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Coronavirus wirft Schatten auf die Prüfungstermine

Coronavirus wirft Schatten auf die Prüfungstermine Coronavirus wirft Schatten auf die Prüfungstermine

In der Stiftsschule Einsiedeln werden die Aufnahmeprüfungen verschoben. In den Schwyzer Gymnasien sollen die Abschlussprüfungen am 11. Mai starten. Im Extremfall fallen sie gänzlich aus. Schnupperlehren können derzeit nur in wenigen Betrieben durchgeführt

werden.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Man habe Glück gehabt in der ganzen Corona-Krise, sagt Urs Bucher, Vorsteher des Schwyzer Amts für Volksschulen und Sport: «Immerhin hätten die Aufnahmeprüfungen der Sekschüler für die Gymnasien noch kurz vor dem Lockdown über die Bühne gehen können.» Noch komplett offen sei, wann der reguläre Schulbetrieb aufgenommen werden könne. Zu hoffen sei, dass – anders als am Freitag, 13. März – der Bund frühzeitig und nicht überhastet die entsprechenden Massnahmen verkündige.

«Grundsätzlich sind verschiedene Szenarien denkbar, abhängig davon, wann der Lockdown beendet wird», konstatiert Bucher: Einem Wunschdenken entspreche die Möglichkeit, dass sich die Volksschulen im ganzen Land miteinander absprechen und ein einheitliches Vorgehen in Angriff nehmen würden.

Im Fokus der aktuellen Situation stünden die Notengebung und die Zeugnisse in der Volksschule. «Noten kommen naturgemäss eine grosse Bedeutung zu für die Promotion und den Übertritt in die nächste Klassenstufe », führt Bucher aus: Noch unklar sei, wie die Notengebung ausfallen würde im Fall, dass die Schulen bis zu den Sommerferien geschlossen blieben. Im Detail sei offen, inwiefern eine Notengebung innerhalb des Fernunterrichts möglich wäre.

Prüfung am 19./20. Mai

Bezüglich der Lehrstellenbesetzung

seien die meisten Verträge bereits unter Dach und Fach. Sorgen bereiten allerdings die Schnupperlehren, die in der Regel in der zweiten Sekundarklasse absolviert werden: «Schnupperlehren können derzeit nur in wenigen Betrieben durchgeführt werden, sodass diese nach Möglichkeit auf einen späteren Zeitraum verschoben werden müssen », sagt Bucher: Die Lehrbetriebe und Sekundarschulen würden alles daran setzen müssen, um gute Lösungen zu finden.

Die Stiftsschule Einsiedeln kündet derweil auf ihrer Webseite eine Verschiebung ihrer Aufnahmeprüfung für das Langzeitgymnasium auf Mai an: «Aufgrund der aktuellen Pandemie- Situation ist es uns nicht möglich, die Aufnahmeprüfung zum geplanten Zeitpunkt Ende März/Anfang April durchzuführen. Wir haben deshalb beschlossen, den Termin für die Aufnahmeprüfung neu auf den 19./20. Mai festzulegen.» Die Stiftsschule Einsiedeln werde Anfang Mai erneut über die aktuelle Lage informieren.

Bereits seien bezüglich Lehrstellenbesetzung 800 Lehrverträge unterschrieben worden, was etwa zwei Drittel der Gesamtzahl entspricht, berichtet Oscar Seger, Vorsteher des Schwyzer Amts für Berufsbildung: «Sorgen bereitet uns, dass infolge von Corona eine Wirtschaftskrise ausbrechen könnte, in der dann viele Betriebe schliessen müssten und gar nicht mehr in der Lage wären,

Lernende auszubilden.» Die Verfahren sind sistiert

Hinzu komme das Problem, dass derzeit teilweise keine Schnupperlehren von den Oberstufenschülern besucht werden können: «Das ist eine schwierige Situation, weil ja Schnupperlehren nicht beliebig in die Zukunft verschoben werden können», stellt Seger fest: Eine grosse Herausforderung würden dieses Jahr jedoch die Lehrabschlussprüfungen sein. Aufgrund der Schutzmassnahmen könne ein grosser Teil der Prüfungen nicht gemäss Bildungsverordnungen durchgeführt werden. «Zudem sind aktuell diverse Qualifikationsverfahren bis auf Weiteres sistiert», konstatiert Seger.

Es sei jedoch erklärtes Ziel des Bundes, der Kantone und Verbundpartner, dass alle Lehrabschlüsse auch dieses Jahr sichergestellt werden, betont der Vorsteher des Schwyzer Amts für Berufsbildung: «Zu diesem Zweck wurde ein nationales Gremium

aus dem Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation, der Schweizerischen Berufsbildungsämter-Konferenz, des Arbeitgeberverbands, dem Gewerbeverband, dem Gewerkschaftsbund und aus Travail Suisse installiert, das entsprechende Lösungsvorschläge erarbeitet. »

Mündliche Prüfungen im Juni

Am Dienstag wurden nun diese Lösungsvorschläge auf der Webseite des Projektes Berufsbildung 2030 publiziert. Diese Dokumente werden nun durch die Verbundpartner geprüft, um dann vom Spitzentreffen Berufsbildung am 9. April verabschiedet zu werden. «Wir gehen davon aus, dass dann bis am 19. April klar ist, wie die einzelnen Berufe ihren Abschluss sicherstellen werden», sagt Seger.

Auch bei den Schwyzer Gymnasien gibt es aufgrund des Coronavirus grössere Veränderungen zu vermelden. «Die Planung ist stark abhängig vom Entscheid darüber, ob das Verbot des Präsenzunterrichts nach dem 19. April weiter besteht oder aufgehoben wird», sagt Kuno Blum, Vorsteher des Schwyzer Amts für Mittel- und Hochschulen: Werde dieses Verbot aufgehoben und finde der Präsenzunterricht ab dem 20. April wieder statt, dann sei geplant, dass die schriftlichen Abschlussprüfungen an den Schwyzer Gymnasien und Fachmittelschulen (FMS) ab dem 11. Mai stattfinden könnten.

«Die mündlichen Prüfungen sind dann plangemäss ab Anfang Juni vorgesehen», sagt Blum: Diese Prüfungen könnten – unter Einhaltung entsprechender Schutzmassnahmen – also stattfinden, falls nicht noch drastischere Einschränkungen verordnet würden. Maturanoten gemäss Zeugnis

«Falls der Präsenzunterricht weiterhin ausgesetzt und der Fernunterricht weitergeführt würde, dann muss die Situation neu beurteilt werden», stellt Blum fest: Grundsätzlich sollen dann in Bezug auf die Abschlussprüfungen (Matura, FMS) gesamtschweizerische und von der Konferenz der Schweizerischen Erziehungsdirektor (EDK) koordinierte und somit für die ganze Schweiz geltende Lösungen zum Zug kommen.

Entsprechende Vorarbeiten auf Stufe EDK seien bereits im Gang: «Das könnte eine Reduktion der Abschlussprüfungen oder im Extremfall ein gänzliches Ausfallen der Prüfungen bedeuten», hält Blum fest.

In letzterem Fall würden die Maturanoten ausschliesslich auf die Zeugnisnoten abgestützt. Die Option, dass die Abschlussprüfungen der Gymnasien und FMS in die Sommerferien verschoben würden, ist im Extremfall theoretisch denkbar, aber gemäss der Einschätzung von Blum relativ unwahrscheinlich.

«Dies hätte schwerwiegende Konsequenzen auf die vielfältigen Laufbahnpläne der Schüler sowie auf den Beginn der Studiensemester oder auch etwa die Rekrutenschule», erklärt Blum: «Zudem kann nicht einfach vorausgesetzt werden, dass Lehrund Expertenpersonen für die Prüfungen im Juli einfach so zur Verfügung stehen.» Juristische Abklärungen

Für den Fall, dass der Fernunterricht länger andauern würde, müssten auch Regelungen für die Notengebung und Promotion in diesem speziellen Semester getroffen werden: Insbesondere für diejenigen Schüler, die sich nicht im Abschlussjahrgang befinden – und das sei der grössere Teil.

«Die weitere Entwicklung bezüglich der Ausbreitung des Coronavirus ist ungewiss und kann nicht vorausgesagt werden», betont Blum: Die Situation müsse vorerst auf Stufe Bund und Kanton laufend neu beurteilt sowie die Massnahmen im Bereich der Bildung möglichst zeitnah angepasst werden.

Es brauche im Sinne einer schnellen Handlungsfreiheit vorbehaltene Entschlüsse und auch juristische Abklärungen. Das Schwyzer Amt für Mittel- und Hochschulen werde solche Planungsszenarien durchdenken und auch im Rahmen der Rektorenkonferenz besprechen.

Man könne davon ausgehen, dass ab zirka Mitte April, aber sicher noch vor den Frühlingsferien, die Ende April beginnen, über das weitere Vorgehen informiert werden kann. «Wir alle sind zurzeit gezwungen, die übergeordneten Beschlüsse abzuwarten und die ungewisse Situation auszuhalten», meint Blum abschliessend.

Kuno Blum ist Vorsteher des Schwyzer Amts für Mittel- und Hochschulen.

Urs Bucher ist Vorsteher des Schwyzer Amts für Volksschulen und Sport.

Oscar Seger ist Vorsteher des Schwyzer Amts für Berufsbildung.

Fotos: zvg

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