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Ausstellung dokumentiert markante Veränderungen in der Linth-Landschaft

Ausstellung dokumentiert markante  Veränderungen in der Linth-Landschaft Ausstellung dokumentiert markante  Veränderungen in der Linth-Landschaft

Das Marchmuseum zeigt eine Sonderausstellung über den Wandel der Linth-Landschaft von der Eiszeit bis heute. Die Vernissage findet am 14. August im Rempen in Vorderthal statt.

Mitg. Nach dem Rückzug der Gletscher in die Alpen dürfte die Linth entstanden sein und spies vorerst den zusammenhängenden Boden-Walen-Zürichsee. Die Linth heute ist ein Fluss in den Kantonen Glarus, Schwyz und St. Gallen.

Nacheiszeitlicher Boden-Walen-Zürichsee Die letzte und jüngste grossräumige Vergletscherung erfolgte in der Würm-Eiszeit (120’000 bis 10’000 vor Christus). In unserer Gegend bestand damals der Rhein-Linth-Gletscher. Das Eis trug viele Steine mit sich, und als es schmolz, blieben die Brocken – Findlinge oder erratische Blöcke genannt – liegen. Als Folge des letzten Rückzugs der Gletscher in den Alpenraum entstand vor 14’000 Jahren der u-förmige Boden-Walen-Zürichsee. Aus diesem ausgedehnten Talsee bildete sich infolge von Aufschüttungen (Geschiebeablagerungen) selbstständig der Zürichsee, der Walensee und der Bodensee aus. Walen- und Zürichsee trennten sich vor 11’500 Jahren Der heutige Walenseespiegel wurde schon 3000 vor Christus erreicht – eine stabile Phase begann. An den Rändern der Linthebene entstanden auf Schuttkegeln Dörfer und Kirchen. Die Abriegelung des Walensees vom Zürichsee geschah vor 11’500 Jahren. Der Tuggnersee bildete sich mit der Abriegelung vom Oberen Zürichsee vor etwa 1000 Jahren und verlandete um 1550 erstaunlich rasch.

Die Landschaft wurde im 17. Jahrhundert von den damaligen Zeitgenossen «als eine der schönsten der Schweiz» empfunden. Die Hochwasser im 18. Jahrhundert änderten fast schlagartig die Lage. Abhilfe brachte die auch als Arbeitsbeschaffungsmassnahme gedachte Linthkorrektion (1807–1822). Das nationale Werk beschäftigte zeitweise bis zu 1000 Arbeiter.

Linthebene-Melioration

Im Zweiten Weltkrieg wurde die 1936 von Nationalrat Erhard Ruoss (1901–1959 / Buttikon) angeregte Linthebene-Melioration durchgeführt – ebenfalls eine Arbeitsbeschaffungsmassnahme. Im Zuge der sogenannten Anbauschlacht verwandelte sich die versumpfte Linthgegend in eine blühende Landschaft. Der Selbstversorgungsgrad der Schweiz konnte von 1940 bis 1945 von 52 auf 59 Prozent gesteigert werden. Der Anbau setzte 1942 ein. Während der Saatund Erntezeit waren 400 bis 500 Hilfskräfte im Einsatz.

Nachkriegszeit Im Kielwasser der Kriegswirtschaft versuchten die Bauernvertreter, eine neue, staatlich abgesicherte Landwirtschaftspolitik durchzusetzen – mit Erfolg. Der Viehbestand im Linthgebiet wuchs in der Nachkriegszeit mar-kant. Die Gras-/Milchwirtschaft breitete sich aus. Entsprechend ging der Ackerbau zurück. Wenn doch Kulturflächen, dann zum Beispiel Futtermais. Erst seit 1999 wird wieder Speisemais (Linthmais) angepflanzt.

Starkstromleitungen, Eisenbahnlinien, Überbauungen und Strassen akzentuieren heute das Landschaftsbild. Die Erschliessung der Linthebene mit den Massnahmen Korrektion, Melioration, Anbau, Besiedelung findet ihre Fortsetzung mit der Autobahn A3 (1973 eröffnet). Doch der Fortschritt fordert seinen Tribut: Die Autobahn führt mitten durch die Linthebene über meliorierte Flächen, überfährt Kulturdenkmäler.

Das «Entwicklungskonzept Linthebene 2003» wurde in den Jahren 2003 bis 2008 als Richtplangeschäft – breit abgestützt – erarbeitet und nach Regierungsbeschluss der Kantone SG, GL und SZ als behördenverbindlich erklärt. Drei Kernaussagen: Linthebene als Modellregion (eigenständiges Profil), Region nimmt ökologische und landwirtschaftliche Verantwortung wahr und auf die Besiedelung in die Ebene hinaus wird generell verzichtet.

Das «Projekt Hochwasserschutz Linth 2000» zeigte sich als ein Vorhaben verpasster Chancen. Auf den Einbezug alter Linthläufe wurde weitgehend verzichtet. Lediglich der Hänggelgiessen Schänis fand Berücksichtigung. Trotzdem zerrte ein Teil der Bauernschaft das Wasserbauvorhaben bis vor Bundesgericht – und blitzte ab.

Mechanisierung und Mineralisierung In der Nachkriegszeit trat das Phänomen Bodenverdichtung infolge Mechanisierung und Mineralisierung (Abbauprozess) zutage. Die Senkungen des meliorierten Bodens erkennt man an den ehemals ebenerdigen Sammelschächten sehr gut. Nun stellt sich die Frage: Ist nach der ersten eine zweite Melioration angesagt?

Vernissage: Sonntag, 14. August, 13.30 Uhr, Marchmuseum, Kraftwerkzentrale Rempen, Wägitalstrasse 2, Vorderthal. Das Museum ist jeden zweiten Sonntag im Monat geöffnet (13.30 bis 16 Uhr). Führungen auf Anfrage (055/440’62’53).

Die markanten Veränderungen der Linth-Landschaft lassen sich auch anhand der Rietflächen veranschaulichen: Links der Zustand um 1860, rechts jener um 1970.

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