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«Schwyz ist weit mehr als ein so genannter Neinsager-Kanton»

Im Interview nimmt Bundesrat Albert Rösti Stellung zum Schwyzer Klimaschutzgesetz-Nein und sagt, was er vom Kanton Schwyz und der Region hält.

Sie sind Umweltminister. Schwyz hat am deutlichsten Nein gesagt zum Klimaschutzgesetz. Dafür gabs in Küssnacht tosenden Applaus. Freute Sie das, Sie haben ja eine besondere Position? Ich vertrat entsprechend meiner Funktion die Haltung des Bundesrats und habe nun den Auftrag erhalten, das Gesetz umzusetzen. Selbstverständlich werde ich mich an die Versprechungen im Abstimmungskampf halten und keine Verbote oder neue Steuern vorschlagen. Gleichzeitig gilt es sicherzustellen, dass wir nicht plötzlich doch in eine Strommangellage kommen.

Das heisst?

Für mich ist es das Wichtigste, dass wir möglichst rasch wieder mehr Strom produzieren können.

Wie, mit AKW?

Kurzfristig ist das nicht möglich, da das Volk den Ausstieg beschlossen hat. Vorerst muss Winterstrom über erneuerbare Quellen zugebaut werden. Können Sie bei der Umsetzung auf das deutliche Nein aus Schwyz irgendwie Rücksicht nehmen? Ich kann natürlich nicht auf einzelne Kantone Rücksicht nehmen. Als Erstes müssen nun die Instrumente für den Heizungsersatz umgesetzt werden. Vorerst soll ein Schwerpunkt auf den Ersatz von Elektroheizungen gelegt werden. Damit sinkt der Stromverbrauch.

Vor 175 Jahren sagte Schwyz Nein zur Bundesverfassung. Noch immer haftet ihm das Etikett des Neinsager-Kantons an. Wie kommentieren Sie das? Der Kanton Schwyz beweist, dass er weit mehr ist als ein so genannter Neinsager-Kanton. Schwyz hat in Förderprogramme für erneuerbare Energien investiert und wichtige Projekte zur nachhaltigen Landwirtschaft und zum Umweltschutz ins Leben gerufen.

Aber?

Als ein ländlich geprägter Kanton ist es nachvollziehbar, dass es kritische Stimmen gibt. Diese Gebiete liegen oft weit entfernt von den städtischen Zentren, und es gibt Ängste vor einer möglichen Abkopplung oder Vernachlässigung. Der Bundesrat hat daher bei der Klimaabstimmung betont, dass es keine Verbote oder neue Steuern geben werde, die insbesondere die ländliche Bevölkerung stark belasten würden. Das gilt es einzuhalten.

Trotzdem ist im Kanton Schwyz die Meinung vorhanden, er werde von Bern immer wieder übergangen.

Es ist sehr wichtig, dass die ganze Bevölkerung in der Schweiz mitgenommen wird. Deshalb habe ich bei meiner Bilanz nach den ersten hundert Tagen den Ausgleich zwischen Stadt und Land zu meinem Handlungsschwerpunkt gemacht. Man muss auch dem Land, nicht nur der Stadt, Wertschöpfung ermöglichen. Umgekehrt sollen Naturschutz oder Biodiversität auch in der Stadt Platz haben. Was für eine Beziehung ha-ben sie persönlich zum Kanton Schwyz? Ich war schon oft Gast im Kanton Schwyz, aber vorwiegend aus politischen Gründen. Ich ging mit meiner Frau aber hier auch schon wandern. Schwyz ist ein wunderbarer Kanton. Und als Berner Oberländer stehe ich den Leuten auch charakterlich nahe. Bundesrat Cassis sagte im Interview, in Schwyz Heimatgefühle zu bekommen. Geht Ihnen das auch so? Ja, definitiv. Der Kanton Schwyz ist eine wunderschöne Region mit beeindruckenden Bergen und Seen. Die Mythen, die mit der Gegend verbunden sind, verleihen ihr eine ganz besondere Atmosphäre. Es ist durchaus möglich, in Schwyz Heimatgefühle zu entwickeln. Im Kanton Schwyz stehen verschiedene nationale Strassenbauprojekte an. Wie ist der Stand der Dinge beim künftigen neuen Anschluss in Arth an die A4? Da Anschlüsse auf Nationalstrassen vom Bundesrat festgelegt werden, braucht es für den neuen Anschluss ein generelles Projekt. Die Arbeiten laufen, ich gehe davon aus, dass ich meinen Kolleginnen und Kollegen im Jahr 2025 das Vorhaben zur Genehmigung präsentieren kann. Anfänglich ging der Bund ja da auf Distanz und lehnte eine Mitfinanzierung ab. Was hat nun zum Umdenken geführt? Es hat kein Umdenken seitens Bund gegeben: Das Astra plant und realisiert den Umbau des heutigen Viertelanschlusses in Arth zu einem Halbanschluss im Auftrag und auf Kosten des Kantons Schwyz. Bis wann könnte dieser Anschluss realisiert sein? Wir gehen heute davon aus, dass dies im Jahr 2030 oder im Jahr 2031 so weit sein könnte. Es ist aber abhängig vom Verlauf und von der Dauer des Auflageverfahrens. Dieses wird voraussichtlich im Jahr 2026 starten können.

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