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Schwyzer Schwinger im Jubiläumsjahr

Schwyzer Schwinger im Jubiläumsjahr Schwyzer Schwinger im Jubiläumsjahr

Das Schwingen ist im Kanton Schwyz tief und breit verwurzelt. Was 1923 im Restaurant Adler in Rothenthurm begann, existiert heute noch und so darf der Schwyzer Schwingerverband dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen feiern.

«Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.» Diese Binsenweisheit aus vieler Münder ist so alt wie zutreffend. Sei es in der Schule, Musik oder Sport, die jeweiligen Finessen und Kniffe lernt man ab Kindesbeinen scheinbar spielend einfach. Aber ab dem Erwachsenenalter kann man sich manchmal extrem schwertun, um etwas Neues zu erlernen. So auch im Schwingen. Darum ist seit jeher eine technisch hochstehende und seriöse Nachwuchsförderung unabdingbar, wenn auch in Zukunft vielseitige Schwinger im Sägemehl stehen sollen. Aus diesem Grund ist der Jungschwingerleiter eine der wichtigsten Posten in jedem Schwingklub. Im Kanton Schwyz ist dies der ehemalige, technisch vielseitige Ingenbohler Eidgenosse Armin Auf der Maur. Im dritten Teil der Schwyzer Jubiläumsserie unterhalten wir uns mit dem Chef der Schwyzer Nachwuchsschwinger über seine Arbeit im Kantonalverband.

Seit drei Jahren sind Sie verantwortlich für die Schwyzer Jungschwinger. Was haben Sie für Erinnerungen an Ihre Zeit als Jungschwinger? Als Jungschwinger wollte ich unbedingt jedes Schwingtraining mitmachen und dann am liebsten von Anfang bis Ende durchschwingen. Natürlich kann man sich noch an einige Anekdoten und Erfolge erinnern. Beim ers-ten Zweig weiss ich zum Beispiel noch, wie ich meine Gegner bezwang.

1998 durften Sie sich am ESAF in Bern zum Eidgenossen krönen lassen. Jetzt arbeiten Sie intensiv mit dem Schwyzer Nachwuchs. Realisieren Ihre Schützlinge, dass Sie einmal ein ganz «Böser» waren? Der Erfolg von früher verblasst sehr schnell. Die meisten kennen nur noch die aktuellen Spitzenschwinger und die Schwinger im Klub. Ich glaube aber nicht, dass man als Eidgenosse ein besserer Schulmeister ist, es kommt auf andere Werte an. Als ehemals erfolgreicher Schwinger wissen Sie, wovon Sie den Jungen berichten. Sehen diese Sie als Vorbild? Das weiss ich nicht, jedoch probiere ich mich als Vorbild zu verhalten. Alle Werte, die man mit einem Schwinger verbindet, sind ja auch im Privat- und Berufsleben sehr gefragt.

Wie viele Jungschwinger gibt es zurzeit im Kanton Schwyz?

Am Schwyzer Kantonalen der letzten zwei Jahre haben jeweils knapp 150 Schwinger zwischen 8 und 15 Jahren teilgenommen. Es wäre wünschenswert, dass dies in naher Zukunft auf fast 200 gesteigert werden kann. Denn die Abgänge der 15bis 16-Jährigen sind auch beim Schwingsport gross. Jeder Klub bietet seine eigenen Trainings für seine Jungschwinger an. Zusätzlich organisieren Sie kantonale Zusammenzüge. Ab welchem Alter bin-den Sie den Nachwuchs in die kantonalen Trainings ein? Ab 12 Jahren können sie sich mit anderen Schwyzern mes-sen. Es scheint mir wichtig, dass sich die Jungschwinger klubübergreifend besser kennenlernen. Jedoch auch auf die Technik lege ich einen grossen Stellenwert. Ab 13 Jahren kommen dann noch ISV Zusammenzüge dazu. Haben Sie da freie Hand, oder sind Ihnen vom eidgenössischen Schwingerverband (ESV) dabei Richtlinien gesetzt? Richtlinien werden einem nicht gesetzt. Wie sehen solche Zusammenzüge aus? Finden diese regelmässig statt? Von Februar bis Oktober finden die meisten Klubtrainings statt, um diese nicht zu konkurrieren, organisieren wir die Kantonalund Innerschweizer-Trainings vor allem von November bis Januar. Schwingen steht bei den 90-minütigen Einheiten im Vordergrund. Auf technische Finessen lege ich grossen Wert, und natürlich darf die Kameradschaft nicht zu kurz kommen. Wie sieht für Sie ein idealer Trainingsplan eines Jungschwingers aus?

Mit viel Schwingen und allen anderen sportlichen Aktivitäten, die einem Spass machen. Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den Klub-Jungschwinger- Leitern? Unterstützen sie sich in ihren Funktionen?

Dass alle am gleichen Strick ziehen, ist natürlich Voraussetzung, damit unsere Arbeit fruchtet. Die Schwinger müssen immer wieder informiert und motiviert werden, damit sie an den Trainings oder Wettkämpfen teilnehmen. Alle Trainings, welche ich durchführe, sind immer mit den Klub-Leitern abgesprochen.

Werden die Jungschwinger auch an Schwingfesten von Ihnen betreut?

Ja, wenn einer einen Tipp braucht, kann er mich jederzeit fragen. Vertreten Sie unseren Kanton als Jungschwinger Leiter auch in den Einteilungen? Ja, das gehört auch zu diesem Amt. Am Schwyzer Kantonalen bin ich jeweils der Einteilungspräsident und am ISV vertrete ich die zirka 40 Schwyzer, die sich für diesen Anlass qualifizieren konnten.

Ganz früher durfte man erst ab 14 Jahren an Jungschwingertage, zu meiner Zeit ab 10 Jahren. Um zu verhindern, dass die Knaben vorher andere Sportarten aussuchen, wurde vor einigen Jahren das Alter vom ESV sogar auf 8 Jahre gesenkt. Die Burschen sind nun zum Teil acht Jahre Jungschwinger, bis sie zu den Aktiven wechseln können. Eine zu lange Zeit? Das glaube ich nicht. Die Jungschwinger können von jung auf alles spielerisch erlernen. Wenn man Schwingen als Spiel betrachtet, wird einem auch nicht so schnell langweilig. Wichtig ist, dass man alle gleich fördert, auch wenn der Erfolg nicht immer da ist. Die Übertrittszeit zu den Aktiven ist für jeden Jungschwinger die Heikelste. Die meisten Abgänge erfolgen in diesem Alter. Berufslehre, Ausgang, Sport und dazu noch ein Mann werden, es ist für viele Junge nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bringen. Was raten Sie dem Nachwuchs, um diese intensive Zeit zu überstehen, ohne die Freude am Schwingen zu verlieren? In dieser Phase muss sicher ein bisschen auf die Zähne gebissen werden. Wenn aber die Kameradschaft unter den Schwingern gut ist, mag dies auch die ausbleibenden Erfolge zu kompensieren. Wichtig ist einfach, dass man sein Ziel nicht aus den Augen verliert und immer dranbleibt. Seit einigen Jahren gibt es alle drei Jahre einen eidgenössischen Nachwuchsschwingertag für 15- bis 17-Jährige. Viele Schwingerkenner sind der Meinung, dass dieser Anlass vom ESV etwas zu sehr aufgebauscht wird, was sich negativ auswirken könnte. Ihre Meinung dazu? Eigentlich ist dieser Anlass für jeden Jungschwinger ein High-light und der Abschluss seiner Nachwuchsschwingerzeit. Jedoch wird dieses Eidgenössische von einigen Betreuern, Schwingern und Eltern zu sehr in den Fokus gestellt. Die physische und psychische Entwicklung der Schwinger ist in diesem Alter immer noch sehr unterschiedlich. Misserfolg und Erfolg wird auch besser ver-daut, wenn man den Ehrentag nicht grösser macht, als er ist. Wichtiger ist, dass sie dann einige Jahre später am richtigen Eidgenössischen brillieren können.

Ein solcher Wettkampf birgt natürlich auch Gefahren. Oft kommt es vor, dass Jungschwinger in ihrer ohnehin heiklen Phase die Selektion oder den Zweig verpassen, den Mut verlieren und den Bettel ganz hinwerfen. Wie sehen Sie das? Rückschläge gehören halt auch immer dazu. Es macht es dann leichter, wenn gute Kameraden und Betreuer einen wieder auf den Weg bringen. Der Schwyzer Verband feiert seinen 100. Geburtstag. Die Geschichte ist voll von sport-lichen Glanzleistungen, wovon Sie auch ein Teil sind. Was sind Ihre Gedanken über unsere sportliche Vergangenheit? Es ist sehr schön, in einem Verband mitzuwirken, welcher eine 100-jährige Geschichte vorweist. Es hatte immer wieder kluge Köpfe, die geschickt die Weichen stellten, damit wir heute als stolze Schwyzer Schwinger dastehen. Derzeit erlebt der Schwyzer Schwingsport gegenüber früher eine Baisse. Die starken Schwinger sind seltener geworden, die Erfolgsbilanzen magerer. Alle Hoffnungen ruhen nun auf unserem Nachwuchs. Wie sehen Sie die Qualität unseres Nachwuchses? Ich bin überzeugt, wenn die Nachwuchsschwinger wirklich wollen, haben sie die nötige Qualität, um ein böser Schwinger zu werden. Sehen Sie in Ihren Reihen junge Schwinger, die in einigen Jahren auch bei den Aktiven für Furore sorgen könnten? Ja, die sieht man schon, aber ich bin auch realistisch und weiss, dass einige hoffungsvolle Jungschwinger ihr Talent nicht ausnützen.

Zu guter Letzt, was rät der Chef der Schwyzer Jungschwinger seinen Burschen, damit sie von fleissigen Zweig- zu Kranzsammlern und Eidgenossen werden können? So lange der Kampf nicht verloren ist, kann man ihn gewinnen.

Foto: zvg

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