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Notstand

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MARTHA EMMENEGGER

Das WEF ist vorbei. Ich meine: «weF» (Abk. welch eine Freude!). Die Mächtigen und Reichen waren in Davos. Da, wo es ein paar Tage lang auch eine Art Notstand gibt, bezüglich Dichte. Der Klimanotstand hingegen besteht weiterhin. Aber das kümmerte wenige. Vor allem Trump. Nicht so die Klimajugend. Auch bei uns.

Tochter Samira, eine sehr kritische junge Frau, überraschte mit folgender Anfrage. Mit den Händen in die Hüften gestemmt (das habe sie von mir, meinte mein Göttergatte flüsternd) stand sie da und fragte in ernstem Ton, was wir aktiv gegen den Klimanotstand tun. Ich schluckte und fühlte auch eine Art Notstand. Mein Liebster meinte mit ruhiger Stimme, dass wir durchaus ein gutes Gewissen haben können. Was nicht allzu viel aussagte, aber dazu diente, etwas Zeit zu schinden für geistreiche und fundierte Aussagen. Unsere knapp Sechzehnjährige blickte weiterhin fordernd. Warum diese Frage, fragte ich. Natürlich auch um Zeit zu dehnen. Worauf sie entgegnete, dass sie zuerst gefragt habe und noch auf Antworten warte. Mein Mann und ich schauten uns an und fühlten uns vor dem jüngsten Gericht (leider nicht kulinarisch gemeint …). Es folgte eine Art Plädoyer: wenig bis gar nicht fliegen, häufig fleischlos essen, öV benutzen, Abfall vermeiden oder trennen, nachfüllen lassen, was es unverpackt gibt, saisonal kochen, Resten verwerten, normale Hand- statt Flüssigseife, reparieren statt neu kaufen … Samira unterbrach uns und meinte lobend «easy» – als Belohnung koche sie für uns ein Gericht. Gemüsepfanne. Ich sah in die Augen meines Göttergatten und wusste, wie es nun um seine Not stand.

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Martha Emmenegger, 45, freut Samiras Lob, würde sich nie selber loben und wünscht Trump auch etwas weniger Eigenlob(in) stinkt … ZWISCHENLUEGETEN 3

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