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Das Monatsgespräch im Januar

Das Monatsgespräch im Januar Das Monatsgespräch im Januar

Franziska Keller trifft Andreas Kümin, Maurer

Jahrgang: 1984 Bürgerort: Freienbach Geburtsort: Einsiedeln Wohnort: Einsiedeln

Wir beide überlegen, woher wir uns eigentlich kennen: Begegnungen im Dorf und sicher aus der Saison, während der ich die Gastwirtschaft im Abteihof geführt habe. Der zweifache Familienvater mit dem weichen Herzen genoss freitags mit seinen Arbeitskollegen gerne sein Feierabendbier unter den schattigen Bäumen. Nebst Arbeit und Familie ist er bei der Feuerwehr und ein leidenschaftlicher Fasnächtler. Heute sieht Chümi aber irgendwie anders aus als sonst. Seine Erklärung: «Hami extra rasiert und so-gar d Nasehour trimmeret!» Ich kenne dich nur als Chümi. Nennt dich überhaupt jemand beim Vornamen? Ja, meine Eltern und Katja, meine Frau, wenn ich «öppe Seich» mache oder zu spät heimkomme.

Wie hat das neue Jahr für dich begonnen? Eigentlich recht gut, obwohl wenig Schnee, was ich besonders für die Kinder bedauerlich fand, weil sie nicht skifahren konnten, aber mit einem wunderschönen Iitrichle. Alles in allem doch sehr angenehm und schön. Hast du den Jahresübergang mit oder ohne Feuerwerk erlebt?

Ich bin eher ein Silvestermuffel, unternehme an diesem Abend grundsätzlich nichts Aussergewöhnliches. Wir essen gemütlich als Familie und gehen um 23 Uhr ins Freie, um mit den Nach-barn den Übergang zu erleben. An Silvester brauche ich persönlich kein Feuerwerk. Blick zurück: Wie war das alte Jahr in wenigen Worten zusammengefasst für dich?

Es war spannend – und ich war erleichtert, als sich das Pandemiethema endlich wieder in die richtige Richtung bewegte. Ich freute mich enorm über die Lockerungen und dass der Alltag wieder seinen Lauf nehmen konnte – und ich genoss sehr schöne Ferien mit meiner Frau und unseren beiden Mädchen. Wir stecken mitten in der fünften Jahreszeit – vermutlich deine liebste … oder? Oh ja, absolut, seit Kindsbeinen an ist es so. Etwa mit zehn Jahren ging ich zu den «Buebetriichlern » bei den Goldmäudern, bei denen ich dann hängenblieb. Ich war schon immer fasziniert vom Verkleiden und der Fasnacht. Nach zwei Jahren Fasnacht mit Einschränkungen – beziehungsweise ganz ohne – können wir in diesem Jahr wieder richtig «Hudilaufen ».

Die vergangenen zwei Jahre waren wirklich sehr aufreibend – und wir wussten nie so richtig, was an der Fasnacht wirklich möglich sein würde. Jetzt freue ich mich umso mehr, dass sie wieder vollumfänglich stattfindet! Am meisten freue ich mich auf den Kinderumzug, der ein Herzensanliegen von uns Goldmäudern ist – lachende Kinder ist doch etwas vom Schönsten, das es gibt. Sag, wie wird man Obermäuder?

Man muss Freude an der Fasnacht und an Traditionen ha-ben und kann dann von der Versammlung drei Mal für zwei, also maximal sechs Jahre, als Obermäuder gewählt werden. Mit Betonung auf Mann. Ich muss die Frage natürlich stellen: Warum gibt es keine weiblichen Goldmäuder? Auf diese Frage von dir habe ich natürlich gewartet. Wie es der Name schon sagt: Der Mäuder ist eine männliche Katze – also ein Kater. Zum Vergleich: Stell dir vor, es gäbe den Verein der Bienenköniginnen, da würde eine männliche Biene auch nicht aufgenommen. Bist du nur als Goldmäuder unterwegs?

Nein, an unorganisierten Anlässen wie dem Seniorenumzug oder dem Sühudi verkleide ich mich, wenn ich keine Mäuderverpflichtung habe, schon auch gerne anders. Und was macht Chümi am Güdelziistig um Mitternacht? Da ziehe ich die Triichle ab und trinke mit einem lachenden und einem weinenden Auge noch ein oder zwei Bier, um die restlichen Hudi zu verabschieden. Erzähl doch mal, wie war klein Chümi denn so? Ich glaube, mein Mami würde sagen: Ein Schlitzohr, das nichts ausgelassen hat und lieber «Säich» als Hausaufgaben machte.

Wo bist du aufgewachsen?

An der Zürichstrasse, ob der AVIA-Tankstelle. Was hat sich seit deiner Kindheit verändert?

Ich bin erst 39 Jahre alt, und doch stelle ich Veränderungen fest – etwa in der Spontanität. Heute sind die Menschen viel mehr durchgeplant: Da hat wenig Überraschendes oder Unvorhergesehenes mehr Platz. Eigentlich schade. Angenommen, du wärst nicht nur Goldmäuder, sondern Dorfkönig. Was würdest du einführen?

Eine gute Frage: Wenn ich an unsere Kinder denke, würde ich als Erstes ein Hallenbad eröffnen, damit sie auch bei Schlechtwetter endlich ein Angebot hätten. Vielleicht würde ich gerne einmal den ganzen Tag mit dem Mäuderbähnli herumchauffiert werden. Und ich würde einen Feiertag erschaffen, dass ich auch bei den kommenden Generationen nicht vergessen gehe. … ein Feiertag dir zu Ehren – den «Chümi-Fiertig» – sozusagen. Wie sähe der denn aus? Ein Dorffest für Kinder, Jugendliche und Erwachsene und mit der wichtigen Regel: Handy- und Social-Media-Verbot, um einfach einmal abzuschalten. Was wünschst du deinen Kindern für die Zukunft? Dass sie so eine schöne Kindheit erleben dürfen, wie ich sie hatte, dass sie gesund bleiben und dass sie ihrem Herzen folgen, um ihren Weg einzuschlagen und den Beruf erlernen werden, der ihnen wirklich gefällt. Und ich wünsche ihnen eine friedliche Welt, ohne diesen «Chrieg-Pfupf», den wir momentan haben.

Und was wünschst du dir für dich, wenn du in deine Zukunft schaust? Dass ich gesund bleibe, dass ich mit meinen Mädels und als Familie «no e Huufe schöni Stunde chan verbringe» und dass es so weitergeht, wie es jetzt ist. Mir gefällt mein Leben.

Von Franziska Keller

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