Ja, ja, die Grosser, die können es!
Wunderschönes «Concerto de Primavera» mit der Feldmusik
Am Sonntagabend gaben die Grosser Musikanten in der Einsiedler Jugendkirche ein gut besuchtes Konzert. Das Besondere daran war, dass Feldmusik und Orgel speziell arrangierte Stücke gemeinsam aufführten. Unter der Stabführung von Flàvio Barbosa begeisterten die Musikantinnen und Musikanten.
Der frühe Sonntagabend erwies sich für das Publikum als ideal: Früher Abend und Wetter so la la. So war die Jugendkirche gut gefüllt. Ein Blick auf das Programm löste Staunen aus, wurden die sehr anspruchsvollen Stücke doch innert eines knappen halben Jahres einstudiert und erstaunlich gut dargeboten. Doch warum das Konzert in der Jugendkirche und nicht in Gross? Da gab es zwei gewichtige Gründe. Erstens war der Konzertort zentral und zweitens soll die Orgel laut dem Organisten Samuel Burkard da besser sein.
Feldmusik und Orgel harmonierten gut Purcells «Trumpet Tune and Air» wurde vom Schwager des Dirigenten, Vitor de Faria, eigens für die Grosser arrangiert. Mächtig tönten die Trompeten durch den Kirchenraum. Warm kamen die begleitenden Orgeltöne ins Ohr, Trommelwirbel ergab Dynamik.
Der «Militärmarsch Nr. 1» von Franz Schubert, das Solo von Organist Samuel Burkard, berührte mich feierlich und war sauber interpretiert. Die Orgel ertönte in ihrer ganzen klangfüllenden Schönheit. Die Ode an die Freude, «Ode To Joy», das weltberühmte Stück von Ludwig van Beethoven, kam am Anfang etwas dumpf daher. Die Perkussion brachte dann Wucht und Dynamik.
Der Schlussteil gefiel mir in seiner farbigen Vielfalt bestens. Nun stand ein Höhepunkt bevor: «Toccata a la Salsa» des deutschen Komponisten Stamm. Erstaunlich, wie sich die zierliche Flöte, bespielt von Alexandra Kälin, neben der mächtigen Orgel behauptete. Das Schlagzeug, rasant «traktiert» von Jonas Kälin, gab den rhythmischen Rahmen. Das Flötenspiel hörte sich an, als ob alle Vögel Südamerikas durch die Kirche flögen und mit ihrem Gesang bereicherten. Wie Orgel und Musik zusammenpassten? Mittels Spiegel an der Orgel und einem Lautsprecher neben sich war er mit den Musikanten unten im Altarraum «verbunden ». Eine heikle Sache, die 150 Prozent Konzentration erforderte!
Die Feldmusik imponierte Nach der ersten Hälfte des Konzerts war die Feldmusik gefordert. «Red Giant» von Jorge L. Vargas entführte ins Weltall. Wie das Sterben eines Sterns tonlich umgesetzt wurde – ein Erlebnis. Riesige Eruptionen spürte man förmlich, nur kurz unterbrochen von ruhigen Phasen, grenzenloses, überschäumendes Temperament noch im Tode – ein Klangspektakel sondergleichen.
«We are the World», der Ohrwurm von 1985, von Lionel Ritchie und Michael Jackson für Afrika komponiert und von einem Starensemble gesungen und gespielt, brachte für die Hungernden viel Geld ein. Die Eindringlichkeit, das Engagement spürte man auch die-sen Sonntagabend. Was ich ein bisschen vermisste: Die einzelnen Stimmen der Stars von gestern aus dem Korps herausheben, das Flehentliche. Aber eben, das ist das Suchen des Haares in der Suppe, der Sound stimmte.
«… to realms of endless day» von Johnnie Vinson kam als weicher, breit fliessender Strom da-her. Die Klarinetten liessen die Fische über das Wasser springen. Ich war ergriffen über den Umstand, dass der Komponist angesichts des tragischen Hintergrunds dieser Komposition eine solch ruhige Melodie zustande brachte. Schöne, ruhige Wasser flossen träge dahin.
Brian Balmages «Jungle Dance» begann mit Schlangengezische. Man war sogleich im Dschungel, das Korps intonierte die sirrende Stimmung ausgezeichnet. Da tauchten Elefanten auf, König Löwe sah ich auf einer Lichtung – wäre ich statt in der Kirche im Zürcher Zoo gestanden, wäre die Dschungel-Illusion perfekt gewesen.
Grosser Applaus brandete zum Schluss auf, Applaus, der nicht mehr enden wollte. Natürlich, eine Zugabe musste her, und die wurde auch gegeben. Dann war Schluss. Dirigent und Musikanten wurde viel abverlangt – und sie bestanden die Herausforderung mit Bravour. Bereichert, wer dabei gewesen ist.