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«Jetzt greife ich voll an»

«Jetzt greife ich voll an» «Jetzt greife ich voll an»

Der 16-jährige Bennauer Jan Walker freut sich über seinen ersten Erfolg bei den Einsiedler Ringern in der NLA

Er strahlt Ruhe aus. Er ist bodenständig. Und er hat von klein auf eine grosse Leidenschaft fürs Ringen: Jan Walker aus Bennau hat nun schon dreimal für die Ringerriege Einsiedeln in der NLA gerungen. Zuletzt lieferte er vor heimischem Publikum ein Husarenstück ab.

WOLFGANG HOLZ

Eigentlich war er auf völlig verlorenem Posten – vergangenes Wochenende bei seinem 80-Kilogramm-Greco-Ringkampf gegen den Hergiswiler Routinier Patrick Kunz. 1:8 stand es nach drei Minuten zähen Kampfes. Doch dann flüsterte ihm Trainer Urs Bürgler in der Pause die entscheidende Botschaft ins Ohr: «Es wäre gut, wenn du den Punkt für die Mannschaft noch heimbringen würdest, und geh nicht so in den Clinch.» Publikum feuerte ihn an

Der 16-jährige Bennauer schöpfte prompt Mut. «Mein Mund fühlte sich sehr trocken an, ich trank etwas Wasser und liess mir die Arme lockern», erzählt Jan Walker. Er fühlte, dass er konditionell seinem 12 Jahre älteren Kontrahenten im Ring eigentlich überlegen war. Und doch verbuchte der Hergiswiler erst mal noch weitere Punkte zum 12:1. Dann setzte der Maurerlehrling aber alles auf eine Karte. «Entweder verliere ich jetzt oder ich greife voll an», schildert der Einsiedler Ringer im Nachhinein seine Lage – mit einem Schmunzeln im Gesicht. Seinem Gegner sei zunehmend die Puste ausgegangen und sei wegen passiven Verhaltens auf der Matte verwarnt worden.

Als er dann die nächsten Punkte für sich verbuchen konnte und merkte, dass das heimische Publikum plötzlich «erwacht war», rang er den Hergiswiler nieder. 17:14 lautete nach sechs Minuten das knappe Resultat. «Das Gefühl danach war unbeschreiblich», so Walker zu den Szenen in der Halle nach seinem Kampf. Alle jubeln, er wird umarmt. Nicht zuletzt seine Eltern und seine 14-jährige Schwester Aline, die auch beim Kampf dabei waren, freuen sich für ihn.

Sein erster Sieg in der NLA Dieser Sieg war der erste Triumph Jan Walkers in der NLA Swisswinforce Premier League für die Ringerriege Einsiedeln. Zuvor schon hat er jüngst gegen Freiamt im Greco gekämpft. Und letzte Saison war er ebenfalls gegen die Freiämtler im Einsatz, dieses Mal im Freistil. Beide Kämpfe verlor er. In der ersten Liga kämpfte er bereits sieben Mal – bei sechs Siegen.

«Mir macht Freistil und Greco Spass», sagt der junge Ringer. Beim Freistil sei mehr Technik gefragt, beim Greco mehr Krafteinsatz durch die Arme. Sein Ziel ist es, in Zukunft fest zur ersten Mannschaft zu gehören. Er sei sehr gut aufgenommen worden vom Team, und der Zusammenhalt in der Riege sei sehr angenehm. «Natürlich möchte ich bei meinen Ringkämpfen unfall- und verletzungsfrei bleiben», wünscht sich Walker. Ob es später mal zum Profi reicht – diese Option hält er sich noch offen. «Ich will jetzt erst mal meine Maurerlehre abschliessen, dann sehe ich weiter.» Eine sehr vernünftige und bodenständige Entscheidung.

Gerne draussen Übrigens: Sein Beruf macht ihm grossen Spass. Auch wenn er sommers wie winters morgens in aller Früh mit dem «Töffli» von Bennau auf die Baustelle fahren muss. Im Augenblick verschalt und betoniert er an einem Mehrfamilienhaus an der Etzelstrasse in Einsiedeln. «Ich wollte schon immer draussen an der frischen Luft arbeiten», versichert er. Er sei nicht so der Bürotyp. «Ausserdem kann ich auf der Baustelle Kraft tanken fürs Ringen. Bis jetzt gehe ich noch wenig in den Kraftraum.» «Mich fasziniert der Zweikampf Mann gegen Mann», erklärt der Bennauer, der am liebsten Cordon bleu mit Pommes Frites isst, seine Leidenschaft fürs Ringen. Er ringe schon seit rund zehn Jahren. Wobei er den Einstieg in den Ringsport auch dem «Einsiedler Anzeiger» ein wenig verdanke. Denn sein Freund Andrin Kauflin und er haben sich vor Jahren auf eine Anzeige fürs neue Ringerlokal gleich auf den Weg gemacht, um mitringen zu können. Kranzschwinger ist sein Ziel

Wie Kampfsport geht, weiss er auch aus anderer Erfahrung. Denn der junge Ringer ist auch ein begeisterter Schwinger. «Beides ist schön», so der junge Mann. Geschwungen werde draussen im Sägemehl, und Schwingen sei eben der traditionelle Nationalsport. Andererseits gehe es beim Schwingen ruhiger zu als beim Ringen. Dieses Jahr habe er mit der Teilnahme am Eidgenössischen Nachwuchsschwingertag sein sportliches Ziel erreicht. «Beim Wettkampf selbst ist es mir dann allerdings nicht so gut gelaufen.» Langfristig will er ein Kranzschwinger werden – «wobei mir das Ringen viel bringt fürs Schwingen.» Und wie ist es eigentlich, Sohn eines Polizisten zu sein? «Ich habe keine Angst», sagt er und lächelt. Sein Vater würde ihn «machen lassen». «Und meistens kommt mein Vater zu den Kämpfen mit», freut er sich.

Jan Walker im Training mit Kay Neyer im Ringerlokal. Foto: zvg

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