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Himmel voller Geigerinnen

Himmel voller Geigerinnen Himmel voller Geigerinnen

Osterkonzert des Sinfonieorchesters Kanton Schwyz in der Jugendkirche

Vergangenen Sonntagnachmittag konzertierte das Sinfonieorchester des Kantons Schwyz erneut fürs traditionelle Osterkonzert in der Jugendkirche. Zwei äusserst talentierte junge Schwyzer Geigerinnen standen im Fokus des kontrastreichen Programms ebenso wie zwei Werke aus der Einsiedler Musikbibliothek.

Wie üblich zu Ostern war das Sinfonieorchester des Kantons Schwyz (SOKS) mit einer gut dreissig-köpfigen Streicherformation zusammen mit einigen Bläsern unter der gewohnt sicheren musikalischen Stabführung von Urs Bamert in der Einsiedler Jugendkirche zu Gast.

Das SOKS engagierte dies-mal zwei herausragende junge Profimusikerinnen aus der Region, die als Solistinnen brillierten. Anja Schärlinger aus Schindellegi präsentierte ein dreiteiliges spätromantisches Werk von Peter Tschaikowsky mit der vielversprechenden Bezeichnung «Souvenir d’un lieu cher». Vielversprechend und ergreifend war schliesslich auch ihre Interpretation des von Tschaikowsky als geliebten Ort bezeichneten Werks. Leidenschaftlich ihr Spiel in der Méditation ebenso wie im kontrastierenden Scherzo. Anmutig und berührend die finale Melodie.

Vielfalt an klanglichen Experimenten Alicia Giezendanner aus Brunnen hatte Gelegenheit, ihr Können in einem viersätzigen Werk für Solovioline und Orchester mit dem Namen «Las Cuatro Estaciones Porteñas», was soviel wie «Die vier Jahreszeiten von Buenos Aires» bedeutet, zu zeigen. Das mitreissende Werk stammt aus der Feder von Astor Piazolla, dem argentinischen Altmeisters des «Tango nuevo», und offenbarte eine Vielfalt an klanglichen Experimenten und komplexen Rhythmen, einer Vielzahl an Effekten, sowohl für die grossartige Solistin wie auch für das Orchester, und war gespickt mit zahlreichen Einflüssen europäischer Komponisten. Ob sengende Sommerhitze in Buenos Aires, vergänglicher Herbst mit ausdrucksstarkem Cellosolo von Stimmführer Severin Suter, melancholischer Winter oder das Wiedererwachen im Frühjahr: alles in allem sehr bildhafte Musik, die einen den Puls die-ser Metropole fühlen und auf der harten Kirchenbank zumindest innerlich mittanzen liess.

Beide Solistinnen überzeugten vollends mit ihrer hingebungsvollen Interpretation, ungeheurer Virtuosität, enormer Leichtigkeit und ihrer Spielfreude auf der Violine! Toll, dass das SOKS einheimische junge Musikerinnen fördert und ihnen eine solche Plattform bietet – der Titel des Konzerts «Himmel voller Geigen» wurde somit mehr als Programm!

Aus der Musikbibliothek des Klosters Einsiedeln Eröffnet wurde der Ostersonntagvesper mit einer Trouvaille aus der Musikbibliothek des Klosters Einsiedeln: einer Sinfonie in B-Dur des jüngsten Bach-Sohns Johann Christian Bach. Einem sehr melodischen Allegro folgte ein wahrlich singendes Andante. Das abschliessende Presto kurz, aber nicht minder reizend.

Quasi als Intermezzo zwischen den beiden Auftritten der Solistinnen gelangte eine weitere Sinfonie zur Aufführung, diejenige in Es-Dur des bereits genannten Bach-Sprosses. Ebenfalls dreisätzig, mit eingängigem Allegro, einem Andante sempre pianissimo und in einem originellen dritten Satz endend. In der B-Dur Sinfonie ergänzten Oboen und Hörner das Klangspektrum, bei derjenigen in Es-Dur Hörner und Trompeten. Beides wahre Wiederentdeckungen, da über Jahrzehnte nicht aufgeführt und in mühsamer Arbeit rekonstruiert!

Erneut überzeugte das Sinfonieorchester Kanton Schwyz vom ersten Ton an mit Präzision, wunderbarem Klang und grosser dynamischer Bandbreite. Der Publikumsaufmarsch an diesem Ostersonntag war überschaubar. Die Anwesenden verdankten das hochkarätige, rund achtzigminütige Konzert mit herzlichem und langanhaltendem Applaus und verlangten nach einer Zugabe, welche die beiden Violinistinnen in Begleitung von Solo-cellist Severin Suter gerne gewährten.

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