Veröffentlicht am

«Die Berge geben mir so viel. Da gebe ich gerne etwas weiter»

«Die Berge geben mir so viel.  Da gebe ich gerne etwas weiter» «Die Berge geben mir so viel.  Da gebe ich gerne etwas weiter»

Nach 43 Jahren ist Franz Zürcher als JO-Leiter Bergsteigen zurückgetreten. Was treibt einen wie ihn seit Jahrzehnten hinauf?

VICTOR KÄLIN

Seit Kindesbeinen an zieht es Sie hinauf auf die Berge. Als Kletterer, Bergsteiger, Leiter und Experte. Kriegt man da nie genug davon? (Lacht) … Der Berge werde ich nie überdrüssig sein. Sie geben mir so viel, da gibt man gerne etwas weiter. Und irgendwann wurde mein Hobby zum Beruf. Und damit wurden auch die Jugendund Sportkurse zu einem Teil meiner Arbeit. Als selbstständiger Bergführer sind verschiedene Standbeine wichtig. Als Bergführer und Experte, aber auch als JO-Leiter haben Sie Ihre grosse Passion immer wieder geteilt mit anderen Menschen. Woher kommt diese zusätzliche Berufung? Meine Freude an der Natur möchte ich gerne teilen und meine Erfahrung weitergeben. Mir längst bekannte Routen nehme ich anders wahr, wenn ich eine Person oder eine Gruppe führe. Vielen mache ich eine Freude, da sie sich dank mir einen Wunsch erfüllen können – zum Beispiel aufs Matterhorn. Da kämen sie alleine nicht hoch. An der Generalversammlung der SAC Sektion Einsiedeln haben Sie das Amt als JO-Leiter nun abgegeben – nach 43 Jahren! Die Motivation der Jungen hat mich selbst motiviert. Zu sehen, dass sie wollen! Sie wollen einfach klettern, auch wenn sie noch keine Ahnung haben. Hier zu lehren ist eine sehr dankbare Aufgabe. Lässt sich «die Jugend» überhaupt fürs Bergsteigen begeistern?

Ja, sehr. Wir haben derzeit eine aktive JO-Gruppe von 10 bis 20 Kindern. Sie ziehts aber weiterhin in die Höhe … Ja natürlich. Private Touren stehen an erster Stelle. Und da man als Bergführer mit 65 nicht automatisch pensioniert wird, bleibe ich auch hier aktiv. Wie viel Zeit verbringen Sie in den Bergen? Im letzten Winter waren es mehr als 100 Skitouren. Im Sommer war ich ebenfalls rund 100 Tage als Wanderer, Kletterer oder Bergsteiger unterwegs. Es «läppert» sich schon etwas zusammen. Nach so vielen Jahren in den Bergen haben Sie sich Ihre Träume wahrscheinlich längst alle erfüllt. Oder irre ich mich da? Die hohen Gipfel habe ich tatsächlich langsam gesehen. Und da im Alter vieles automatisch strenger wird, heisst es für mich: Weissmies statt Matterhorn – wobei ich schon 40 Mal auf dem «Horu» gestanden bin.

Ich habe das Gefühl, dass ich meine Zeit als Bergführer gut genutzt habe. Natürlich wären Touren in der Mongolei, Kirgistan oder Iran interessant, doch da muss vieles zusammenpassen. Stattdessen kann ich jetzt gemütlich aufs Laucherenstöckli und freue mich, dass das problemlos möglich ist. Was sollte man in den Bergen aller Erfahrung, Ausbildung und Routine zum Trotz nie ausser Acht lassen … Wichtig ist, die Touren seriös zu planen, das eigene Niveau nicht zu überschätzen und umzukehren, wenn es erforderlich ist. Trotzdem ist nicht das Bergsteigen an sich das Gefährlichste, sondern die An- und Rückreise.

Und wie sieht die Unfallbilanz bei Ihnen persönlich aus? Glücklicherweise hatte ich praktisch keine Unfälle. Mit 13 brach ich mir im «schlechten Schnee» auf der Furggelen das Bein. Und später einmal verrenkte ich den Fuss … Arbeiteten Sie am «Glück»?

Ich habe nie nur meiner Vorbereitung vertraut, sondern immer auch auf mein Bauchgefühl gehört. Im Zweifelsfall lasse ich es dann halt sein.

Foto: Victor Kälin

Franz Zürcher

Jahrgang: 1955 Wohnort: Einsiedeln Beruf: Bergführer Hobbys: Bergsteigen, Musizieren das Leben geniessen …

Share
LATEST NEWS