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14 Kinder sind in die Einsiedler Babyklappe gelegt worden

14 Kinder sind in die Einsiedler  Babyklappe gelegt worden 14 Kinder sind in die Einsiedler  Babyklappe gelegt worden

Am Muttertag im Jahr 2001 war es so weit: Im Spital Einsiedeln wurde das erste Babyfenster der Schweiz eröffnet. Die Verantwortlichen ziehen zwanzig Jahre danach eine Bilanz zum Projekt, das damals im Klosterdorf hohe Wellen warf und viele Emotionen auslöste.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Das Babyfenster Einsiedeln ist ein gemeinsames Projekt des Ameos Spitals Einsiedeln und der Stiftung Schweizerische Hilfe für Mutter und Kind (SHMK). Es ermöglicht Müttern in einer ausweglosen Lage, ihr Neugeborenes anonym und ohne Risiko ins Babyfenster zu legen.

Die Mutter öffnet das Fenster, legt das Baby hinein, schliesst das Fenster wieder und entfernt sich. Darauf wird im Spital verzögert Alarm ausgelöst, und Pflegefachfrauen sorgen für eine Betreuung des Neugeborenen. Das Babyfenster ist zwar elektronisch überwacht, es findet jedoch keine Videoüberwachung statt.

«Sobald die Klappe des Babyfensters verriegelt ist, bleibt sie zu», erklärt Mirjam Panzer, Kommunikationsverantwortliche im Ameos Spital Einsiedeln: «Ab dem Öffnen des Babyfensters geht es drei Minuten, bis der Alarm ausgelöst wird.» Dieser gehe direkt an die diensthabende Hebamme. «Das Kind kommt danach unverzüglich in die Obhut der Geburtenstation des Spitals Einsiedeln und wird umgehend betreut und versorgt», erläutert Panzer: «Es wird umgehend ein Pädiater aufgerufen, der das Kind untersucht.» Die Mutter hat das Recht, ihr Baby mindestens bis zu einem allfälligen Adoptionsvollzug zurückzufordern. Eine Adoption kann frühestens nach einem Jahr erfolgen. «Die Abgabe des Babys melden wir den Behörden », führt Panzer aus: «Für das Kind wird durch die Behörden umgehend eine Vormundschaft errichtet.» Fast die Hälfte der Eltern melden sich bei der Kesb Das Kind bleibe bis zur Übergangsplatzierung in eine Pflegefamilie für eine Woche bis zehn Tage in der Obhut des Spitals Einsiedeln und werde ein Jahr lang nicht zur Adoption freigegeben, betont die Kommunikationsverantwortliche: So hätten die Eltern die Möglichkeit, sich bei der Kesb zu melden.

«Wir wissen, dass sich rund vierzig bis fünfzig Prozent der Eltern nach der Abgabe des Kindes irgendwann wieder bei der Kesb melden», konstatiert Panzer: Wie viele der Eltern ihr Kind zu einem späteren Zeitpunkt wieder bei sich aufnehmen können, darüber werde das Spital Einsiedeln nicht informiert. «Dazu könnte die Kesb Ausserschwyz genauere Angaben machen », hält Panzer fest: «Wir sehen unsere Funktion darin, mit dem Babyfenster eine (Teil-) Lösung für ein gesellschaftliches Problem zu bieten.» 2018 wurde zum letzten Mal ein Baby ins Fenster gelegt «Grundsätzlich freut es uns, wenn das Babyfenster so wenig wie möglich zum Einsatz kommen muss», schildert Panzer: «Das letzte Kind wurde vor zwei Jahren und acht Monaten ins Einsiedler Babyfenster gelegt.» Ein Rückblick auf die letzten 20 Jahre zeige, dass es immer wieder längere Phasen ohne ein Kind im Babyfenster gegeben habe. «Dennoch hoffen wir, dass kein Vater und keine Mutter in die schwierige und verzweifelte Lage kommen muss, das eigene Kind ins Babyfenster legen zu müssen», sagt Panzer: «Und sollte es trotzdem so weit kommen, ist das Team des Spitals Einsiedeln für dieses Baby immer da.»

Das Babyfenster im Ameos Spital Einsiedeln befindet sich zwischen der Notfallstation und dem Impfzentrum. Foto: Magnus Leibundgut

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