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Der Hund ist krank – was tun?

Der Hund ist krank – was tun? Der Hund ist krank – was tun?

Kleintiermedizin in der Coronakrise

Das Coronavirus bestimmt unseren Alltag. Ärztinnen, Ärzte und Pflegefachleute sind rund um die Uhr für uns Menschen im Einsatz. Aber was ist, wenn das geliebte Haustier krank wird oder einen Unfall hat? Die beiden Einsiedler Tierarztpraxen sorgen dafür, dass auch Hunden, Katzen und anderen Kleintieren geholfen wird.

GINA GRABER

«Wir haben geöffnet», verkündet das Schild an der Tür zur Tierarztpraxis Staub an der Nordstrasse. Die Kundschaft wird allerdings gebeten, sich um die Ecke am Schalter zu melden. Eines der hinteren Praxisfenster ist zur Begegnungs- und Austauschzone zwischen Tierbesitzer und Praxisteam eingerichtet worden. «Tierbesitzer dürfen unsere Praxis nur in Ausnahmefällen betreten », erklärt Tierärztin Katharina Staub. So kann sie gewährleisten, dass sie und ihre Mitarbeiterinnen möglichst wenig Kontakt zu Aussenstehenden haben und die Hygienevorschriften eingehalten werden können.

Vor wenigen Tagen ereignete sich ein solcher Ausnahmefall: Ein Hund musste eingeschläfert werden, gleich vier Personen wollten beim Abschied dabei sein. Katharina Staub hat schliesslich eine praktikable Lösung gefunden; Claudia Göller bietet in solchen Situationen nach wie vor Hausbesuche an. In beiden Praxen, die nur einen Katzensprung voneinander entfernt sind, hält man die Tierbesitzer an, sich an die Regeln des Bundesamtes für Gesundheit BAG zu halten. Insbesondere Kinder, ältere, vorbelastete und kranke Menschen sollten von einem Besuch bei den Tierärztinnen jetzt absehen.

Medizinische Grundversorgung für Haustiere gewährleistet

Die tiermedizinische Grundversorgung wird in beiden Tierarztpraxen gleichermassen gewährleistet. Denn auch bei Haustieren stehen Behandlungen an, die man nicht auf Corona-freie Zeiten aufschieben kann. «Dazu gehören akut erkrankte oder verletzte Tiere und solche mit chronischen Beschwerden, die regelmässig behandelt werden müssen », erläutert Tierärztin Claudia Göller. Auch die Kastration einer Kätzin mit Freigang erachten beide Tierärztinnen als unaufschiebbar, weil dadurch unerwünschter Katzennachwuchs vermieden werden kann.

Beim spontanen Fototermin bereitet Claudia Göller mit ihrer Kollegin Sandra Biallas in der Kleintierpraxis an der Schmiedenstrasse gerade eine schwerkranke Katze auf eine dringende Not-Operation vor.

Eine weitere Katze streicht den beiden Tierärztinnen schnurrend um die Beine – ihr fehlt der Schwanz! «Der kastrierte Kater wurde schwer verletzt in Rothenthurm gefunden, der Schwanz konnte nicht mehr gerettet werden. » Das frisch operierte Büsi ist trotz des Eingriffs sehr verschmust und lustig. «Er sucht rasch ein neues Plätzchen – oder seine alten Besitzer. Bei uns ist es ihm langweilig», fügt Claudia Göller an. Ihre Praxis darf von einer einzelnen Person aufs Mal noch betreten werden. Klebestreifen am Boden markieren den Wartebereich, sodass die nötige Distanz gewahrt wird. Auch bei Claudia Göller gibt es zudem ein zum Schalter umfunktioniertes Fenster. So läuft ein Tierarztbesuch ab

Idealerweise läuft eine Konsultation wie folgt ab: Der Tierbesitzer ruft in einer der Tierarztpraxen an, schildert das Problem seines Haustiers am Telefon möglichst genau und vereinbart einen Termin, der pünktlich eingehalten werden muss. Vor der Praxis nimmt eine Tierärztin oder eine Praxisassistentin den angeleinten Hund an der Praxistüre entgegen; Katzen und Nagetiere können in ihrer Transportbox direkt durchs Fenster gereicht werden. Wünscht ein Besitzer, seinem Tier bei der Untersuchung möglichst nahe zu sein, kann er bei beiden Praxen durchs geöffnete Fenster in den Behandlungsraum schauen, was vor allem von Hundehaltern geschätzt wird. Bei der Ablieferung des Tieres wird ein Abholtermin vereinbart, der ebenfalls pünktlich wahrgenommen werden muss. Dadurch wird eine Begegnung mehrerer Tierbesitzer vermieden. Die Kunden werden gebeten, gegebenenfalls im Auto zu warten und möglichst mit Karte oder via Twint zu zahlen.

Beide Tierarztpraxen gewährleisten auch die Versorgung mit Medikamenten und Tierfutter, die telefonisch bestellt und abgeholt werden können. Claudia Göller bietet nach wie vor Hausbesuche an, Katharina Staub nur im Ausnahmefall.

Keine Corona-Gefahr für Hunde und Katzen In beiden Tierarztpraxen herrschen in dieser Ausnahmesituation normale Öffnungszeiten und nicht weniger Betrieb. Die Stimmung ist angespannter als sonst, aber nicht hektisch. Die Veterinärinnen und ihre Mitarbeiterinnen halten sich selbst strikt an die BAG-Vorgaben und an die Empfehlungen der Schweizerischen Vereinigung für Kleintiermedizin. Hände, Türfallen, Gerätschaften und Mobiliar werden nach jeder Konsultation gründlich desinfiziert. Die Tierärztinnen sind auch berechtigt, Leuten den Zutritt zu den Behandlungsräumen zu verweigern. Die Tierärztinnen und ihre Mitarbeiterinnen kommen sich in der Praxis zwangsläufig nahe. Umso wichtiger ist es, den Kontakt zu den Kunden auf ein absolutes Minimum zu beschränken, Hautkontakt grundsätzlich zu vermeiden. Wichtig: Das neuartige Coronavirus stellt für Hunde und Katzen keine Gefahr dar; sie können das Virus nach aktuellen Erkenntnissen auch nicht auf Menschen übertragen (siehe Kasten).

Tierarztpraxis Staub, www.tierarztstaub. ch, Telefon 055/412’48’00. Tierarztpraxis Göller, www.tierarzt- einsiedeln.ch, Telefon 055/412’60’08.

«Als Tierärztin bin ich es gewohnt, auch mal ungewöhnliche Massnahmen zu ergreifen oder zu improvisieren.»

Katharina Staub, Tierärztin

Unaufschiebbare Operationen werden durchgeführt: Claudia Göller und Sandra Biallas setzen der Katze eine Infusion.

Fotos: Gina Graber

Katharina Staub und TPA Andrea Signer-Henggeler untersuchen einen Hund, die Besitzerin darf durchs geöffnete Fenster zuschauen.

Futter, Medikamente und Kleintierboxen können durch den improvisierten Schalter der Tierarztpraxis Staub gereicht werden, die TPA Patrizia Süsli (l.) und Andrea Signer-Henggeler demonstrieren es.

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