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Papiertiger

Die Grossverteiler hierzulande sind bestrebt, uns ihre Bemühungen um Umwelt und Ressourcen schonende Anpassungen stets in bestem Lichte darzustellen. Jedes Joghurt-Deckeli, das 0,05 Gramm leichter geworden ist, wird zelebriert. Papier dagegen scheint pfui zu sein, denn eine Quittung erhält man nur noch auf ausdrücklichen Wunsch.

Trotzdem ist Papier noch lange nicht ausgestorben. Daran bin nicht zuletzt auch ich Schuld, ziehe ich es doch vor, gewisse Sachen in Papierform zu erhalten. Zum Beispiel die Coopzeitung. Woche für Woche liegt sie (in geduldetem Nebeneinander mit dem Migros-Magazin) im Briefkasten. Sie liefert uns Reportagen über Kaffeeplantagen, gibt Ausflugs-Tipps, stellt neue Produkte vor und weist mit grossem Tamtam auf klitzekleine Preisabschläge hin. Es gibt vieles, das in der Coopzeitung Platz findet.Aber längst nicht alles. Deshalb wird das Magazin stets durch mehr oder weniger umfangreiche Beilagen ergänzt. Letzte Woche war das Informationsbedürfnis offenbar besonders akut. Zu den 149 Gramm Zeitung erhielten wir nicht weniger als fünf Beilagen, teils sogar auf Hochglanz-Papier, die samt und sonders 430 zusätzliche Gramm auf die Waage brachten.

Fassungslos starrte ich auf die Beilagen, bestehend aus einem Katalog mit Gartenmöbeln, dem Prospekt mit den wöchentlichen Aktionen, einem Sonderheft über Reisen, einem Sondersonderheft zu Ostern und einer Broschüre mit allerlei Produkten aus einem online Shop. Soll mich die Kassierin an der Kasse jemals wieder fragen, ob sie mir die Quit-tung ausdrucken müsse!

* Fanny Reutimann (56) ist in gewissen Sachen nicht nur sehr kritisch, sondern auch stur altmodisch. Ihr ist sehr wohl bekannt, dass man Coop-Quittungen auch in einer App anschauen könnte.

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