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Kwuarantene

MARTHA EMMENEGGER

Eine Freundin von mir ist bereits Grossmutter. Und seit ein paar Tagen in Vorsorge-Quarantäne. Sie hatte per App erfahren, dass sie mit jemandem (weiss der Gugger wer und wo) in Kontakt gewesen und eine Ansteckung möglich sei. Symptome hat sie keine. So sitzt sie nun zu Hause und «gammelt» (ihre eigenen Worte!) vor sich hin. Aber solange sie keine Symptome habe, lasse sie keinen Test machen, meint sie lakonisch. Sie bleibe der Welt jetzt einfach mal fern. Ja, so weit so gut. Naja, nicht gut, aber es ist, wies ist.

Zurück zur Grossmutter, beziehungsweise den Grosskindern. Die zwei Mädchen, übrigens Geschwister, haben Freude an (richtiger) Post. Solche, die der Postbote noch bringt. Deshalb und auch wegen Corona hat sie ihnen eine Musik-CD geschickt. Natürlich vom Ehemann auf die Post gebracht. Die zwei tanzen für ihr Leben gern und Corona hat in der Vergangenheit gemeinsame Begegnungen sehr rar gemacht hat. Die Überraschungspost habe erfreut und die Musik laufe heiss, meldete die Tochter der Freundin. Die Ältere, knapp 8-jährig und fleissige Zweitklässlerin, habe sie jedoch als erstes darauf hingewiesen, dass sie die CD desinfizieren müsse, da ja «Nani» in Quarantäne sei. Stellen sie sich dies vor: Eine 8-Jährige weiss bereits Wörter wie «desinfizieren» und «Quarantäne». Sie habe das Wort sogar schon geschrieben: «Kwuarantene ».

Ich liess vor meinem geistigen Auge meine Kindheit als 8-Jährige durchlaufen. Mein Wortschatz dazumal spielte sich zwischen A wie Apfel über H wie Haus bis Z wie Zebra ab. In der Freizeit noch «Kuh, Heu und Indianerle». Wobei ich für letzteren Ausdruck heutzutage auch in eine Art Quarantäne gehen müsste.

* Martha Emmenegger, 45, kommen noch mehr Erinnerungen hoch: Bazooka-Kaugummi, Tiki, Gummitwist, Kassettenrecorder …

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