Verhüllung und Verkündigung
KOMMENTAR
Mit der Volksinitiative «Ja zum Verhüllungsverbot» wird ein Randphänomen in die Mitte gerückt: Komplett verschleierte Frauen, von denen es in unserem Land einige wenige Dutzend gibt. So gesehen mutet es tatsächlich kurios an, wenn die Schweiz deretwegen Kleidervorschriften in die Verfassung aufnimmt (was allerdings eine zwingende Folge des Initiativrechts ist).
Doch die Burka ist mehr als ein Kleidungsstück. Es ist die stumme Waffe des radikalen politischen Islams. Sie ist Ausdruck einer totalitären Ideologie, deren eine Ausprägung die Degradierung der Frau ist. So konkret die Forderungen der Vorlage auch sind, liegt der Schwerpunkt der Initiative dennoch auf der Symbolebene. Mit einem Ja zur Initiative sagt die Schweiz gleichzeitig Nein zu jeder Art von Extremismus. Es ist ein Zeichen: Bis hierher, aber nicht weiter.
Allerdings bringen Verbote eine Gesellschaft nicht weiter. So muss unser Land das Verhältnis zu den Religionsgemeinschaften klären. Insbesondere die Ausbildung der Imame, deren Unterricht in den Moscheen sowie die Geldflüsse in (radikale) Kulturzentren verlangen nach Antworten. Das Egerkinger Initiativkomitee ist gut für Verbote. Parallelgesellschaften lassen sich dadurch alleine aber nicht auflösen.
VICTOR KÄLIN