Veröffentlicht am

Zeitsprung

Zeitsprung Zeitsprung

ZWISCHENLUEGETEN 3

Jedes Mal, wenn mein Blick auf dieses Teil fällt, fühle ich mich in die Vergangenheit katapultiert. Dieses Teil sehe ich mit ziemlicher Regelmässigkeit, und, wer weiss, vielleicht ist es Ihnen auch schon aufgefallen. Die Rede ist von einem Telefon.Aber nicht von einem Handy, auch nicht von einem ebenso gewöhnlichen wie vom Aussterben bedrohten privaten Festnetz-Anschluss. Viel schlimmer! Es ist ein Wandtelefon. Ein feldgrünes Wandtelefon mit einem Hörer, der durch ein Kabel mit dem Apparat verbunden ist. Irgendwie wirkt es auf mich so etwas wie erdbebenwenn nicht atomsicher. Auf jeden Fall eine robuste Angelegenheit.

In meiner Kindheit gab es ein ähnliches Wandtelefon. Es war in einer Zeit, als telefonieren teuer war und man sich zuerst überlegte, ob man überhaupt anrufen wollte. Griff man zum schwarzen Hörer, hatte man sich zuvor gründlich überlegt, was man wie möglichst budgetschonend von sich zu geben gedachte. Das Wandtelefon hing im ungeheizten Korridor, was den Gesprächen zumindest im Winter die Würze der Kürze verlieh. Es gab auch kein gemütliches Sofa, um sich während des Gesprächs darauf herumzulümmeln. Bestenfalls zog man sich ein Taburettli in die Nähe.

Der blecherne Klingelton ging durch Mark und Bein. Einen Anruf anzunehmen, war grundsätzlich den Erwachsenen vorbehalten. Wenn niemand daheim war, wusste man später auch nicht, dass jemand angerufen hatte. So musste sich niemand genötigt fühlen zurückzurufen. Mehr noch, das Wort «zurückrufen» war noch gar nicht erfunden. Irgendwie muss das entspannend gewesen sein.

* Fanny Reutimann (56) hat sich schon oft gefragt, was dieser grüne Telefonapparat im 2. UG bei der Tiefgarage-Kasse in der Migros für eine Funktion hat. Kann sie jemand aufklären?

Share
LATEST NEWS