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Zur Aufteilung der vierten Klassen

LESERBRIEFE

Die Argumente von Schulrektor Bosshard klingen theoretisch plausibel – es mag sein, dass einige Kinder von einer neuen Zusammenstellung der Klasse profitieren würden. Vor allem solche aus sehr unhomogenen Klassen. Funktionierende Klassen hingegen werden benachteiligt. Sensible Kinder laufen Gefahr, erst einmal ein Leistungstief zu erfahren, bis sie sich an die neue Situation gewöhnt haben. Das betrifft den Moment von der Bekanntgabe dieses Entscheids bis zur Eingewöhnung. Und das in einem richtungsweisenden Jahr im Hinblick auf die weitere Schullaufbahn der Kinder.

Die Klassenlehrperson wird in den Prozess der neuen Klassenzuteilung nahezu nicht miteinbezogen – dabei kennt sie die Kinder am besten. Um homogene Klassen zu bilden sind die Hard Facts (Geschlecht, Notendurchschnitt …) zwar wich-tig, aber nicht ausschlaggebend. Die nicht minder wichtigen Soft Facts (Charakter, Sozialverhalten …) werden demnach nicht berücksichtigt – absolut unverständlich. Die Situation an sich ist schon belastend.

Als negativer Verstärker kommt der Umstand hinzu, dass sich die Kinder vier «Wunsch-Gspändli» aussuchen «dürfen», von denen mindestens eines ihrer zukünftigen Klasse zugeordnet wird. Scheint nett gemeint – aber ist nicht zu Ende gedacht. Für die Kinder ist das eine emotional sehr herausfordernde Situation, ihre besten Kollegen benennen zu müssen. Das verstärkt den psychischen Stress und die Verunsicherung.

Man argumentiert mit der permanenten Bemühung, den Kindern ein gutes Lernumfeld zu schaffen. Das versucht man nun zu erreichen, indem gute, funktionierende Klassen mit allen Konsequenzen auseinandergerissen werden. Die bisherigen Lehrpersonen haben sehr viel Engagement in die Entwicklung der Klasse als Gemeinschaft gesteckt. Keine besondere Wertschätzung für die Arbeit der betroffenen Lehrpersonen.

Die Konsequenz für die Kinder? Diese befinden sich eine Weile im emotionalen Ausnahmezustand, der sich irgendwann, je nach Charakter und Situation des Kindes, einpendelt. Mit einem sehr grossen Fragezeichen dahinter, ob sich das Lernumfeld tatsächlich verbessert hat: Es steht die Frage im Raum, ob es bei diesem Entscheid tatsächlich um das Wohl der Kinder geht!

Christina Slinger, Einsiedeln

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