Arbeiten mit dem Welttheatertext

Theaterpädagogisches Projekt an der Stiftsschule Einsiedeln

Die Stiftsschule kann zwar nicht am theaterpädagogischen Projekt teilnehmen, aber die Schule bietet den Schülerinnen und Schülern regelmässig verschiedene Workshops an. Sechs Klassen dürfen jeweils bei Livio Andreina einen halbtägigen Theaterworkshop besuchen.

Gestartet wurde am Montag, 11. März, mit der Klasse 2a. Dann folgten zwei vierte Klassen, eine weitere zweite, heute Freitag ist sogar eine erste Klasse an der Reihe, und den Abschluss macht am kommenden Dienstag die 4c. So kamen (und kommen) 133 Schülerinnen und Schüler in den Genuss des Workshops mit dem Welttheater-Regisseur Livio Andreina.

Alle vier Deutschlehrpersonen konnten Klassen mel-den, mit denen sie den Work-shop durchführen wollen. Die Halbtage enthalten jeweils eine Deutsch-Doppelstunde und zusätzlich entfällt einem anderen Fach eine oder zwei Lektionen. Daher war die Organisation die-ser Workshops etwas komplexer und auch zeitlich etwas auseinandergezogen. Ein paar, insbesonders höhere Klassen lasen zur Vorbereitung das Originalstück «Das grosse Welttheater» von Calderon im Vorfeld.

Wozu dieser Workshop?

Livio Andreina definierte das Ziel des Workshops folgendermassen: «Das Ziel ist die Annäherung an das ‹Grosse Welttheater›. Erstens über das gemeinsame Gespräch zum Thema Theater als gesellschaftliches Ereignis und was es bedeutet, über ein Theaterstück an existenzielle Fragen unserer Zeit zu arbeiten. Und zweitens über die ganz praktische Umsetzung eines Textes in eine Bühnenwirklichkeit.» Und das setzte Livio Andreina an den sechs Halbtagen um.

Nicht alle Klassen arbeiteten gleich intensiv mit. Aber aus jeder Klasse konnte auch Andreina etwas herausnehmen: «Für mich stellt sich die Frage: ‹Wie kann ich die Jugendlichen abholen, besonders wenn kein Interesse da ist?›.» Und dadurch ist der Bogen zum Welttheater wieder gespannt, denn das ist ebenfalls Thema des Welttheaters. «Welche Geschichte kann ich schreiben, die die Jugend interessiert? »

Szenische Arbeit für Anfänger

Die Workshops waren nicht alle gleich aufgebaut. Zu Beginn stellte sich Livio Andreina jeweils kurz vor und dann ging es zu einer Vorstellungsrunde über. Der Welttheater-Regisseur stell-te immer auch rasch das Welt-theater vor, an welchem er gerade sehr intensiv arbeitet. Andreina bediente sich intuitiv und zur jeweiligen Klasse passend aus seinem reichhaltigen Schatz an Theaterübungen, denn er hat über 35 Jahre Erfahrung mit solchen Projekten.

Eine Klasse widmete sich insbesondere der Aufführungspraxis und übte sich in szenischer Arbeit. Texte lesen und daran arbeiten, gemeinsam eine Szene erarbeiten. Wo braucht es welche Betonungen? Wie sollte meine Stimme klingen, damit es dem Text die richtige Bedeutung gibt? Wer ist die stärkere Person in einem Dialog? Es wurde auch geübt, einen einfachen Textauszug der Neufassung des Welt-theaters von Lukas Bärfuss im Chor zu sprechen. Gar nicht so einfach, mit der Hilfe des «Dirigenten » Livio Andreina wurde es von Mal zu Mal aber besser, und die offenen Fragen konnten geklärt werden.

Eine andere Klasse betrachtete zusätzlich noch den Status in Form von Körperübungen – natürlich nicht denjenigen von den sozialen Medien, sondern derjenige eines Menschen. Wie stellt man jemanden dar, der höher gestellt ist? Ein schwieriges Unterfangen, vor allem wenn sich die Status dann auch noch verändern sollen. So tauchten die Stiftsschüler für einmal nicht in ihre Fachbücher ein, sondern in ein ganz anderes Thema: in das Welttheater. Ein Schüler zog für sich treffend Bilanz: «Etwas sagen ist nicht gleich etwas aussagen. »

Die Workshops sind geglückt

Im Anschluss an die Workshops sprachen die Lehrpersonen mit ihren Schülern über die Work-shops. Das Ziel der Lehrerschaft war es, dass die Jugendlichen durch die Zusammenarbeit mit dem Profi Livio Andreina Freude am Theaterspielen bekommen, ihre körperliche Ausdrucksfähigkeit steigern und allgemein Theaterkunst hautnah erleben können. Lukas Griethe ist zufrieden: «Bei dem Workshop konnten meine Zweitklässler einen ersten Eindruck davon gewinnen, was es heisst, einen Text szenisch darzustellen. Gefallen hat ihnen insbesondere die Arbeit in Gruppen und die Möglichkeit, Theater auch einmal in der Mundart zu spielen.» Und auch Philipp Lothenbach zieht eine positive Bilanz: «Meine vierte Klasse durfte mit dem Workshop von Livio die Magie des Theaterspielens am eigenen Leib erleben. Dabei gab es einige überraschende Talente zu entdecken.» Auch Livio Andreina ist zufrieden: «Wir widmen unser neues Welttheater den Kindern, und ihnen gehört die Zukunft, wie es so schön heisst. Deshalb ist es für mich so kostbar, mit jungen Menschen Theater zu machen und über das lebensfreudige Miteinander-Spielen den grossen Fragen, die uns die Zukunft stellt, auch einmal leicht und hoffnungsvoll zu begegnen. Die Workshops mit den Schülerinnen und Schülern der Stiftsschule haben mich begeistert.» Es ist schön, dass sich auch die Stiftsschüler mit dem Welttheater auseinandersetzen und das Welttheaterjahr vielleicht etwas bewusster erleben können. Im Juni wird die gesamte Schule eine Aufführung besuchen, und dann können die Schüler schauen, ob sie die Szenen erkennen, an welchen sie während des Workshops gearbeitet haben.

Am 25. Mai 2024 findet als Abschluss des Theaterpädagogischen Projekts ein einmaliges Theaterspektakel auf dem Klosterplatz mit Beteiligung von über 1600 Schülerinnen und Schülern vom Bezirk Einsiedeln und Umgebung zum 100-Jahr-Jubiläum des Welttheaters statt.

Natürlich gehört zu einem Theaterworkshop auch das Präsentieren dazu.

Welttheater-Regisseur Livio Andreina führte mit sechs verschiedenen Klassen der Stiftsschule Einsiedeln einen Theaterworkshop durch.

In verschiedenen Gruppenzusammensetzungen wurde an einzelnen Textstellen des neuen Welttheaters gearbeitet.