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Die schönsten Kühe im Fokus

Die schönsten Kühe im Fokus Die schönsten Kühe im Fokus

847 Tiere kommen an der Einsiedler Viehausstellung 2021 zu einem imposanten Auftritt – unter den Augen von Tausend Besuchern

Dem Coronavirus zum Trotz ging am Dienstag im Klosterdorf die Viehschau über die Bühne. Die Auffuhrzahlen lassen sich durchaus sehen – obwohl sie nicht die Stückzahl von früheren Ausstellungen erreichen, als noch keine Corona-Massnahmen geherrscht haben.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Der Herbst hat definitiv Einzug gehalten. Das zeigt sich nicht nur an den tieferen Temperaturen, sondern auch am Nebel. Verdutzt und ungläubig suchen die Besucher der Viehausstellung in Einsiedeln am Dienstagmorgen das Benediktinerkloster – vergebens: Denn es steht nicht mehr an seinem gewohnten Platz. Im Nebel versunken scheint sich das Kloster Einsiedeln vollends aufzulösen – die Viehausstellung findet derweil heuer der Corona-Pandemie zum Trotz im Klosterdorf statt.

Wer allerdings in den Genuss der Viehschau kommen will, muss sich beeilen. Denn bereits um 10 Uhr sind über Tausend Besucher vor Ort: Damit ist die maximale Besucherzahl schon erreicht.

Um das Covid-19-Schutzkonzept erfüllen zu können, dürfen nicht mehr als Tausend Leute auf den Platz gelangen. Weil jeder Landwirt, der an der Viehschau teilnimmt, bereits vorgängig fünf grüne Einlassbänder erhalten hat, sind die restlichen, übrig gebliebenen Bändeli Mangelware und also denn schnell weg am Morgen.

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben Wer es nicht rechtzeitig schafft, hat das Nachsehen: Zurück bleiben zahlreiche enttäuschte Leute, die am kontrollierten Eingang zum Ausstellungsgelände abgewiesen werden. Für diese Gäste sind auf dem Umgelände Sitzgelegenheiten erstellt worden.

Wer es schliesslich geschafft hat, in das Gelände eingelassen zu werden, braucht derweil sein Kommen nicht zu bereuen. «Die Besucher haben Freude, es herrscht eine gute Stimmung», sagt Ausstellungspräsident und Bezirksrat Patrick Notter – dies nachdem im vergangenen Jahr wegen der Corona-Pandemie keine Viehausstellung durchgeführt werden konnte.

Notter hat wegen Corona mit einem Rückgang in der Höhe von rund zwanzig Prozent bei den Auffuhrzahlen gerechnet. Nun lassen sich die Auffuhrzahlen wider Erwarten durchaus sehen – obwohl sie naturgemäss nicht die Stückzahl von früheren Ausstellungen erreichen, als noch keine Corona-Massnahmen geherrscht haben. Im Vergleich zum Jahr 2019, als die gesamte Auffuhrzahl Tausend betragen hatte, werden heuer 847 Tiere gezählt.

Notter rechnet denn, dass das Budget der Viehschau in der Höhe von 40'000 Franken eingehalten werden kann. Das sei auch noch davon abhängig, wie die Einkünfte in der Festwirtschaft ausfallen würden. Weil beim Festzelt zwei Seitenwände nicht montiert sind, erfüllt es die Anforderungen eines Aussenbereichs: Auf das Tragen der Masken kann getrost verzichtet werden, die 3G-Regel ist aufgehoben. Die Gäste kommen denn also ungeimpft und ohne Corona-Test zu ihrem Kaffee Schnaps.

Nera Verzascaziege ist zum ersten Mal an der Schau dabei

Wer ist die schönste Viehschau im Land? Für Notter ist die Antwort sonnenklar: «Einsiedeln ist die grösste und schönste Ausstellung im Kanton Schwyz.» Zusammen mit der Ausstellungssekretärin Jaqueline Birchler, Sachbearbeiterin Volkswirtschaft und Sicherheit, ist Patrick Notter bereits seit sieben Jahren für die Organisation der Bezirksviehausstellung in Einsiedeln verantwortlich.

Die Viehschau hat immer wieder eine innovative Ausstrahlungskraft an den Tag gelegt. «Komplett neu und das erste Mal werden Nera Verzascaziegen gezeigt», führt Notter aus. Die Wiege der Nera Verzascaziege liegt im Tessin, insbesondere dem Verzasca Tal. Diese rein schwarze Ziegenrasse ist gefährdet und weist von allen Herdebuchrassen am wenigsten Tiere aus.

Die Nera Verzascaziege ist ausgesprochen temperamentvoll, und ihre Anpassungsfähigkeit an hohe wie auch tiefe Temperaturen machen sie zu einer robusten Rasse. Viele Nera Verzascaziegen werden die meiste Zeit im Freien gehalten. Dort sorgen sie dafür, dass Büsche und Bäume zurückgedrängt werden und so die offene Landschaft erhalten bleibt.

Wie die Ziegen das Publikum betören Kein Wunder, bewegen sich die Besucherströme an der Viehausstellung in die Richtung der Ziegen, auch wenn einige Böcke streng riechen mögen: Die Geissen sind ein Publikumsmagnet par excellence und betören die Besucher von Grund auf.

Die Schwarzhalsziegen gebärden sich an der Schau durchaus lebhaft und gehören unter den Schweizer Ziegenrassen zu den temperamentvolleren. Ihr Äusseres macht von Anfang an klar: Bescheidenheit ist nicht ihre Stärke. Schön, stolz und temperamentvoll sind sie, die Walliser Schwarzhalsziegen. Und manche behaupten gar, sie hätten die gleich harten Köpfe wie die Menschen in ihrer Heimat.

Auch die Toggenburgerziegen ziehen das Publikum in den Bann: Diese Ziegen sind äusserst robust und bewähren sich ausgezeichnet im steilen Berggelände. Ihr Milchertrag ist im Vergleich zu nur auf Milch gezüchteten Ziegen niedriger, liefert jedoch ausgezeichnete Milch für die beste Käsequalität. Zudem ist die Toggenburgerziege sehr fleischig und liefert ein feinfasriges Fleisch. Die Bestände der Toggenburgerziegen in der Schweiz sind seit Jahren besorgniserregend tief und stehen knapp vor dem Aussterben, weil milchbetontere Ziegenrassen bevorzugt werden.

Ärger für die Schulleiter wegen unbefugten Eindringlingen

Nun kommt Bewegung in die Viehausstellung: Immer mehr Leute scheren sich einen Deut um die Einlasskontrolle und schlüpfen – ohne grünes Bändeli – zwischen das doppelte rot-weisse Trassierband, mit dem das Ausstellungsgelände eingezäunt worden ist, hindurch. Das beschert den Schulleitern des Bezirks Einsiedeln Ärger: Die Schulleiter stehen an der Viehausstellung im Einsatz und kontrollieren die Abzäunung des Ausstellungsgeländes, auf dass keine Besucher über die Absperrung steigen können.

Doch das ist leichter gesagt als getan: Das Gelände ist gross, und für die Besucher ist es ein Leichtes, das Trassierband zu passieren. Schliesslich ist dieses Band auch nicht mit einem Gitter zu vergleichen, das für grössere Anlässe wegen Corona in der Regel aufgestellt werden muss.

Während die Voraussetzungen für die Viehschauen also von Ort zu Ort verschieden sind, mögen die Kriterien, um zur Miss gewählt zu werden, bei allen Ausstellungen die gleichen sein: Als eine schöne Kuh erachten die Züchter eine, die wirtschaftlich ist. Das bedeutet, dass sie über einen langen Zeitraum viel Milch produzieren und gut Kälber gebären kann. Verschiedene Eigenschaften sind dafür zentral: Das Hauptkriterium für die Wirtschaftlichkeit einer Kuh ist das Euter. Nicht weniger als sieben Merkmale begutachten die Experten dafür.

Miss Einsiedeln steht zur Wahl Wichtig ist aber auch der Rahmen einer Kuh: Der Rahmen ist definiert als Bereich von der Flanke bis zur Brust und oben bis zur Rückenlinie. Wichtig für die Schönheit einer Kuh ist auch ihr Fundament, sprich die Beine. Wie das Becken beschaffen ist, fliesst ebenfalls in die Gesamtbewertung ein.

Kurz nach 12 Uhr ist es so weit: Als Höhepunkt des Tages stehen die Misswahlen an der Bezirksviehausstellung Einsiedeln auf dem Programm: Zuerst wird die schönste Toggenburger-, Schwarzhals- und Nera Verzascaziege gekürt. Dann steigen die Original Braunviehkühe und schliesslich die Braunviehtiere in den Ring: Ob jung oder alt – es sind in der Tat prächtige und schöne Kühe, welche die Bauern mit Stolz dem Publikum präsentieren.

Wer wird Miss Einsiedeln? In Reih und Glied, frisch gestriegelt, strahlend rausgeputzt und bestens genährt, erwarten die Kühe geduldig den Schiedsspruch der Preisrichter. Foto: Magnus Leibundgut

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