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Sicher ist sicher

Ich bin zwar nicht so der politische Typ. Aber letzthin hat mich der Kantonsrat auf eine gute Idee gebracht – der Kantonsrat downtown zurich. Dieser hat einen Vorstoss abgelehnt, der ein Verbot der Gesichtserkennung forderte. Ich musste zweimal überlegen, was diese Einmeterbrettspringer von Politikern damit meinten: Gesichtserkennung funktioniert unter meinesgleichen doch Aug um Aug. Entweder ich kenne die Visage oder dann nicht.

In Zürich gings allerdings um Kameras im öffentlichen Raum. Als ich das gecheckt habe, überfiel es mich wie Aufstehhemmungen am frühen Morgen: Ich muss meine Wohnung sicherer machen! Ich blätterte 89.95 Franken hin; im Gegenzug erhielt ich eine SmartLife WLAN-Überwachungskamera für Nachtsicht, was ja entscheidend ist, da krumme Typen und andere Grundkursrepetenten ihre krummen Dinger meistens im Schutz der Dunkelheit drehen.

Meinen ohnehin dementen Nachbarn dürfte es kaum stören, dass ich die Kamera bei ihm drüben in die Wand bohren musste – ich will ja sehen, wer sich an meiner Türe zu schaffen macht. Da muss das Ding halt vis-à-vis hängen.

Was war ich gespannt auf die erste Nacht! Endlich kann ich Schnüffler, Escort-Damen und Nahrin-Verkäufer identifizieren. Ich kann mein Terrain verteidigen, gar zurückschlagen. Das Sicherheitsgefühl übermannte mich umgehend. Voller Erwartung spulte ich die Aufzeichnungen vor und zurück. Und nochmals. Immer wieder. Dann ging ich zurück zum Händler und beschwerte mich lauthals über die defekte Ware: Da ist niemand, aber auch gar niemand darauf zu sehen. Und das geschlagene zwei Wochen lang.

* Am runden Tisch munkeln die Stammgäste, ob der Herr Hanspeter Gyr einen defizitären Sozialanschluss kompensiere, so penetrant kontaktfreudig wie er zurzeit sei.

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