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Tröstende Klänge

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ZWISCHENLUEGETEN 3

IDA OCHSNER

Wie immer hatten Heiri und ich grosse Pläne für Advent und Weihnachten. Bis jetzt ist er mit mir immer zu seiner Familie in die Steiermark gefahren. Aber seit zwei Jahren ist alles anders. Auftritte sind abgesagt, grössere Zusammenkünfte werden peinlich durchgerechnet oder sogar verboten und speziell unser Nachbar Österreich schottet die Grenzen ab. Punkt. Heiri ist richtig zweigeteilt, will nichts mehr hören oder lesen, speziell seit die Super-Corona-Variante aus Afrika wütet.

Nach langem Hin und Her hat die Familie zum zweiten Mal entschieden, dass Heiri und ich zu Hause in Einsiedeln Weihnachten feiern. Eigentlich nichts Neues für Heiri und mich, es passe ihm sogar, so könne er machen, was er wolle, und müsse nicht seinen Söhnen gehorchen! Als Erstes musste eine Tanne für unsere Stube her. Mein lieber Heiri bewundert ja die mächtige, wunderbare Tanne vor dem Kloster. Ein Meisterstück!

Ich war mit der Vase voller Korkenzieherästen und den kleinen Tannenästen und Moos beschäftigt, und in der Mitte die Krippe, Heiri mit seiner riesigen Tanne.Wir haben den gleichen Geschmack: alles einfach und möglichst aus Holz, Bast und Tannenzapfen. Die Hirten mit ihren grasenden Schafen. Die heilige Familie mit dem Jesuskind erscheint aber erst am 24. Dezember. Auch die Drei Könige aus dem Morgenland kommen erst im nächsten Jahr, am 6. Januar. Heiri wünscht sich wieder die gleiche Musik. Weisst du noch, Ida? Klar weiss ich das. Zur Untermalung für diesen Tag hole ich immer den Plattenspieler in die Stube und lege Bachs Toccata und Fuge auf. Fast göttliche Musik erfüllt den Raum und Heiri ist wieder versöhnt mit der Welt.

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Ida Ochsner (62) und Heiri Strohmayer (65) freuen sich auf die dunklen Nächte und die Stille.

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