Schwyz an? Viele Lehrerinnen und Lehrer unterrichten nun schon seit fast zwei Jahren ohne ausreichenden Schutz. Sie schützen sich selbst mit den bekannten Verhaltensregeln, haben Plexiglas-Scheiben aufgestellt, CO2-Messgeräte besorgt, damit immer wieder gelüftet wird, eventuell haben sie sogar Luftfilter für ihre Klassenzimmer gekauft. Im Zyklus 1 und 2 haben die Kinder bisher keine Masken getragen – nun tun sie es und viele Lehrpersonen fühlen sich etwas besser geschützt. Allerdings gibt es – wie generell in der Gesellschaft – auch andere Meinungen. Es gibt auch Lehrpersonen, die die Maskenpflicht für Kinder nicht nötig finden.

Wie gehen Schulen damit um, wenn Eltern ihre Kinder aus der Schule nehmen? Auch hier hat das Bildungsdepartement klar gesagt, was das bedeutet. Was passiert mit einem Kind, wenn es von einem Tag auf den anderen seine gewohnte Schulumgebung nicht mehr hat? Für die Kinder ist das sehr schwierig. Wir haben das im Lockdown erlebt. Als besondere Schwierigkeit sehe ich in der momentanen Situation aber, dass es wahrscheinlich nur einzelne Kinder sind, die nicht mehr im Präsenzunterricht sind.

Wie sollen Lehrer reagieren, wenn sich Kinder wegen Corona in die Haare geraten? Corona ist nicht unbedingt das Thema der Kinder. Es ist das Thema der Erwachsenen, und die Kinder übernehmen diese Haltungen. Hier gilt es zu schlichten – wie bei anderen Streitigkeiten auch.

Stellen Sie vermehrt Stress fest, den Lehrer wegen der Corona- Pandemie erleiden?

Ja, auf jeden Fall! Einerseits ist das Unterrichten mit allen Schutzmassnahmen weder angenehmer noch einfacher, andererseits gibt es generell mehr Arbeit. Dann kommt hinzu, dass sowohl Lehrerinnen und Lehrer als auch Schulleitende inzwischen durch die Dauerbelastung dünnhäutig geworden sind – es mag eifach nüd meh liiede! Wie können Lehrer einen Umgang mit diesem Stress finden? Hier sind Lehrpersonen in ihrer Kreativität gefragt – Umgang mit Stress gehört generell zu den herausforderndsten Aufgaben der Lehrerinnen und Lehrer. Abgrenzen hilft, sich nicht für alles und jeden verantwortlich fühlen … Aber das ist sehr viel leichter gesagt als getan. Was können Lehrer tun, damit ihre Schüler psychisch gesund bleiben in diesen turbulenten Zeiten und Resilienz entwickeln? Wir versuchen gerade in der Adventszeit mit Ritualen Freude zu schaffen. Es ist auch wichtig,dass Schule nach wie vor für Kinder ein Ort der Begegnung, des Lernens und des Entwickelns sein kann. Dafür setzen sich die Lehrpersonen und Schulleitenden jeden Tag aufs Neue ein: Möglichst viel Normalität auch in dieser Zeit.

Rita Marty, LSZ-Präsidentin: «Lehrer und Schulleiter sind inzwischen durch die Dauerbelastung dünnhäutig geworden.» Foto: zvg Wie sollen Lehrer reagieren, wenn ihnen Kinder eine Maskendispens überreichen? Das ist klar geregelt, Kinder mit Maskendispens müssen Abstand halten von der Klasse und können beispielsweise nicht an Gemeinschaftsaktivitäten teilnehmen.

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