Veröffentlicht am

Gedanken-Austausch

Es gibt in Einsiedeln diverse schöne Eckchen, in denen es sich gemütlich einen Kaffee trin-ken lässt. An so einem Ort verweilte ich unlängst mit meiner Nachbarin Martha Emmenegger. Wir treffen uns nur sporadisch zum Käfele. Umso mehr schätze ich solche Gelegenheiten, auf neutralem Grund und Boden, etwas zu quatschen. Und an Gesprächsstoff fehlt es uns nie! Nur selten müssen wir die eiserne Reserve anzapfen und über unsere lieben Nachbarn herziehen.

Da sassen wir also äusserst gemütlich ins Gespräch vertieft, als in unserer Nähe ein Auto parkierte. Uns schwante Böses. Dieses Motorengeräusch, dieses letzte, unnötige Aufheulen des Motors, bevor der Zündschlüssel gedreht wird, kennen wir beide bestens. Unser aller Haschi Gyr! Wir verdrehten die Augen, während unser Nachbar seinem Pontiac entstieg. Wie ein Gockel drehte er sich nach allen Seiten, um sich zu vergewissern, dass auch noch der Hinterletzte auf ihn aufmerksam geworden war. Sollte er uns gesehen haben, so verstand er es bestens, durch uns hindurchzusehen. Nun ja, Martha und Fanny entsprechen nicht seinem Beuteschema.

Deshalb mussten wir auch nicht befürchten, dass er sich zu uns an den Tisch setzen würde. Nichtsdestotrotz schossen alsbald die Spekulationen ins Kraut, weshalb Haschi mitten am Tag Zeit hatte, um in Einsiedeln seinen Pontiac spazieren zu fahren. Und wir folgerten, dass im fernen Downtown Zürich so ganz ohne Haschi bereits das nackte Chaos an der Automech-Front ausgebrochen sein musste. * Fanny Reutimann (56) schnödet fürs Leben gern über andere Menschen. Dazu eignet sich eine Verabredung zum Kaffee an geeigneter Stelle ganz vorzüglich.

Share
LATEST NEWS