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Nur zwei Punkte fehlten für Bronze

Nur zwei Punkte fehlten für Bronze Nur zwei Punkte fehlten für Bronze

Swisswinforce League (NLA), Rückkampf: Kriessern – Einsiedeln 22:16

Wieder lieferten sich Kriessern und Einsiedeln ein packendes Duell, das die Rheintaler diesmal dank der Reaktivierung von zwei ehemaligen Internationalen zu ihren Gunsten entscheiden konnten. Die Entscheidung fiel im letzten Kampf des Abends.

WERNER SCHÖNBÄCHLER

Eine stimmungsvolle Begegnung und sehenswerten Ringsport haben die 500 Zuschauer in der proppenvollen Mehrzweckhalle erlebt. Wer dabei nach der geglückten Vorstellung im Hinkampf einen Sieg der Einsiedler erwartet hatte, sah sich getäuscht. Dem Bürgler-Team blieb wie schon vor zwei Jahren eine bittere Niederlage erneut nicht erspart.

Die Sankt-Galler griffen in die Trickkiste und überraschten Einsiedeln mit einer Aufstellung, die taktische Varianten zuliess. So gaben die beiden einstigen Kaderringer Steven Graf und Philipp Hutter ein überraschendes Comeback und setzten damit bereits vor dem Anpfiff ein erstes Zeichen auf den dritten Platz. «Bissed, kämpfet, machids, de 3. Platz bleibt in Kriessern», stand auf einem Transparent. Die Einheimischen nahmen sich diese Worte zu Herzen und es gelang ihnen zum Leidwesen der zahlreich mitgereisten Einsiedler Anhänger, die entscheidenden Akzente zu setzen. Die Marschrichtung war für sie klar: Sie wollten mit einem Sieg die Bronze unter Dach und Fach bringen. Einsiedeln geriet in Rücklage

Das Momentum kippte zu Beginn noch auf Einsiedler Seite. Alexander Golin schien gegen Christoph Wittenwiler nach der ersten Runde mit einer 10:0-Führung einem hohen Sieg entgegenzusteuern. Doch sein Kontrahent lauerte geschickt auf Kontergelegenheiten und kam bedrohlich nahe. Am Ende hatte Golin hauchdünn mit 12:9 die Nase vorne. Andreas Burkard war, trotz seines deutlichen Gewichtshandicaps, im Schwergewicht gegen Jeremy Vollenweider mehrheitlich im Angriff. Doch sein defensiv eingestellter Gegner liess nicht viel zu, sodass es zu einer engen Angelegenheit wurde. Nach einem Abnützungskampf gewann Burkard gegen den um einen Kopf grösseren Kontrahenten mit 4:3. Die dritte Begegnung brachte für Einsiedeln eine Ernüchterung. Neyer auf Distanz gehalten

Dem Altinternationalen Urs Wild gelang es, Lars Neyer geschickt auf Distanz zu halten und mit ständigen Nadelstichen zu punkten. Neyer wurde ein paarmal schulbuchmässig ausgekontert und er unterlag mit 3:11, was für die Einsiedler eine erste bittere Pille war. Sein Bruder Sven Neyer verlor in einem über weite Strecken zähen Vergleich gegen den favorisierten U23-Vizeweltmeister Ramon Betschart, holte aber bei seiner technisch überhöhten 17:1-Niederlage einen Mannschaftspunkt. Michel Schönbächler wollte darauf Einspruch erheben.

Er lag gegen den übermächtigen Dominik Laritz mit herrlichen Überwürfen nach der ersten Runde mit 14:6 in Front. Mit tollen Aktionen glich Laritz aus und konnte mit riskanten Würfen das Blatt mit 19:14 noch zu seinen Gunsten wenden. Bei Halbzeit lag Einsiedeln entgegen den Erwartungen mit 7:12 hinten. In den fünf Kämpfen nach der Pause wurde es zwischenzeitlich sehr laut in der Halle, wo nur die Kampffläche beleuchtet wurde. Das wohl beste Duell des Abends lieferten Yves Neyer und der körperlich überlegene Philipp Hutter ab. Der konditionsstärkere Einsiedler rang seinen zunehmend nachlassenden Antipoden mit 14:4 nieder. Doch dann folgte eine Dusche für Einsiedeln. Jan Neyer wurde nach 25 Sekunden von Steven Graf eiskalt erwischt und musste eine Schulterniederlage hinnehmen, was eine erste Vorentscheidung bedeutete. Beim Stand von 17:10 konnten sich die Heimringer aufs Kontern beschränken, was sie äusserst geschickt taten. Positiv ins Szene setzte sich Maurus Zogg, Einsiedelns Austauschringer von Oberriet, gegen den sichtlich schwereren Damian Dietsche. Zogg drückte nach dem 0:1-Pausenrückstand noch mehr aufs Tempo und konnte ausgleichen. Nachdem Dietsche mit einer Zweierwertung erneut die Führung an sich riss, lag der Sieg für ihn in Reichweite. Doch Zogg konnte Sekunden vor Schluss ausgleichen und damit den Sieg holen. Darauf stach auch noch Andreas Vetsch für Einsiedeln. Er deckte mit seinem 8:0-Sieg David Loher die Grenzen auf. Beim Stande von 18:15 musste die Entscheidung zuletzt fallen. Im Schlusskampf gegen den Internationalen Marc Dietsche hatte Adrian Mazan wie schon im Hinkampf einen schweren Stand und unterlag technisch überhöht mit 2:18. «Wir haben den Sieg in der ersten Halbzeit vergeben», zeigte sich Einsiedelns Trainer Urs Bürgler enttäuscht.

Entscheidung im letzten Kampf Wer sich auf eine äusserst ausgeglichene Begegnung eingestellt hatte, lag allerdings goldrichtig, fiel doch die Entscheidung erst im allerletzten Kampf. Es herrschte also eine Spannung wie im besten Krimi. Von der Affiche her gesehen, aber auch von der tollen Ambiance her wurde der Kampf für die Zuschauer zu einem Leckerbissen. Beide Teams hatten am Ende je fünf Erfolge auf ihrem Konto. Der Sieg von Kriessern war letztlich das Produkt einer geschlossenen Mannschaftsleistung. Taktisch hervorragend eingestellt, kämpferisch und diszipliniert rissen sie die Führung schon früh an sich. Die Einsiedler Ringer kämpften etwas fahrig und liessen immer wieder unnötige Punkte liegen.

Kriessern gelang im Rückkampf ein Steigerungslauf, den kaum einer in diesem Ausmass für möglich gehalten hätte.

Nach der Niederlage gab es auf Einsiedler Seite viele enttäuschte Gesichter, während beim Gegner richtige Festfreude aufkam. Aber bereits beim gemeinsamen Nachtessen haben sie sich schon wieder ein wenig aufgefangen. Den Einsiedlern bleibt nichts anderes übrig, als diese Niederlage zu akzeptieren und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.

Freiamt scheiterte wieder

Wie schon in den letzten beiden Jahren entglitt Freiamt der Titelgewinn um lediglich einen Punkt. Willisau siegte mit 17:16. Damit konnten die Luzerner auch den zweiten Finalkampf für sich entscheiden. Nach einem 4:12-Rückstand in der Pause spielte Willisau seine Stärken in den mittleren Gewichten voll aus und wurde zum 16. Mal Meister. Der Kampf hat allerdings einen bitteren Nachgeschmack. Weil Freiamts Russe Magomed Aischkanov mit einem gefährlichen Angriff scheinbar das Willisauer Lager provozierte, zeigte er ihm den Stinkefinger. Dafür wurde er von den drei Kampfrichtern gemäss Reglement richtigerweise disqualifiziert, was bitter für sein Team war, lag er doch mit 14:0 in Führung und der Titel war zum Greifen nahe. Dass darauf auch noch Bierdosen auf die Matte flogen, dürfte noch ein Nachspiel haben.

Am Ende wurden sie Vierte: Einsiedelns Ringerriege nach dem Rückrunden-Kampf gegen Kriessern. Foto: zvg «Wir haben den Sieg in der ersten Halbzeit vergeben.»

Urs Bürgler, Trainer Ringerriege Einsiedeln

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