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Gute Springen beim Start in Ruka

Gute Springen beim Start in Ruka Gute Springen beim Start in Ruka

Pascal Müller als einziger Schweizer Kombinierer an internationalen Wettkämpfen am Start.

Pascal Müller vom Skiclub Einsiedeln hatte in der Vorbereitung Probleme. Auf der Schanze ist der Glarner in Form, im Langlaufen wills noch nicht so recht. Vor Weihnachten war der Saisonstart der Nordisch Kombinierer in Finnland.

KÖBI HEFTI / FRANZ FELDMANN

Nordisch Kombinierer Pascal Müller aus Oberurnen startete im finnischen Ruka zu seinen ersten Wettkämpfen des Winters im Continental Cup. Es war ein happiges Programm, das bei der Saisoneröffnung auf ihn wartete. Drei Wettkämpfe über jeweils zehn Kilometer in drei Tagen standen auf dem Programm. Das erste Kräftemessen mit der internationalen Konkurrenz fand bereits am Freitagabend statt. Nach der hervorragenden Vorbereitung in der Spitzensport-RS in diesem Jahr blickte Müller der neuen Saison zuversichtlich entgegen. Nach der RS fühlte er sich fit wie nie. Er war überzeugt, dass seine intensiven Trainingseinheiten dazu führen würden, die Lücke zur Langlauf-Spitze zu verkleinern. Zur Erinnerung: Müller entschied sich erst vor gut vier Jahren, nicht mehr nur Skispringer zu sein, sondern Kombinierer zu werden. Seither setzt er alles daran, um seine Defizite im Langlauf wettzumachen. Mittlerweile ist er der einzige Kaderathlet von Swiss-Ski (B-Kader) und damit das Schweizer Aushängeschild in der Nordischen Kombination.

Die Frage nach dem Sinn

Müllers Karriere war bisher von viel Kampf, Ehrgeiz, einem unbändigen Willen, einigen Ausrufezeichen, aber auch gesundheitlichen Rückschlägen geprägt. Einen Dämpfer musste er auch in dieser Saisonvorbereitung verkraften. Mitte September erkältete er sich, und dies hatte Folgen. «In meinen Ferien im Oktober konnte ich nicht regenerieren, und auch im anschliessenden Training fühlte ich mich nicht fit. Ich merk-te, dass etwas nicht stimmte.» Nach längeren Abklärungen folgte die Diagnose Entzündung der Nasennebenhöhlen. Das wurde zu einer langwierigen Geschichte und Leidenszeit. «Ich muss-te schon manchen Rückschlag verdauen. Doch nachdem ich schon im Frühjahr eine gelungene Saison wegen einer verschleppten Infektion vorzeitig abbrechen musste, nagte die-ser neue Rückschlag mental kräftig.» Müller stellte sich die Sinnfrage, hinterfragte, ob sein Körper die Strapazen des Spitzensports überhaupt aushalten würden. «Es waren Fragen, die mir bisher völlig fremd waren», sagt der als Optimist bekannte Müller.

Die Ernte des Sommers Seit zwei Wochen sieht seine Welt wieder besser aus. «Ich fühle mich gut, sogar sehr gut, kann wieder Gas geben. Aber es ist noch nicht top», beschreibt er seinen Zustand. Davon zeugen auch die Ergebnisse, die er beim Deutschlandpokal in Oberhof erzielte, wo das gesamte deutsche B-Kader am Start war. Im Springen musste er sich in beiden Wettkämpfen nur einem Athleten beugen. Seine Sprünge waren sehr gut, die Noten mit bis zu 19,5 so hoch wie nie. Im Laufen hielt er sich in der Spitzengruppe, obwohl er im Ausdauerbereich wochenweise kaum rich-tig trainieren konnte. «Wenn man mit den Deutschen einigermassen mithalten kann, ist das ein gutes Zeichen», meint Müller erleichtert. Er glaubt, dass die gute Basis, die er im Sommer mit dem Training unter professionellen Bedingungen legen konnte, entscheidend waren, dass er nicht derart viel Terrain einbüsste, wie das eigentlich bei einer solch langen Pause üblich ist.

Seine Zwangspause war aber auch die Chance, um im mentalen Bereich viel zu arbeiten. Der Traum lebt weiter Beim B-Welt-cup in Ruka wartete Müllers Lieblingsschanze. Auf diesem Bakken wollte er eine gute Basis legen, denn die Rennen in der Loipe würden hart werden. Müllers Ungewissheit über sein aktuelles Leistungsvermögen war gross. «Ich bin gespannt, wie es mir in Finnland ergehen wird», blickte Müller voraus. Obwohl es Fragezeichen zu seinem Trainingsstand gab, wollte er Vollgas geben. Das gelang ihm einigermassen gut. Mit 110,5 Metern sprang er am Samstag auf den 5. Platz, eine tolle Leis-tung. Mit der eher langsamen 45. Laufzeit holte er sich den 20. Schlussrang von 42 Klassierten. Am Sonntag schaute nach dem 11. Rang im Springen mit 121,5 Metern und Rang 40 in der Loipe der 26. Schlussrang heraus.

«Traum und Ziel ist, mich für die Weltmeisterschaft Ende Februar in Planica zu qualifizieren. Eine WM-Teilnahme wäre für mich der nächste, wichtige Schritt. Ich möchte WM-Luft schnuppern und Erfahrungen für die WM 2025 in Trondheim sammeln », sagt er. Dazu ergänzt er, dass es in einer Sportart, welche derzeit weltweit um ihre Akzeptanz und das olympische Überleben kämpfe, es auch für die Schweiz wichtig wäre, wenn wieder einmal ein Athlet von Swiss-Ski bei einer Weltmeisterschaft am Start wäre. Die bes-ten Möglichkeiten, die WM-Qualifikation zu schaffen, sind die Wettkämpfe im Continental Cup. Sich über den Weltcup zu qualifizieren, stuft Müller als schwieriger ein, zumal noch in den Sternen steht, welche Einsätze er im Weltcup absolvieren wird. «Dies hängt vom Formstand und der Formkurve ab», erklärt er.

Der einzige für die Schweiz startende nordisch Kombinierer Pascal Müller.

Foto: swiss-ski

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