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Bald geht es los auf dem Platz

Bald geht es los auf dem Platz Bald geht es los auf dem Platz

Bei der letzten Ausgabe des Arkadenspions ging es hauptsächlich um das Aussehen der Mitspielerinnen und Mitspieler. Die Körperhaare sind unterdessen ins fast schon Unermessliche gewachsen und bräuchten in Bälde Klarheit über deren Verbleib oder deren Entfernung beziehungsweise Stutzung.

Was in den nächsten Tagen in Angriff genommen wird, sind die Bauten auf, in und um den Klosterplatz. Es gibt einige Sachen, die werden wir alle nicht zu Gesicht bekommen. Vornehmlich sind das Kabel und dergleichen. Also alles, was irgendwie unter den Boden kommt. Und dann folgen jene Dinger, welche allen während dem gesamten Sommer bis in den Frühherbst einen gehörigen Strich durch die Selfies machen werden: die beiden Tribünen, neu überdacht. Diese werden bis zu 2027 Personen Platz bieten. Vor Regen sollte das Publikum geschützt sein, vor den kühleren Temperaturen Einsiedelns («Bi üs isch immer en Tschouppe kälter») werden wohl nur die richtige Kleidung und/ oder eine flauschig warme Decke helfen.

Wir vom Spielvolk werden wohl nicht allzu kalt bekommen. Alle bis anhin geprobten Szenen in der ehemaligen Produktionshalle der Druckerei Benziger, obwohl auch ziemlich riesig, werden auf dem Platz eine neue Dynamik erhalten. Denn wir befinden uns ja auf dem grössten Kirchenvorplatz nördlich der Alpen. Um den Drive hochzuhalten, gilt es, die zu bewältigenden Distanzen wohl oder über im Laufschritt zu absolvieren.

Ich lobe mir da aber meine Rolle als 100-jähriger Reicher. In diesem Alter sprintet Frau oder Mann nicht mehr wie ein junges Reh über den Platz. Und wir erhalten ja unser eigenes Refugium. Mein Platz im Gerüst, von mir spasseshalber Setzkasten getauft, oberhalb der nördlichen Arkaden, ist zwischen dem Armen und der Schönheit. Wir drei dürfen es uns dort bis zur letzten Szene gemütlich machen. Währenddem sich die Schönheit immer und immer wieder im Spiegel betrachtet, hat der Arme … genau, nichts!

Der Reiche wurde in den vergangenen 100 Jahren immer als Verschwender dargestellt. Er ass und trank andauernd! Nur so viel sei verraten: Das kann ich ohne proben! Einzig über das, was ich genau esse und trinke, herrscht noch keine Einigkeit. Jeden Abend eine feine Haxe, ein Pouletschenkel oder gar ein Spanferkel. Das wäre es! Bei den Getränken ziehe ich allerdings das Bier dem Wein vor. Da ich aber alles aus Kelchen trinken werde, spielt das eigentlich keine Rolle. Aber Vorsicht, ich sollte ja bis zum Ende der Spielperiode 2024 noch in mein Kostüm passen.

* Redaktor René Hensler (*1974) spielt 2024 bereits zum sechsten Mal am Einsiedler Welttheater mit. Vom Welttheatervirus angesteckt wurde er von seinem damaligen Klassenlehrer. Und alle paar Jahre bricht die-ser Virus wieder in ihm aus. In loser Reihenfolge ermöglicht er während des ganzen Jahres als «Arkadenspion» Einblicke in die Arbeit rund um das Spiel.

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