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«Unsere Mitarbeitenden sind absolute Profis»

«Unsere Mitarbeitenden  sind absolute Profis» «Unsere Mitarbeitenden  sind absolute Profis»

Rudolf Schnauhuber, Regionalgeschäftsführer Ameos Süd, nimmt Stellung zu Vorwürfen der Personalkommission des Ameos Spitals Einsiedeln: «Der teilweise emotionale Umgang in breiten Kreisen der Bevölkerung mit der Pandemie ist für unsere Mitarbeitenden eine grosse Belastung.»

MAGNUS LEIBUNDGUT

Die Stimmung unter den Angestellten des Spitals sei schlecht, zitierte der EA die Präsidentin der Personalkommission (EA 97/21). Wie ist die Stimmung Ihrer Meinung nach? Selbstverständlich besteht Unsicherheit, was die Integration in die schweizerische Ameos Gruppe konkret verändern wird. Dafür haben wir Verständnis. Wir haben aber nun seit bald zwei Jahren mit der Corona-Pandemie eine besondere Situation, die nicht nur die Abläufe im Spital schwierig machen. Der teilweise emotionale Umgang in breiten Kreisen der Bevölkerung mit der Pandemie ist für unsere Mitarbeitenden eine grosse Belastung, weil der bei einigen Menschen vorhandene Unmut über die von der Politik verhängten Massnahmen häufig gegenüber unseren Mitarbeitenden artikuliert wird. Wie in den meisten anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens auch sind unsere Mitarbeitenden deshalb erschöpft.

Was unternimmt die Spitalleitung, gerade um «die Stimmung » der Mitarbeitenden zu fördern? Wir pflegen einen kollegialen Umgang untereinander und unterstützen uns gegenseitig, wo immer wir können. Michael Mehner, der Spitaldirektor, und die Führung des Hauses stehen laufend für persönliche Fragen der Mitarbeitenden zur Verfügung, zum Beispiel in Einzelgesprächen. Ich erlebe die Diskussionskultur im Haus als sehr offen und engagiert, und dies hat mir Michael Mehner auch noch einmal bestätigt.

Wie weit wird der normale Spitalbetrieb durch die Corona- Pandemie beeinflusst, beeinträchtigt oder gar verhindert? Der Spitalbetrieb wird durch die Corona-Pandemie komplizierter, weil viele Abläufe immer wieder neu definiert und auf die von Kanton und Bund erlassenen notwendigen Massnahmen abgestimmt werden müssen. Das bedeutet ja nicht nur für unsere Mitarbeitenden laufend ein Umdenken, sondern auch für unsere Patientinnen und Patienten. Aber es geht ja schliesslich darum, dass wir rund um die Uhr und auch unter erschwerten Bedingungen für unsere Patientinnen und Patienten da sind, und dabei die grösstmögliche Sicherheit für alle Beteiligten bieten. Dafür sind wir alle mit Herzblut im Gesundheitswesen engagiert.

Leisten die Mitarbeitenden einen guten Job, gerade angesichts der Zusatzbelastung durch Corona? Der Einsatz unserer Mitarbeitenden ist aus unserer Sicht aussergewöhnlich und vorbildlich, und darauf sind wir stolz. Trotz schwieriger Umstände arbeitet das Ameos Spital Einsiedeln in gewohnter Qualität und Zuverlässigkeit.

Für Unruhe auch im Dorf sorgen Abgänge und Kündigungen am Spital. Weshalb kam es zu Kündigungen in Schlüsselpositionen wie Personaldienst und Chefärzteschaft? Wir beteiligen uns aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht an öffentlichen Diskussionen über personelle Veränderungen im Haus. Die angesprochenen Fälle stehen in keinem Zusammenhang und müssen einzeln gewertet werden.

Werden die Leitung Personal und die Ausbildungsleitung Lehrlinge zukünftig nach Brunnen ausgelagert?

Die Leitung des Personals für sämtliche Einrichtungen von Ameos in der Schweiz befindet sich seit einiger Zeit in Brunnen. Da sich beide grossen Häuser nahe zueinander und dazu noch im selben Kanton befinden, hat der konkrete Bürostandort der Dienstleistungsabteilungen wenig Einfluss auf die Abläufe vor Ort. Wie wirkt sich der Wechsel in der Leitung der Seeklinik Brunnen auf das Spital Einsiedeln aus? Die Tatsache, dass sich Spitaldirektor Michael Mehner nun uneingeschränkt um das Ameos Spital Einsiedeln kümmern kann, stärkt natürlich den Standort Einsiedeln. Wieso ist es in der Pflege des Spitals Einsiedeln in der vergangenen Zeit zu zahlreichen Abgängen gekommen? Die Arbeit im Ameos Spital Einsiedeln im Speziellen wie auch im Gesundheitswesen in der Schweiz im Generellen ist in den letzten Jahren immer anspruchsvoller geworden. Neue Technologien und neue Verfahren, aber auch der immer höher werdende Erwartungsdruck der Menschen und der gleichzeitig immer stärker werdende Spardruck aus der Politik verändern den Berufsalltag in dieser Berufssparte laufend. Dazu gehört auch, dass der Arbeitsmarkt für Pflegekräfte ungemein schwierig ist und letztlich auch in der Politik intensiv diskutiert wird. Wir können unseren Bedarf an Pflegekräften nicht alleine regional abdecken und hatten zum Beispiel in den letzten Wochen eine auffällige überregionale Werbekampagne für Pflegekräfte, die Aufmerksamkeit geschaffen und mitgeholfen hat, dass wir in der Pflege deutliche Personalzuwächse verzeichnen konnten.

Aus welchen Gründen wird die Stimmung unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als schlecht beschrieben? Die Übernahme durch eine neue Trägerschaft verursacht immer eine gewisse Unsicherheit, weil sich die Mitarbeitenden aller Stufen auf eine neue Führung und zum Teil auch angepasste Abläufe einstellen müssen. Wie stellen Sie sich der Kritik, es fehle im Spital Einsiedeln an einem respektvollen Umgang mit Patienten und Personal? Die Zufriedenheit unserer Patientinnen und Patienten ist hoch, wie unsere eigenen Erhebungen immer wieder bestätigen. Dass es auch Kritik gibt, ist selbstverständlich und bei anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens nicht anders, für die Menschen bei Ameos aber immer auch Ansporn dazu, etwas im Rahmen unserer Möglichkeiten besser zu machen. Wertschätzung und Stellenwert des Personals würden leiden, lautet der Tenor seitens der Personalkommission: Ist Ameos bereit, dieser Kritik nachzugehen und den Kontakt mit der Mitarbeiterschaft zu suchen? Für Ameos sind engagierte und kompetente Mitarbeitende der Schlüssel zum Erfolg. Selbstverständlich suchen wir auf allen Ebenen laufend das Gespräch mit unseren Mitarbeitenden. Das respektvolle Einander- Zuhören ist uns ein Anliegen, und da erlebe ich den Spitaldirektor Michael Mehner als ausserordentlich engagiert. Wenn das Personal gestresst und unzufrieden ist und sich schlecht behandelt fühlt: Wie kann verhindert werden, dass sich dieser Umstand auf das Befinden der Patienten niederschlägt?

Unsere Mitarbeitenden sind absolute Profis. Patientinnen und Patienten können sich bei uns jederzeit in guten Händen wissen. Die Rückmeldungen, die wir dazu bekommen, bestätigen dies. Ist Ameos bereit, Verhandlungen über einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) in Angriff zu nehmen?

Das ist eine Frage, die wir aktuell noch intern besprechen. Kann eine Sozialpartnerschaft auch ohne GAV funktionieren? Ja, eine Sozialpartnerschaft ist nicht primär das Resultat eines GAV, sondern das Ergebnis des respektvollen Umgangs und gegenseitigen Verständnisses unter- und füreinander. Führt die Restrukturierung von Ameos Schweiz zu Ameos Süd zu einer neuen Ausrichtung des Spitals Einsiedeln? Die qualitativ hochstehende Grund- und Notversorgung in dieser Region gehört zur DNA des Hauses. Und selbstverständlich hoffen wir, mit dem einen oder anderen neuen Akzent im Behandlungsangebot die Attraktivität des Hauses zu steigern und das Einzugsgebiet noch etwas zu optimieren.

Man darf nicht vergessen, dass heute medizinische Fachkräfte am Ameos Spital Einsiedeln arbeiten, die weit über die Region hinaus anerkannt sind und das Haus zu einem Ort hoher medizinischer Kompetenz machen. Die angesprochene Restrukturierung betrifft nicht die medizinischen Kernbereiche, sondern sorgt dafür, dass in den Verwaltungs- und Tertiärbereichen eine noch höhere Qualität bei der Unterstützung von Medizin und Pflege gewährleistet werden kann. Die höhere Wirtschaftlichkeit kommt den medizinischen Bereichen zugute.

Rudolf Schnauhuber ist Regionalgeschäftsführer von Ameos Süd: «Die Zufriedenheit unserer Patientinnen und Patienten ist hoch, wie unsere eigenen Erhebungen immer wieder bestätigen.» Foto: zvg

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