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Das Tagebuch der Katastrophen ist 100 Jahre alt

Das Tagebuch der Katastrophen ist 100 Jahre alt Das Tagebuch der Katastrophen ist 100 Jahre alt

«Stürzende, gleitende und fliessende Gesteinsbewegungen » hiess eine der Publikationen von Pater Damian Buck. Dieses Standardwerk erschien vor exakt 100 Jahren.

MARTIN LÜTHI

In den Jahren zwischen 1895 und 1910 ereigneten sich viele Erdrutsche und Felsstürze in unserer Gegend. Diese dürften den Einsiedler Pater Dr. Damian Buck O.S.B. (1871 bis 1940) dazu veranlasst haben, eine Sammlung aller bekannten Ereignisse zu verfassen. Vor genau hundert Jahren von der Einsiedler Verlagsanstalt Benziger publiziert, ist sein Werk «Stürzende, gleitende und fliessende Gesteinsbewegungen in der Schweiz» noch heute von Bedeutung. Chronologie und Erklärungen

Neben einer Aufzählung der Naturkatastrophen erklärt er anschaulich, wie sich diese Ereignisse einteilen lassen und wodurch sie ausgelöst wurden. Pater Damian war ein bekannter Pater und beliebter Prediger, insbesondere bei den Alpgottesdiensten. Aber er war auch ein breit interessierter Naturforscher, der mit den wichtigen Professoren seiner Zeit in regem Austausch stand. Die Biologie, die Geologie und die Einsiedler Pferdezucht waren ihm besonders wichtige Anliegen. Mit dem Naturalienkabinett des Klosters wollte er die Wunder der Natur den Stiftsschülern nahebringen. Besonders bekannt wurde Pater Damian durch die Beherbergung von insgesamt vier Löwen im Innenhof des Klosters, wohl nicht immer zur Ergötzung seiner Mitbrüder.

Pater Damian war Gründungsmitglied und erster Präsident der Naturforschenden Gesellschaft des Kantons Schwyz im Jahr 1932. Der Schutz der einheimischen Tierwelt und der Pflanzen lag ihm sehr am Herzen. So schrieb er flammende Aufrufe an Behörden, um das Edelweiss in den Schwyzer Bergen total zu schützen … leider nur mit geringem Erfolg. Auch bei praktischen Fragen, zum Beispiel dem Bau des Furliwasser-Kraftwerkes im Eingang zur Weglosen (EA 60/19), stand er beratend, und mit Wasserfärbungen auch praktisch, zur Seite.

Dr. Martin Lüthi, geboren 1967 in Olten, ist seit 20 Jahren in Einsiedeln wohnhaft. Er arbeitet am Geographischen Institut der Universität Zürich als Leiter der Gruppe «Dynamik von Gletschern und Eisschilden». Als Gletscher- und Höhlenforscher ist er beruflich und privat oft an interessanten und abgelegenen Orten unterwegs, zu Fuss, mit Skiern oder auf dem Bike. Lüthi ist den Leserinnen und Lesern des Einsiedler Anzeigers bekannt als Seitenblick-Autor. Sein letzter Beitrag erschien in der Ausgabe 70/21.

Die von Pater Damian Buck aufgezählten Bergstürze und Rutschungen, auf der Siegfriedkarte von Martin Lüthi mit der Jahreszahl vermerkt.

Pater Damian (Mitte) zusammen mit zwei Begleitern, vermutlich in der Höhle am Rütistein im Ybrig.

Quelle: Klosterarchiv Einsiedeln

Exemplar aus dem Nachlass von Professor Rollier an der ETH, mit dem Pater Damian lange Briefwechsel hatte.

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