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«Ich komme nochmals»

«Ich komme nochmals» «Ich komme nochmals»

Am 27. November findet der zweite Wahlgang der Regierungsratsersatzwahlen im Kanton Schwyz statt

Der 60-jährige Landwirt Peter Abegg aus Rothenthurm ist erfreut über seine 7000 Stimmen, die er am Wahlsonntag gemacht hat: «Jetzt will ich es nochmals wissen und trete erst recht beim zweiten Wahlgang an.»

MAGNUS LEIBUNDGUT

Wie kommt das Resultat bei Ihnen an?

Ich bin sehr zufrieden mit dem Ausgang des ersten Wahlgangs, weil ich ein extrem gutes Ergebnis erzielt habe: Ich habe als Parteiloser 7000 Stimmen geholt – das sind etwas weniger als die Hälfte der Stimmen des Wahlsiegers und mehr als die Hälfte der Stimmen der Drittplatzierten und des Viertplatzierten. Alles in allem würde ich von einem grossen Erfolg sprechen, den ich am Sonntag erreicht habe. Mit welchen Erwartungen sind Sie in den ersten Wahlgang gestartet?

Ich bin sehr offen gewesen und konnte mir eine breite Palette von Möglichkeiten vorstellen, was den Ausgang dieses ersten Wahlgangs anbetrifft. Zum grossen Rutsch in der Schwyzer Regierung ist es nun nicht gekommen, weil es vielleicht am Mut des Wahlvolks gefehlt hat. Bitter ist die Niederlage für die Corona- Protestbewegung, wo doch die Massnahmen während der Pandemie sehr umstritten waren und viele Millionen Franken gekostet haben. Was hat Sie in diesem ers-ten Wahlgang besonders überrascht?

Ich habe mit allem gerechnet – auch dass Xaver Schuler von der SVP die Wahl schaffen könnte, überrascht mich nicht besonders. Allerdings bin ich davon ausgegangen, dass Damian Meier von der FDP mehr Mühe hätte: Es erstaunt mich doch, dass sein Vorsprung auf Ursula Lindauer von der GLP und auf Patrick Notter von der SP relativ gross ist.

Welche Rolle hat die Herkunft der Kandidaten bei den Regierungsratsersatzwahlen gespielt?

Die Herkunft der Kandidaten war nicht matchentscheidend. Natürlich hätten die Einsiedler gerne wieder einen Hiesigen in der Schwyzer Regierung gesehen: Dementsprechend hat auch Patrick Notter von der SP am meis-ten Stimmen im Bezirk Einsiedeln geholt. Aber kantonsweit betrachtet ist der Einfluss der Herkunft klein, sicherlich nicht weltbewegend. Wieso war der Frauenbonus nicht matchentscheidend? Ursula Lindauer von der GLP hat sich gut geschlagen und überraschend viele Stimmen gemacht. Allerdings ist das weniger einem Frauenbonus geschuldet, statt vielmehr dem Umstand, dass die Mitte-Partei Lindauer unterstützt hat in diesem Wahlkampf. Welche Rolle hat die Stimmbeteiligung gespielt? Ich habe mir eine höhere Stimmbeteiligung erhofft, weil ich eher davon profitiert hätte, wenn sich über die Hälfte der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger an der Wahl beteiligt hätte. 43 Prozent ist nicht eine wirklich hohe Stimmbeteiligung. Und offen ist, ob beim zweiten Wahlgang mehr Leute an die Urne gehen werden.

Wieder hat es Ihnen nicht gereicht für einen Sitz in der Schwyzer Regierung: Woran hat dies gelegen? Im Kanton Schwyz haben die drei Parteien SVP, FDP und Mitte alle Macht der Welt. Ein Parteiloser hat es da schon sehr schwer, sich gegen die Übermacht der Parteien durchzusetzen. Man spricht immer wieder davon, dass es bei Regierungsratswahlen um die Person, nicht um die Partei gehe. Aber das stimmt einfach nicht: Die FDP kann beim zweiten Wahlgang auch ein vierjähriges Kamel statt dem Meier nominieren: Es würde gewählt werden, weil das Kamel bei der FDP ist. Im Kanton Schwyz ist die Macht der Parteien allgegenwärtig.

Werden Sie für den zweiten Wahlgang wieder antreten? Ich komme nochmals. Ich trete erneut an, koste es, was es wolle. Sie können damit rechnen, dass ich beim zweiten Wahlgang am 27. November wieder kandidieren werde.

Was erwarten Sie von den Parteien, wie sie sich für den zweiten Wahlgang positionieren? Ich rechne damit, dass ich einige Stimmen von SVP-nahen Kreisen erhalten werde. Ich habe ja vor allem in ländlichen Gebieten viele Stimmen geholt, in denen die SVP stark ist. Die Mitte wird an Lindauer von der GLP festhalten. Wie wirkt sich der Umstand, dass die Bauern weiterhin nicht in der Regierung vertreten sind, auf den Kanton Schwyz aus? Die jetzigen Regierungsräte den-ken nur an sich statt an die Landwirtschaft. Die Bauern müssen weiterhin Federn lassen und sich an unzählige Gesetze anpassen. Es ist schade, dass es den Schwyzern an Mut gefehlt hat, einen Bauern in die Regierung zu wählen, der wirklich die Interessen der Landwirtschaft vertritt. Wie hätte sich die Schwyzer Politik dank und mit einem Regierungsrat Peter Abegg zukünftig verändert? Der Wolf wäre tatkräftig reguliert worden. Und ich hätte dem Kanton Schwyz auf die Beine geholfen, für seine Interessen einzustehen als immerzu vor Bern zu kuschen. Schon bald finden in Sachen Schwyzer Regierungsrat Gesamterneuerugswahlen statt. Werden Sie erneut antreten? Ich möchte nicht ausschliessen, dass ich im Jahr 2024 wieder antreten werde, falls ich dann fit und gesund bin. Ich bin zwar mit meinen sechzig Jahren nicht mehr der jüngste Kandidat: Allerdings ist das Alter nicht das matchentscheidende Kriterium.

«Die FDP kann auch ein Kamel nominieren: Es würde gewählt werden, weil das Kamel bei der FDP ist.»

Peter Abegg: «Es ist schade, dass es den Schwyzern an Mut gefehlt hat, einen Bauern in die Regierung zu wählen, der wirklich die Interessen der Landwirtschaft vertritt.» Foto: Magnus Leibundgut

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