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verDUFTen

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ZWISCHENLUEGETEN 3

Gehen Sie mit mir einig, dass es Düfte – Damen- wie Herrendüfte – gibt, die verboten gehören? Und da meine ich nicht Schweiss oder sonstige Körperdüfte. Ja, auch die sind nicht allzu wünschenswert im Alltag, aber die echte Natur steckt zumindest da-hinter. Nein, ich spreche von Düften, die für viel Geld gekauft werden, freiwillig und verschwenderisch um sich gesprüht werden und die ganze Umgebung daran teilnehmen lassen. Erst kürzlich in einem Geschäft. Ich stand an einem Verkaufsgestell und hielt Ausschau nach passenden Teigwaren. Da kam ein junger attraktiver Mann neben mich und hielt auch Ausschau. Leider nicht nach mir, auch nach Teigwaren. Er trug einen Duft, der mir in die Nase stach, welcher nach etlichen Ingredienzien der Parfumindustrie roch. So stark, so aufdringlich. Mir kam nur der Slogan «störend statt betörend» in meinen bereits leicht vernebelten Sinn. Bevor mir richtig übel wurde, verliess ich die Teigwaren-Region, um rasch um die Ecke bei den Backwaren-Gestellen Luft zu holen. Aber Sie ahnen es. Es drohte weiteres Ungemach. Dort stand eine junge Frau und eh ich mich versah, war ich in ihrer Duftwolke gefangen. Von wegen Luft holen. Ihr Duft war von Dramatik, elendiglicher Süsse und orientalischer Schwere geprägt. Diese Beschreibung stammt nicht vom Parfumhersteller. Ich staune selbst, wie geschwollen sie daherkommt. Sie kam mir jetzt, in der Reflektion der Situation, in den Sinn. Aber an Ort und Stelle hatte ich nur einen Wunsch, möglichst rasch zu verduften.

* Martha Emmenegger findet Vaters Duft «Old Spice» noch heute dufte. Eine Mischung aus Zimt, Salbei, Heliotrop, Zeder und Zitrone. Auch der damalige Slogan ist sympathisch: «Das Original. Wenn dein Grossvater es nicht getragen hätte, würdest du nicht existieren.»

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