Freiwillig zurück auf Feld eins
KOMMENTAR
Die Schweiz ist gerade dabei, ihre Corona-Fortschritte zu verspielen. Und alle schauen zu wie Kaninchen vor der Schlange. Es ist nicht mehr Februar oder März, als alles neu und kaum einschätzbar war. Auch heute wissen wir nicht alles, aber bedeutend mehr als vor vier Monaten. Unter dem Licht der neuen Erkenntnisse ist auch vieles weniger entschuldbar – wie zum Beispiel das auf der einen Seite zögerliche Verhalten der Politiker sowie auf der anderen Seite das genaue Gegenteil, das wenig zurückhaltende Partyleben der Spassgesellschaft.
Während die Neuinfektionen besorgniserregend gestiegen sind, meinte die offizielle Schweiz, es sei noch Zeit für ein Kompetenzgerangel zwischen Bund und Kantonen. Immerhin rang man sich noch durch, die öV-Maske landesweit zur Pflicht zu erklären. Dabei hat die Schweiz bereits eine nächste Eskalationsstufe erreicht: die politische Unentschlossenheit in Kombination mit Millionen von Sommertouristen – einheimischen wie ausländischen.
Mit den Fingern auf die Oberen zu zeigen, ist bequem und lenkt ab von der eigenen Verantwortlichkeit. Letztlich haben wir gerade jetzt noch die Wahl, uns freiwillig einzuschränken, ehe es uns dann obrigkeitlich (ein zweites Mal) verordnet werden muss.
VICTOR KÄLIN