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Urs Kryenbühl mit tollem Bormio-Comeback

Urs Kryenbühl mit tollem  Bormio-Comeback Urs Kryenbühl mit tollem  Bormio-Comeback

Urs Kryenbühl fuhr am Mittwoch auf einer vereisten und pickelharten «Pista Stelvio» in einer der anforderungsreichsten Abfahrten der letzten Jahre einen hervorragenden sechsten Platz heraus.

KONRAD SCHULER

Dem 28-jährigen Speedspezialisten aus Unteriberg gelang auf einer seiner Lieblingsstrecken eine bewundernswerte Leistungssteigerung. In der fünften Abfahrt des Winters fuhr er auf den sechsten Platz inmitten der erweiterten Weltspitze. Nach seinen zwei schweren Stürzen in den beiden Vorwintern von Kitzbühel und Saalbach mit schweren Verletzungen ist diese Leis-tung kaum hoch genug einzuschätzen.

Bormio liegt Urs Kryenbühl

An die «Pista Stelvio» hat der Unteriberger beste Erinnerungen. Zwei seiner bisher drei Podestplätze im Weltcup fuhr er auf der anspruchsvollen Strecke heraus. Am 28. Dezember 2019 fuhr er sensationell auf den zweiten Platz, am 30. Dezember 2020 bestätigte er dieses Ergebnis mit dem dritten Platz. 13. wurde er am 27. Dezember 2019 und den 21. Rang fuhr er am 28. Dezember 2017 heraus. Dazu kamen am 29. Dezember 2020 das bisherige Super-G-Bestergebnis mit Rang 8 sowie ein 29. Platz am 29. Dezember 2021 ebenfalls im Super- G. Selbst in der Kombination gewann er am 29. Dezember 2019 mit Rang 22 wertvolle Weltcuppunkte. In allen drei Disziplinen Abfahrt, Super-G und Kombination holte er seine Karrierebestleistungen in Bormio.

Harziger Einstieg in Winter

In Übersee hatte er in den ers-ten drei Abfahrten dieses Winters schwer zu kämpfen, um im Weltcupteam verbleiben zu können. Es musste aber eigentlich so erwartet werden. In Lake Louise wurde er nach erfolgreicher Qualifikation 36. In Beaver Creek verpasste er auf einer weiteren Lieblingsstrecke die Qualifikation.

In Val Gardena verpasste er die Punkte mit Rang 43 auf der ersten verkürzten Abfahrt. Auf der Originalstrecke fand er zwei Tage danach den Tritt und fuhr den sehr guten 14. Rang heraus. Und nun überraschte er am Mittwoch mit dem feinen 6. Rang, dem viertbesten Ergebnis in seiner Karriere überhaupt.

Saubere Fahrt mit schönen Flügen Im ersten Training vom Stephanstag kam er als viertbester von Swiss-Ski mit 2,63 Sekunden Rückstand auf Christof Innerhofer auf Rang 27. Im zweiten Training vom Dienstag fuhr er als fünftbester Schweizer mit 3,7 Sekunden Rückstand auf Aleksander Aamodt Kilde auf den 33. Platz.

Die «Pista Stelvio» stellte am Mittwoch höchste Anforderungen. Die Piste war pickelhart und insbesondere in der unteren Hälfte eisig, eigentlich eine Eisbahn. Es ertrug keinen Fehler. Sie war nach Einschätzung der Experten eine riesige Herausforderung und so eisig und hart wie noch selten oder gar nie. Urs Kryenbühl liess sich vor dem Rennen vernehmen, dass seine Startnummer 26 eigentlich eine ideale Nummer sei. «Die Sichtverhältnisse werden gegen hin-ten etwas besser», führte er hoffnungsvoll an.

Es brauchte von allen Fahrern eine riesige Überwindung, für Urs Kryenbühl aufgrund seiner Vorgeschichte eine ganz speziell hohe. Der Unteriberger fuhr mit sehr feiner Klinge. Er meister-te alle Klippen wie die berühmte «Carcentina» oder den «Salto San Pietro», wie der weiteste Sprung genannt wird, mit einer überaus sauberen Fahrweise.

Mit wunderschönen Sprüngen oder Flügen auf bis zu 46 Meter im Falle des «San Pietro» beeindruckte er. So gelang ihm ein weiterer grosser Schritt zurück in die erweiterte Weltspitze. Sowohl SRF-Kommentator Adrian Arnet als auch SRF-Experte Marc Berthod konnten der Fahrt nur Bewunderung und Anerkennung zollen. So sagte Marc Berthod: «Das war richtig gut.» Adrian Arnet fügte hinzu: «Das tut gut.» Mit dem 14. Rang in Val Gardena und dem 6. Rang in Bormio war das eine schöne Italientour für Kryenbühl. Im Ziel waren viele Jauchzer aus den Zuschauerreihen zu vernehmen. Auch eine Schweizer Flagge wurde frenetisch geschwungen.

«Musste ein paarmal untendurch» Der überglückliche Urs Kryenbühl zog nach der Zieldurchfahrt schnurstracks Richtung SRF-Interviewzone. «Es war keine Überraschung, was die Piste abverlangte. Es war ungemein streng. Ich war nervöser als auch schon. Schon weit oben haben meine Beine gebrannt», führte er aus. Angesprochen auf die Stürze in Kitzbühel und Saalbach reagierte Kryenbühl mit «Ich bekomme fast Hühnerhaut.» Mit Blick zurück auf die letzten Jahre mit insgesamt mindestens fünf gröberen Stürzen, ergänzte er: «Es war ein harter Weg, ich musste ein paarmal untendurch. Nun ist es einfach irgendwo schön, dass es so aufgegangen ist.» Das Rennen wurde von Vincent Kriechmayr aus Österreich vor James Crawford aus Kana-da und Aleksander Aamodt Kilde aus Norwegen gewonnen. Marco Odermatt war mit Rang vier der schnellste des Schweizer Teams. Hinter Kryenbühl sorgten auch seine Kollegen Justin Murisier und Gilles Roulin mit den Rängen sieben und acht für ein sehr gutes Schweizer Mannschaftsergebnis.

Der Unteriberger Urs Kryenbühl zeigte sich bereits vor Saisonstart optimistisch.

Foto: Instagram Urs Kryenbühl

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