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«Die Regulierung des Wolfs ist der einzig richtige Weg»

«Die Regulierung des Wolfs ist der einzig richtige Weg» «Die Regulierung des Wolfs ist der einzig richtige Weg»

An einem öffentlichen Vortrag wurde für die eidgenössische Wolfs-initiative geweibelt. Mitglied im Initiativkomitee ist auch die Rothenthurmer Pferdehalterin Andrea Züger.

Lamas im Überlebenskampf, halb gefressene Rinder oder tote Schafe mit freigelegtem Gedärme: Die Bilder und Videos, die am 29. Januar in der Ägerihalle in Unterägeri auf einer Grossleinwand gezeigt wurden, waren nichts für schwache Nerven. Am öffentlichen Vortrag «Wölfe im Mittelland» wurde eins deutlich: Der Wolf ist nah.

Und er weckt Emotionen. Felix Jauch vom Vorstand der Vereinigung zum Schutz von Jagd- und Nutztieren vor Grossraubtieren in der Zentralschweiz (VSvGZ), der den Anlass zusammen mit dem Komitee der Wolfsinitiative organisiert hat, sagte zu Beginn: «Die Wölfe sind nicht mehr nur in den Tälern und Bergkantonen, sondern auch bei uns in den Dörfern. Es geht uns nicht bloss um den Schutz der Nutztiere, sondern auch um die Sicherheit der Bevölkerung.» Initiative will Schutzstatus für den Wolf aufheben Mitglied im Komitee der Wolfsinitiative ist auch Andrea Züger aus Rothenthurm. Auf Anfrage des «Boten» stellt sie klar: «Eine gesetzlich verankerte Regulierung des Wolfs ist der einzig richtige Weg, der illegale Weg ist für uns keine Lösung.» Der Tierschutz sei ihr schon immer wichtig gewesen, sagt die Pferdehalterin. «Um die Tiere vor dem Wolf in Sicherheit zu bringen, müssen sie nun oft eingesperrt werden. Das hat nichts mit einer artgerechten Tierhaltung zu tun.» Für das Initiativkomitee sei klar, dass der Schutzstatus des Wolfs aufgehoben werden müsse. Bezüglich der Unterschriftensammlung sei man auf gutem Weg, es brauche aber noch viel Arbeit, da man eine kleine Truppe sei und über wenig finanzielle Mittel verfüge. Bis im November dieses Jahres haben die Verantwortlichen Zeit, die nötigen 100’000 Unterschriften zu sammeln. Zurück zur Veranstaltung in Unterägeri: Biologe Marcel Züger aus Salouf GR präsentierte in seinem Referat eindrückliche Zahlen und Statistiken. Rund 320 Wölfe in 36 Rudeln leben derzeit in der Schweiz. Beim gegenwärtigen Wachstum verdopple sich der Bestand alle zwei Jahre, führte er aus. Die Anwesenheit des Wolfs habe auch Auswirkungen auf die Biodiversität, so Züger weiter. Eine Schlüsselrolle kommt dabei den Wildtieren zu. Durch das Weiden auf den freien Flächen entstehen Landschaften, die den unterschiedlichsten Tieren einen Lebensraum bieten.

Würden die Weiden nicht mehr bewirtschaftet, verwilderten und verwaldeten die Gebiete, was auch dazu führen werde, dass die Biodiversität leide. Dass es so weit kommen könnte, sei nicht unrealistisch, denn der Herdenschutz funktioniere nur bedingt. «Wölfe lernen, über die Herdenschutzzäune zu springen, und jagen nicht mehr nur in der Nacht. Gerissen werden auch Rinder und Mutterkühe », erklärte der Biologe. Auch Andrea Züger ist sich nach dem Abend sicher: «Wenn es mit dem Wolfsbestand so weitergeht, verkommt der Herdenschutz zu einem Wettrüsten. Bei den Wildtieren gibt es mit der Regulierung gute Lösungen, die Artenvielfalt und Biodiversität steht momentan in einem akzeptablen Gleichgewicht. Der wachsende Wolfsbestand droht dies über den Haufen zu werfen.» Aufgeheizte Stimmung in Unterägeri Bei den rund 400 Zuhörerinnen und Zuhörern in der Ägerihalle fand sich eine Menge Frust und Ärger wieder. Oft gab es Szenenapplaus und lautstarke Zustimmung. Bei der abschliessenden Fragerunde wurden weniger Fragen, sondern eher Statements über den eigenen Ärger abgegeben.

Die Stimmung war aufgeheizt. Der Aufforderung von Mitorganisator Felix Jauch, dass sich doch auch Anwesende der Pro-Wolf-Fraktion melden sollen, folgten zwei Stimmen aus dem Publikum, wobei es sich auch eher um Statements als um Fragen handelte. «Für Wolfsgegner ist es nicht unbedingt angenehm, Wolfsbefürwortern zuzuhören, aber wir kommen nicht drum herum», bilanzierte Felix Jauch durchaus selbstkritisch.

Foto: Wikimedia Commons

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