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Wer will mich?

Wer will mich? Wer will mich?

ZWISCHENLUEGETEN 3

Kürzlich stiess ich auf eine Plattform, in der hunderte Brautkleider ungetragen (!) verkauft wurden. Was musste passiert sein, dass diese Kleider es nie zum Traualtar geschafft haben?

Meine Freundin Vroni und ich schauten uns dann wunderbare Brautmodenläden und Kleider an, werden mit Brötchen und Sekt verköstigt, als ob wir die Bräute wären. Viele Frauen haben eine klare Vorstellung, wie das Hochzeitskleid aussehen soll – lange bevor sie das dazugehörige Mannsbild gefunden haben! Unter dem vielen Tüll sah ich ein Modell «Made in China». Und tatsächlich: Es gäbe jetzt immer mehr chinesische Anbieter. Die Preise sind unglaublich günstig. Als die Braut das Kleid sah und es anziehen wollte, platzten einige Nähte. Sie wählte halt vom Katalog aus das enge Modell «Meerjungfrau», Grösse 34. Voller Perlen… Die Dame im Geschäft mein-te, sie könne da uns Geschichten erzählen. Da war Vroni ganz an der Front: «Zum Beispiel?» Eine Frau verlobte sich im ersten Jahr der Pandemie und plante das Hochzeitsfest im darauffolgenden Jahr. Die Einladungen wurden verteilt, und sie machte sich mit ihrer Freundin auf die Suche nach einem Brautkleid.

Leider dauerte die Pandemie länger als erwartet, und plötzlich war die Braut schwanger. Das Kleid konnte sie nicht mehr zurückgeben, es war auch total unpassend für eine schwangere Braut im siebten Monat. Nichts ging mehr ausser – ein neues Kleid musste her. Geheiratet hat sie in einem romantischen Vintage-Kleid. Den Hochzeitstermin konnten sie zum Glück halten. Die Feier war sehr intim, wunderbar! Sie habe selten so viele Leute vor Freude weinen gesehen.

* Ida Ochsner (62), verlobt mit Heiri Strohmayer (65), Winzer aus der Steiermark. Ida hatte nie ein Verlangen nach einem Hochzeitskleid. Höchstens nach einer neuen Tracht.

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