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«Freche Buben werden nicht mehr in den Sack gesteckt»

«Freche Buben werden nicht mehr in den Sack gesteckt» «Freche Buben werden nicht mehr in den Sack gesteckt»

Der 34-jährige Philipp Birchler, Oberchlaus der Samichlausgruppe Einsiedeln, freut sich auf den Grosseinsatz am Sankt-Nikolaus-Tag: «Heute Abend sind fünf Chläuse, zehn Schmutzli und fünf Helfer im Einsatz.»

MAGNUS LEIBUNDGUT

Was geht heute Abend im Klosterdorf ab?

In den vergangenen beiden Jahren konnte die Samichlausgruppe Einsiedeln wegen der Corona- Pandemie keine Heimbesuche machen. Heuer sind die Chläuse wieder unterwegs zu den Familien. Zudem gibt es heute Abend im Abteihof des Klosters einen Standort draussen, an dem die Kinder den Sankt Nikolaus besuchen können, wenn sie hierfür von ihren Eltern angemeldet worden sind. Ist der Samichlaus immer noch angesagt in Einsiedeln? Wir besuchen heuer vierzig Familien im Bezirk Einsiedeln. In früheren Jahren sind es bis zu sechzig Familien gewesen. Die Beliebtheit von Sankt Nikolaus ist Ausdruck davon, dass die Kinder auch in der heutigen Zeit noch an den Samichlaus glauben. Die Kinder begegnen Sankt Nikolaus mit Respekt, weniger mit Angst. Mangelt es der Samichlausgruppe Einsiedeln an freiwilligen Helfern? Wir suchen in der Tat Schmutzli, Chläuse und Fahrer. Es fehlen uns vor allem Männer. Frau-en stehen uns ausreichend zur Verfügung: Doch diese kommen naturgemäss nicht für die Rolle des Samichlaus in Frage. Unsere Chläuse sind ein bisschen in die Jahre gekommen: Es man-gelt uns denn an Nachwuchs. Erhalten die Kinder wie üblich Nuss und Birne oder vielmehr die Rute? Die Zeiten sind längstens vorbei, als gewisse Chläuse, schwere Ketten tragend, Angst und Schrecken auf den Strassen des Klosterdorfs verbreitet haben. Aller-dings haben Schmutzli auch heutzutage noch eine Fitze mit dabei – für alle Fälle (lacht). Freche Buben werden aber nicht mehr in den Sack gesteckt. Was auffällig ist: Es finden sich immer mehr Geschenke im Chlaussäckli, die es früher erst auf Weihnachten gegeben hat. Welche Sünden werden in der Regel im Register aufgeführt? Im Sündenregister der Kinder stehen nach wie vor Sachen wie «Räumt das Zimmer nicht auf», «Ist ungehorsam», «Macht die Hausaufgaben nicht korrekt» oder «Putzt die Zähne nicht». Hinzu werden zunehmend Fernsehen, Social Media und Gamen im Register aufgeführt. Wie sind die Perspektiven der Samichlausgruppe Einsiedeln? Die Perspektiven der Samichlausgruppe Einsiedeln sind ausgezeichnet. Nach wie vor ist der Besuch des Samichlaus gratis. Jedoch sind Spenden für die Samichlausgruppe Einsiedeln hoch willkommen. Schliesslich müssen laufend Ausgaben getätigt werden, die ins Geld gehen. Ein neues Gewand für St. Nikolaus kostet schnell einmal über Tausend Franken. Angeschafft haben wir jüngst Laternen, Glocken und Miten (Bischofsmützen). Obwohl der christliche Glaube zunehmend in den Hintergrund rückt, bleibt der Glaube der Kinder an St. Nikolaus ungebrochen: Es ist eine alte und schöne Tradition, die wir weiterhin pflegen wollen. Hierfür sind wir denn auch auf der Suche nach jungen Kräften, die uns unterstützen. Interessierte Helfer dürfen sich gerne unter www.samichlaus- einsiedeln.ch melden.

War es Ihr Bubentraum, dereinst Oberchlaus zu werden?

Oh nein (lacht), ich bin da eher in dieses Amt quasi hineingerutscht – nachdem ich bereits mehr als zehn Jahre lang Mitglied in der Samichlausgruppe Einsiedeln war. Ich bin nun seit über fünf Jahren Oberchlaus – und durchaus bereit, den Bischofsstab an einen Nachfolger weiterzureichen und zu übergeben.

Foto: Magnus Leibundgut

Philipp Birchler

Jahrgang: 1988 Wohnort: Einsiedeln Beruf: Leitungsmonteur Hobbys: Kleintierzucht Imkern und Wandern

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