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Das Strahlen der Finisher ersetzte jenes der Sonne

Das Strahlen der Finisher ersetzte jenes der Sonne Das Strahlen der Finisher ersetzte jenes der Sonne

Das Gesamtpaket mit den Rennkategorien auf neuen Strecken und in unvergleichlicher Iron-Bike-Race-Atmosphäre, einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm, einem verlockenden Bike Village und vielfältigem Verpflegungsangebot überzeugte, ja begeisterte.

MARLIES MATHIS

Auf die Frage der Schreiberin, welche Strecke er denn dieses Jahr fahre, meinte der 22-fache Finisher Meiri Kälin etwas traurig: «Ich hatte vor Kurzem einen Bandscheibenvorfall, hole aber jetzt wenigstens den Startsack und das hübsche Erinnerungsshirt. Das Startgeld überlasse ich gerne den Organisatoren für ihren grossartigen Einsatz, den sie bis anhin geleistet haben und den sie hoffentlich auch weiterhin mit Elan auf sich nehmen.» Diese sympathische Aussage widerspiegelt nur ein Teilchen des Puzzles Iron Bike Race Einsiedeln, hinter dem auch dieses Jahr wieder eine ganze Region gestanden hat. Auch wenn es nach 25 Jahren und einer schwierigen Coronazeit zu einer eigentlichen Zäsur gekommen ist. Die Fahrerzahl, wohl allgemein dem Teilnehmerrückgang an Bikeveranstaltungen, aber gewiss auch dem vorausgesagten regnerischen Wetter geschuldet, war um etliches kleiner als in den vergangenen Jahren. Aber es ist ausnehmend erfreulich, mit welchem Einsatz, welcher Begeisterung und welchen überraschenden Ideen die neuen Verantwortlichen das Iron Bike Race in die Zukunft führen wollen. Originelles Format für E-Biker

Abgestützt auf drei Schultern mit dem Eventorganisator Echowerk, der Zeitmessung Datasport und dem lokalen Organisationskomitee unter der erstmaligen und souveränen Leitung des Präsidenten Daniel Hensler erlebten Fahrer wie Helfer und Zuschauer ein gelungenes Bike-Wochenende. Einzig dass sich die Standbetreiber im Bike Village und im Verpflegungssektor und natürlich die Rennveranstalter selber noch mehr Besucher gewünscht hätten, lockte doch das teilweise regnerische Wetter etliche Leute nicht aus den Häusern. Der Stimmung im Festgelände und unterwegs tat dies jedoch keinen Abbruch. Bereits am Freitagabend blickten der Präsident und die zahlreichen Helfer beim traditionellen und eigens für sie organisierten Helferessen optimistisch und mit Humor auf die zwei kommenden Renntage.

Rund 30 E-Biker kehrten denn auch am Samstagnachmittag nach einigen Stunden rundum zufrieden von ihrem sogenannten und von Dani Bachmann tadellos vorbereiteten «e-MTB Joy Ride» zurück. Selbst Manuel Schaub, Chef der Firma Echowerk, und seine Mitarbeiterin und Mädchen für alles am Iron Bike Race, Sarina Langloh, liessen es sich nicht nehmen, dieses spezielle und erstmalige Bikeabenteuer in der Art eines Orientierungslaufs mit fünf radsportlichen Geschicklichkeitsposten zu absolvieren. Sie schwärmten geradezu von der schönen Umgebung am Sihlsee und in den Höhen vom St. Meinrad aus, die sie auf ihrer rund 35 Kilometer langen, mit knapp 1000 Höhenmetern gespickten Route entdeckt hatten. Und vor allem wanden sie den aufgestellten Postenbetreuern ein Kränzchen für ihre Arbeit!

Für Klein und Gross ein Angebot Aber auch die Jüngsten standen bezüglich Eifer und Freude den Erwachsenen in nichts nach. Nebst dem Kids Race für Kinder ab dem Primarschulalter durften schon die kleinsten Knirpse im «Puky Kids Parcours» mit Stolz ihre Geschicklichkeitsrunden absolvieren. Beim «Kids Bike League» wurden sie gar zu jeder halben Stunde von fünf engagierten Bikeguides, die zugleich Skilehrerinnen und Skilehrer auf der Mörlisalp sind, unterrichtet, sodass sie schon sehr früh spielerisch in die Kunst des Radfahrens eingeführt werden.

Nebst musikalischer Unterhaltung auf Topniveau im Festzelt mit der Kirchweih-Kapelle lockte aber jeweils der spektakuläre Auftritt der «Flying Metal Crew» am meis-ten Zuschauer an. Die vier Radkünstler boten eine wagemutige Jumpshow mit sensationellen akrobatischen Sprüngen, die den Atem der Zuschauer immer wieder stocken liessen und begeisterten Applaus auslösten.

Feuertaufe am Sonntag bestanden Wie brachte es doch ein erkälteter, für den Sonntag angemeldeter Fahrer, der am Samstagnachmittag bei der Startnummernausgabe die Karten mit den neuen Strecken studierte, auf den Punkt? «Es gibt nur drei Optionen: fertig fahren, unterwegs aufgeben oder gar nicht antreten, je nach körperlicher Verfassung oder Wetter!» Man konnte es verstehen, wenn einige Fahrer angesichts der Prognosen im warmen Bett blieben, obwohl die zu den rund 50 und 85 Kilometer-Strecken Startenden um 8 Uhr vom Regen verschont blieben, als sie sich nach dem wie immer tief beeindruckenden Bikersegen von Pater Lorenz auf den Weg machten. Ja die Schnellsten konnten gar eine Runde fast ohne Nass von oben absolvieren, während die Fahrer der Kurzdistanz über 34 Kilometer bereits beim Start schon richtig abgespritzt wurden. Diese Dusche hätten sie eher nach dem Rennen nötig gehabt, standen doch alle Teilnehmer von Helm über Brille bis hin zu den Schuhen und ihre Bikes am Ziel so ziemlich vor Dreck, was aber die Zufriedenheit über die erbrachte Leistung keineswegs schmälern konnte.

Das Echo zu den neuen Strecken im Raum Einsiedeln, Rothenthurm und Alpthal, die doch im Vergleich zu den vorherigen technisch anspruchsvoller sind, aber erfreulicherweise auch über weniger Asphalt verfügen, war durchwegs positiv. Schliesslich sei es ein Bikerennen und kein Spaziergang, meinte ein Finisher und für das Wetter könne niemand etwas. Oder wie es Startnummer 1116, Yaw Beatty-Jakobi, lachend und zugleich lobend ausdrückte: «Die neuen Organisatoren müssen auch zuerst gewaschen werden! In meinem Bekanntenkreis und ich selber natürlich auch, sind alle sehr froh, dass es dieses tolle Rennen überhaupt noch gibt. Im Ziel trockene Zelte und ein leckeres Food Village, das ist einfach super! Vielen Dank.» Das Gelände richtig eingeschätzt Aber auch den Teilnehmern selber darf ein Kränzchen für ihr vorbildliches Fahrverhalten gewunden werden. Der Ruf der Strecke mit kniffligen, ja auf kurzen Abschnitten gar unfahrbaren Stellen eilte ihr voraus, zumal der Regen auch noch das Seine dazu tat und an gewissen Orten den Boden so aufweichte, dass die Räder richtig im Dreck drehten und man für einige Meter schneller zu Fuss vorwärtskam.

Benno Beeler, welcher einmal mehr für die Begleitmotorräder zuständig war, zeigte sich denn auch sehr zufrieden, ja fast etwas positiv überrascht, wie rücksichtsvoll sich die Bikerinnen und Biker unterwegs gegenseitig benahmen und wie sie den kniffligen Routen Respekt zollten. Entsprechend wenig hatten denn zum Glück auch die Sanität und die Rettungsdienste zu tun.

Diese grosse Erleichterung war ebenso beim OK-Präsidenten Daniel Hensler zu spüren, der seine Premiere übrigens mit Bravour und mit einer sehr herzlichen Art gemeistert hat. Natürlich hätte auch er gerne mehr Teilnehmer gesehen und besseres Wetter gewünscht, aber auch er kann nicht zaubern. Dass aber die neuen Streckenführungen bei den allermeisten Zustimmung gefunden und die wichtigsten Punkte geklappt haben, erfüllte ihn mit Freude und bildeten klar die positiven Schwerpunkte seines Fazits zum 26. Iron Bike Race.

Auch ein Rennen der Einheimischen Stolz dürfen die Organisatoren auch sein, dass einmal mehr zahlreiche Fahrerinnen und Fahrer aus der Region am Heimrennen teilnahmen, ja teilweise gar mit ausgezeichneten Resultaten glänzten. Allen voran war dies der 29-jährige Einsiedler Silvan Kälin, der auf der Mitteldistanz die zweitbeste Zeit aller Fahrer hinlegte und sich den Applaus auf dem Podest mehr als verdient hatte. Für den guten Techniker war denn auch alles fahrbar, selbst die etwas heiklen und dreckigen Stellen Richtung Lochweid oder die Abfahrt ins Alpthal hinunter, wie er sagte. Er habe auch sozusagen während des ganzen Rennens fast keinen Regen gehabt, was sein Vater, der für seine Verpflegung zuständig war, bestätigte und der auch gleich preisgab, wie sich die gestaltete: Bidonwechsel, wobei er diesem immer einen Gel anhefte.

Motivierend waren auch die vielen Zuschauer, insbesondere in Rothenthurm, der Alp entlang und auf dem Friherrenberg und wie immer am Ziel. Er sei denn auch eine ganze Weile mit drei anderen zusammen gefahren, bis er gemerkt habe, dass diese die Langdistanz absolvieren würden. Da habe er dann das Tempo verschärft, da er ja nach der Zieldurchfahrt nicht nochmals eine Runde drehen musste. Sein Vorteil sei sicher auch gewesen, dass er als Einheimischer den grössten Teil der Strecke schon gekannt habe.

Geradezu euphorisch zeigte sich auch OK-Mitglied Othmar Birchler nach seiner Fahrt. Das sei für ihn ein echt lässiges Bikerennen gewesen und es habe einfach alles gepasst. «Und jetzt habe ich ein Bier verdient», war sein Schlusswort nach seinem Kompliment an die Streckenverantwortlichen und die Organisatoren.

OKP Daniel Hensler erklärte vor dem Rennen den Fahrern einige anspruchsvolle Passagen der neuen Strecke. Fotos: Marlies Mathis

OK-Mitglied Othmar Birchler ist von der Strecke begeistert.

Mit vollem Tempo durch den Spielplatz: Ein Vergnügen, das man ausschliesslich beim Iron Bike Race erleben darf.

Hier wären Scheibenwischer von Vorteil.

Silvan Kälin (Zweitplatzierter auf der mittleren Strecke) unterwegs auf der Abfahrt in Richtung Alpthal. Foto: Martin Platter

Hopp, hopp, hopp! Das Iron Bike Race Einsiedeln startete am Sonntag wie immer vor dem Kloster Einsiedeln.

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