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Die Macht der Worte

Die Macht der Worte Die Macht der Worte

Ökumenischer Gottesdienst zum Eidg. Dank-, Buss- und Bettag

Es ist zur Tradition geworden, dass sich die katholische und die reformierte Glaubensgemeinschaft aus Anlass dieses besonderen Sonntags zum gemeinsamen Gottesdienst zusammenfinden.

KARL HENSLER

Stimmungsvolles Orgelspiel eröffnete den von den Pfarrern Basil Höfliger und Urs Jäger geleiteten Gottesdienst.

Pater Basil hiess die Gottesdienstbesucher herzlich willkommen und betonte seine Freude über das gute Einvernehmen mit seinem Amtskollegen der evangelischen Kirchgemeinde.

Mit Sorge beobachte er seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie die Macht der Worte. Worte, die andere Menschen diffamieren, die unsere Gesellschaft zu spalten drohten. Demgegenüber würden die Worte Gottes stehen, die uns zum Frieden und der Versöhnung aufrufen würden. Der Pfarrer gab zu bedenken, dass sich jeder selbst fragen sollte, wo er bei diesem Thema stehe und wie weit er anders Denkenden die Hand reichen kann. Wegweisend soll der Vers aus der Bibel uns Hilfe anbieten: Richtet nicht, auf dass ihr gerichtet werdet!

Pfarrer Urs Jäger bedankt sich bei Pater Basil und freut sich sehr, dass dieser Gottesdienst werden kann. Es sei ein besonderer Gottesdienst, der mit dem jüdischen Fest «Jom Kippur », übersetzt Tag der Versöhnung, zusammenfalle.

Er hatte dazu eine alte Geschichte, eine Legende gefunden, die gerade jetzt bestens passen würde. Die Geschichte, die er erzählte, handelt von einem Schneider, der alle Jahre am Vorabend des Versöhnungstages all seine Sünden vorlas und danach die Sünden, die er Gott anlastet. All sein Kummer, seine Sorgen, alle Krankheiten und andere Widerwärtigkeiten. Er sprach: «Allmächtiger Gott, es ist Jom Kippur, und ich verzeihe Dir Deine Sünden und auch Du sollst unsere Sünden verzeihen. Das Verhalten des Schneiders gegenüber Gott könnte man als Unverschämtheit bezeichnen. Doch der Schneider erkannte, dass nicht alles in seinem Leben sein Verdienst oder seine Schuld war, seine Fehler aber von Gott schon vergeben waren.

Der reformierte Pfarrer führte mit dieser Geschichte ein Bild vor, das sich auch in unsere Zeit setzen liesse. Er erinnerte damit, eigentlich sollten wir stets Vergebung üben. Doch es machte den Anschein, dass ein Grossteil der heutigen Menschen damit Mühe hätte, in der Meinung, dass ihr Eigenwohl darunter leiden könnte. Dabei wäre doch der Eidg. Dank-, Buss- und Bettag bestens geeignet, einmal im Jahr sauberen Tisch zu machen und einander zu vergeben. Pfarrer Jäger schloss den Vergleich mit den Worten: «Bitten wir Gott, uns zu helfen, bei allen unterschiedlichen Meinungen wieder aufeinander zugehen zu können, einander einfach mit Zuneigung zu begegnen, ein offenes Ohr zu haben für die Anliegen der Andersdenkenden, Frieden auch dort zu finden, wo die Menschen sich nicht treffen können.» Die Fürbitten, unter dem Einfluss des Corona-Gedankens gefasst, begleiteten die Gläubigen mit gesungenen Refrains. Das Schlussgebet und der Segen wurden von jubelndem Orgelspiel von Madeleine Durrer abgelöst und beendete einen besinnlichen Sonntags-Gottesdienst.

Pfarrer Urs Jäger (links) und Pfarrer Basil Höfliger zelebrierten gemeinsam den Ökumenischen Gottesdienst zum Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettag.

Foto: Karl Hensler

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