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«Es wird niemand zu etwas gezwungen»

«Es wird niemand zu etwas gezwungen» «Es wird niemand zu etwas gezwungen»

Der Einsiedler Wolfgang Eberle hat das Joggen in den Achtzigerjahren in New York für sich entdeckt. Obwohl er kein Leistungssportler ist, läuft er seit 35 Jahren beim Laufträff Einsiedeln mit.

Wie und wann sind Sie zum Laufträff gekommen?

Wir lebten zwei Jahre in den USA. In Queens New York, wo wir wohnten, beobachtete ich in einem Park die Jogger und ich entschloss mich, das auch auszuprobieren. Als wir 1986 nach Einsiedeln zurückkehrten, gab es den Laufträff schon. Seither bin ich fast jedes Jahr dabei, ausser wenn ich beim Welttheater mitmache.

Der Laufträff steht für fast jede Alters- und Leistungsklasse of-fen – finden Sie JeKaMi wichtig im Sport? Ich finde es schön, dass alle mitmachen können. Man braucht sich weder an- noch abzumelden und jeder kann sich die passende Leistungsgruppe aussuchen. Es wird niemand zu etwas gezwungen, und man hat ein gutes Gefühl danach. Ist der Laufträff schon Routine für Sie oder gibt es jede Saison Veränderungen? In den letzten Jahren war es ziemlich Routine. Aber man versucht, für Abwechslung zu sorgen. Jeweils wenige Minuten vor Beginn bestimmt jede Gruppe spontan ihre Laufroute. Mal geht es in Richtung Badeanstalt, mal Richtung Bolzberg, oder im Sommer, wenn es heiss ist, in Richtung Wald. Während der Saison geht man zwei Mal «fremd» – einmal die Strecke Galgenchappeli– Schwantenau und einmal nach Euthal–Studen oder ins Rothenthurmer Hochmoor. Der Höhepunkt der Saison ist eine Wanderung auf den Mythen an einem langen Sommerabend im Juni. Das Ziel ist, dass alle etwa gleichzeitig um 19.30 Uhr oben ankommen. Dort trinkt man etwas und geht um 20.10 auf den Rückweg, um bei Tageslicht wieder unten zu sein. Ausserdem gibt es zwischen Weihnachten und Neujahr einen Adventsfensterlauf.

Was hat sich am meisten verändert, seit Sie dabei sind? Es hat sich nicht viel verändert. Seit Andreas Walker den Laufträff leitet, führt er ein wenig Teilnehmerstatistik, aber nicht so streng wie in einem Verein. Am letzten Treffen sitzen wir zusammen, und er präsentiert die Zahlen – und die fleissigsten Läuferinnen und Läufer kriegen eine Kleinigkeit geschenkt. Welche Rolle spielt für Sie die Geselligkeit dieses Anlasses?

Ausser am letzten Treff der Saison gehen wir nie in eine Beiz. Aber trotzdem gibt es Geselligkeit während des Laufens. Oft unterhält man sich danach noch eine Viertelstunde lang, oder man trifft die Kollegen mal auf der Strasse oder verabredet sich für einen gemeinsamen Lauf am Sihlsee. Beobachten Sie Ihre Leistung während der Saison? Für mich ist Bewegung wichtiger als die Leistung. Ich habe mein Handy beim Laufen nicht dabei, aber jemand in der Gruppe hat meist ein Telefon dabei, um zu schauen, wie weit wir gelaufen sind. Laufen Sie noch anderswo mit, zum Beispiel an Läufen, wo die Leistung mehr zählt?

Ich habe etwa zehn Mal am Sihlseelauf teilgenommen. Das hat mir immer Spass gemacht. Aber seit etwa drei Jahren habe ich nicht mehr mitgemacht. Der Laufträff findet bei jedem Wetter bis im Oktober statt – müssen Sie sich manchmal überwinden, an den Start zu gehen, wenn es Katzen hagelt? Ich habe auch schon gefehlt, wenn das Wetter wirklich schlecht war. Aber manchmal ist es sogar schön, wenn es bewölkt oder während des Laufens zu regnen beginnt. Womit halten Sie sich fit, wenn die Laufsaison vorbei ist? Früher bin ich auf Skitouren gegangen und habe beim Turnen für jedermann mitgemacht, das während der Wintersaison vom Turnverein angeboten wird. Heute gehe ich mit meinen Bekannten Schneeschuh laufen, mache Yoga oder gehe ins Fitness-Studio.

Welche Beziehung haben Sie zum Sport? Ich war nie ein Spitzensportler. Aber wenn ich am Sihlseelauf teilgenommen habe, hatte ich jeweils den Ehrgeiz, die Strecke in weniger als anderthalb Stun-den zu schaffen.

Die diesjährige Laufträff-Saison beginnt heute um 19 Uhr beim Brüel-Schulhaus in Einsiedeln.

Foto: Eugen von Arb

Wolfgang Eberle

Jahrgang: 1952 Wohnort: Einsiedeln Beruf: Pensionierter Bankangestellter

Hobbys: Joggen, Bergtouren Familie, Menschen

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