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«Klar, ich will in Peking dabei sein»

«Klar, ich will in Peking dabei sein» «Klar, ich will in Peking dabei sein»

Interview mit dem Einsiedler Skispringer Dominik Peter, der momentan noch seine Meniskus-Verletzung auskuriert

Er springt im Schatten von Simon Ammann, Gregor Deschwanden und Killian Peier im Schweizer Team. Und doch hat der 20-Jährige, der unter der Woche im Klosterdorf wohnt, ein grosses Potenzial. Im Augenblick muss er aber erst mal seine Knieverletzung auskurieren.

WOLFGANG HOLZ

Herr Peter, Sie leben und arbeiten in Einsiedeln. Wie lange eigentlich schon, und was machen Sie genau beruflich? Ich habe die KV-Lehre an der United School of Sports in Zürich absolviert. Vor vier Jahren bin ich in eine Wohnung nach Einsiedeln gezogen, wo ich unter der Woche wohne. Ich arbeite in Schindellegi in einem Treuhandbüro. Immer wenn ich frei habe und nicht an Wettkämpfen bin, gehe ich nach Hause zu meinen Eltern, die im Zürcher Oberland leben.

Sie leben und arbeiten hier unter der Woche, trainieren hier regelmässig auf den Schanzen, starten aber nicht für den SC Einsiedeln. Warum nicht? Ich komme aus dem Zürcher Oberland, daher gehöre ich dem Skiclub am Bachtel an. Dies bleibt das ganze Skispringer-Leben gleich. Wir Skispringer sind nicht wie im Fussball, wo ja oft der Verein gewechselt wird. Ausserdem trainiere ich ja in Einsiedeln nicht mit Einsiedlern, sondern mit meinen Kollegen von Swiss-Ski. In Einsiedeln gefällt es mir sehr gut. Wenn ich abends nach Hause komme, erhole ich mich. In den Ausgang gehe ich nicht – das brauche ich nicht. Ich bin Spitzensportler und treffe mich gerne mit meinen Freunden draussen.

Apropos Schanzen. Sind Sie schon auf den neuen Anlaufspuren gesprungen? Wie fühlt sich das an? Nein, noch nicht. Ich konnte die Schanze aufgrund meiner Meniskus- Operation im Mai noch nicht testen. Ich befinde mich im Augenblick in der Reha. Die Heilung ist bis jetzt gut verlaufen. Wann ich wieder springen kann, weiss ich noch nicht. Wahrscheinlich in zwei bis drei Wochen. Da wünschen wir Ihnen natürlich gute Besserung. Wie wichtig sind die Einsiedler Schanzen aus Ihrer Sicht für Einsiedeln und für das Schweizer Skispringen generell? Danke. Die Schanzen sind sehr wichtig, da Einsiedeln unser nationales Leistungszentrum ist. Einsiedeln ist für uns Skispringer trainingstechnisch der wichtigste Ort in der Schweiz.

Es ist zugegebenermassen noch weit weg. Aber nächstes Jahr stehen die Olympischen Spiele in Peking auf dem Programm. Ist es Ihr grosses Ziel, dabei zu sein? Wie realistisch ist es, dass Sie dies schaffen? Für mich ist klar, ich will dabei sein. Hoffentlich gehen vier Skispringer zu den Olympischen Spielen. Ich will mich für Peking qualifizieren. Ich weiss zum jetzigen Zeitpunkt zwar noch nicht, welche Springer das sein werden.

Derzeit ist es noch zumeist ein Quintett, das für die Schweiz im Weltcup und anderswo bei Schanzenspringen startet: Simon Ammann, Killian Peier, Gregor Deschwanden, Dominik Peter und Andreas Schuler. Wo stehen Sie in diesem Quintett, was würden Sie sagen? Das lässt sich momentan schlecht sagen, weil ich verletzt bin – genauso wie Killian Peier. Killian und ich werden sicherlich wieder zurückkommen. Er ist die Nummer eins. Gregor Deschwanden ist die Nummer zwei, und Simon Ammann und ich kämpfen wohl um die dritte Position. Das wäre ja schön, wenn Sie bei Olympia mitspringen könnten. Was möchten Sie denn in der nächsten Weltcup-Saison erreichen? Grundsätzlich sind für mich immer Top-30-Platzierungen der Anspruch. Und möglichst viele Weltcup-Punkte. Ich bin in Russland 2020 schon auf den 16. Platz gesprungen. Wenn ich es schaffe, konstant in die Top 30 und Top 20 zu springen, ist es durchaus auch möglich, öfter weiter nach vorne zu springen. Bei der Junioren-WM in Lahti in diesem Jahr holte ich die Bronzemedaille. Ich muss einfach noch konstanter meine Sprünge abrufen können. Langfristig möchte ich der beste Skispringer der Welt werden, WM- und Olympia- Medaillen für die Schweiz gewinnen. Was sind Ihre Stärken, was können Sie noch verbessern? Meine Stärken sind sicher meine physischen und technischen Fähigkeiten. Auf der Schanze und im Kraftraum. Es gibt sicher noch Feinheiten, die ich überall verbessern kann, beim Absprung beispielsweise, um noch mehr Druck an den Schanzentisch zu bringen. Im Sommer-Grandprix werden Sie aufgrund Ihrer Verletzung wohl nicht mehr starten. Schaffen Sie es zum Weltcup-Beginn? Genau. Für den Weltcupstart Ende November möchte ich wieder zum Weltcupteam gehören. Was machen Sie eigentlich gerne privat, wenn Sie nicht ans Skispringen denken? Dann bin ich gerne mit der Familie zusammen oder unternehme etwas mit Freunden.

«Langfristig möchte ich der beste Skispringer der Welt werden, WM- und Olympia-Medaillen für die Schweiz gewinnen.»

Dominik Peter, Skispringer

Selbstbewusst und zielstrebig: Skispringer Dominik Peter. Foto: Swissski

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