Veröffentlicht am

Die lang ersehnte Einigung zum Klosterplatz liegt vor

Die lang ersehnte Einigung zum  Klosterplatz liegt vor Die lang ersehnte Einigung zum  Klosterplatz liegt vor

 

Seit dem Baustopp zum Platz im Platz sind die Fronten verhärtet. Nach anderthalbjähriger Funkstille melden die Beteiligten nun den Durchbruch.

VICTOR KÄLIN

Darauf hat Einsiedeln seit September 2019 gewartet: Damals hat das kantonale Bildungsdepartement wegen Meinungsdifferenzen zur Pflästerung einen sofortigen Baustopp über den Platz um den Marienbrunnen verhängt (EA 74/19). Der Aufschrei im benachbarten Rathaus war gross; die Fronten verhärteten sich definitiv. Seither wurden zwar Gutachten herumgereicht; doch in der Sache bewegte sich nichts. Einzig das Kloster konnte auf seinem Teil der Gesamtanlage die Platzsanierung samt Pflästerung vorantreiben.

Alle einverstanden

Doch hinter den Kulissen müssen die Beteiligten die Köpfe zusammengesteckt haben. Anders lässt sich die gemeinsame Übereinkunft nicht erklären: Für den Klosterplatz liegt eine Lösung vor, welche von allen Parteien unterstützt wird!

Unterzeichnet ist das Dokument von der Eidgenössischen Kommission für Denkmalpflege, der eidgenössischen Heimatschutzkommission, dem Schwyzer Regierungsrat (vertreten durch Michael Stähli), der kantonalen Denkmalpflegerin Monika Twerenbold, dem für das Kloster Einsiedeln federführenden Heino von Prondzynski, dem Bezirk Einsiedeln (vertreten durch Bezirksammann Franz Pirker) sowie Werner Ruch von der Interessegemeinschaft IG Hindernisfreier Klosterplatz Einsiedeln.

Stabiler Beton Da man sich in der Frage der Pflästerung und vor allem der Fugen nicht einigen konnte, verwarf man diesen Ansatz komplett. Statt gepflästert soll der Platz im Platz nun betoniert und bemalt werden. Die vorliegende Lösung wird als strapazierfähig und gleichzeitig kostengünstig angepriesen.

Gemäss Expertise des Baumeisterverbandes Kanton Schwyz (im Ausstand: Präsidentin Doris Kälin, Einsiedeln) soll ein speziell entwickelter Beton verwendet werden, der den Platz auf Jahrzehnte hinaus stabilisiert und garantiert hindernisfrei macht. Der auserkorene Fliessbeton FL 508 eignet sich besonders für das Reprofilieren von horizontalen Flächen und zeichnet sich durch Spannungsarmut sowie eine hohe Fliessfähigkeit aus. Entscheidend ist jedoch dessen hoher Frost- und Tausalzwiderstand. Eigenschaften, wie sie auf der Höhe von Einsiedeln unabdingbar sind.

Variable Bemalung Ist die Variante Beton für Aussenstehende noch nachvollziehbar, wird man beim Entscheid, den Platz im Platz zu bemalen, eher überrascht. Es waren aber nicht die Sagenplatz-Erfahrungen, welche die zu Beginn der Verhandlungen noch äusserst skeptischen Partner umstimmten, sondern ein sensationeller architektonischer Fund (mehr davon später).

Doch selbst aus objektivneutraler Optik mag eine Bemalung restlos zu überzeugen. Gegenüber allen anderen Möglichkeiten gewährt sie ein Höchstmass an Flexibilität. Im Fokus steht offenbar eine Empfehlung des Innerschweizerischen Malerunternehmer- Verbandes (im Ausstand: Präsident Benjamin Zehnder, Einsiedeln). Der Verband schlägt für Frühjahr und für Herbst einen halbjährlichen Motivwechsel vor – ähnlich wie Sommer- und Winterzeit gibts Sommer- und Winterbemalung.

Während des klimatisch anspruchsvolleren Winterhalbjahres soll ein grobkörniger Anstrich für die geforderte Trittsicherheit bürgen (Motiv Sand oder Kiesel). Für das besucherintensivere Sommerhalbjahr wiederum wird eine eher wässrige Substanz favorisiert, damit die glatte Oberfläche auch möglichst glatt und somit hindernisfrei bleibt.

Werner Oechslin als Mediator

So einfach und überzeugend diese Lösung auch erscheint, ist das Zustandekommen lediglich einem währschaften Kraftakt zu verdanken. Möglich wurde dieser durch die Präsidenten sämtlicher Einsiedler Ortsparteien. Christian Kälin (SVP), Albin Fuchs (CVP), Christian Grätzer (FDP), Johannes Borner (SP) und Rudolf Bopp (GLP) erinnerten sich, dass ihre fünf Parteien 2016 im Vorfeld der schicksalsträchtigen Abstimmung geschlossen für ein Ja zum Klosterplatzkredit geworben haben.

Damit die damaligen Bemühungen im wahrsten Sinne des Wortes nicht im Sand verlaufen, beknieten sie Prof. Dr. Werner Oechslin (Einsiedeln), sich in dieser Sache als Mediator einzubringen. Nur in ihm, dem langjährigen Ordinarius für Kunst- und Architekturgeschichte an der ETH Zürich, erkannten sie jene Persönlichkeit, die nötig ist, den gordischen Knoten lösen zu können. Eine offensichtlich richtige Einschätzung.

Tatsächlich war es Werner Oechslin, der die Erkenntnisse der von Evelyne Marty (Einsiedeln) geleiteten archäologischen Ausgrabungen vom Herbst 2018 (EA 76 und 81/18) um den Aspekt der Bemalung erweiterte. Erst die damals in einer bis anhin unbekannten Schatulle gefundenen mikroskopisch kleinen Farbpartikel führten letztlich zum salomonischen Entscheid der Platzbemalung.

Heute Präsentation der Farbmuster

Vi. Da sich die Beteiligten lediglich in der Frage der Muster und Motive noch nicht zu 100 Prozent einig sind, soll die Bevölkerung in die Entscheidfindung miteinbezogen werden.

Aus diesem Grund werden heute Donnerstag von 14 bis 17 Uhr auf dem Platz im Platz (dem Platz um den Marienbrunnen) einige Vorschläge präsentiert. Das Spektrum reicht von prähistorischen Felsmotiven, über barocke Ornamentik bis zur «art brut», auf Neudeutsch bekannt als «Outsider Art». Als zusätzlichen Anreiz gibt es Hahnenwasser à discretion ab dem neuen Meinradsbrunnen in der Südarkade.

Unterstützt wird die Suche nach Motiven und Mustern von Olivera Kälin (Einsiedeln). Als Gegenleistung hat der Bezirksrat der Künstlerin zugesichert, die bereits gelieferten und nun überflüssigen Pflastersteine ihrem Projekt «STEinsiedeln» zu überlassen. Zum Selbstkostenpreis notabene.

Durch Zufall stiess die von Evelyne Marty (rechts) geleitete archäologische Ausgrabung im Jahr 2018 auf eine Schatulle, welche die Klosterplatz-Diskussion in eine komplett neue Richtung lenkte.

Tief im Klosterplatz drin lag die Lösung: In dieser 2018 gefundenen, bislang unbekannten Schatulle fanden sich die entscheidenden Hinweise zur ursprünglichen Oberflächengestaltung des Platzes.

Dank des Zugriffs auf die Quellenschriften seiner Bibliothek gelang Werner Oechslin die sensationelle Entzifferung der aufgefundenen Partikel: Es handelt sich tatsächlich um Farbreste.

Mir einem Betonboden nicht mehr möglich:Verfugter Sand,der bei Regenwetter das Dorf hinunterfliesst.Der Bezirk hisst vor Freude schon ’mal die Fahne.

Fotos: Archiv EA

Zurzeit präsentiert sich der Platz in dezentem Grau. Über Muster und Motive sind sich die Beteiligten noch uneinig. Die Publikumsbefragung von heute Donnerstag soll verbindliche Aufschlüsse liefern.

Share
LATEST NEWS