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«Im schlimmsten Fall wird der Talkessel vom Strom abgehängt»

Im Winter könnte es zu Strom- und Gaskontingentierungen kommen. Mit Folgen auch für Schwyz.

JÜRG AUF DER MAUR

Ein Thema wird derzeit heiss diskutiert. Kommt es zur befürchteten Energiekrise im kommenden Winter? Und wenn ja: Was würde das für Herr und Frau Schwyzer konkret bedeuten? Kommt es überhaupt zur Krise?

Vieles hängt davon ab, was in den nächsten Tagen und Wochen noch passiert. Abschliessende Antworten hat heute niemand parat. Klar ist nur etwas: «Es ist eigentlich ein europäisches und schweizerisches Problem. Kantonal können wir da wenig ausrichten », sind sich EWS-Direktor Peter Suter und der Ingenbohler René Baggenstos, der im Energiehandel als Unternehmer tätig ist, immerhin einig. «Schwyzer Stauseen spielen nur eine kleine Rolle» Man wisse, dass die Kapazitäten der Stauseen nun gefüllt werden sollen. Aber die Schwyzer Stauseen spielen nur eine kleine Rolle. «Auch bei der ebs», ist Suter überzeugt. Das EWS habe wie immer für die nächsten drei Jahre, allerdings zu einem sehr hohen Preis, Strom eingekauft.

Das werde sich «auf die Tarifgestaltung auswirken, die Kunden müssen mit höheren Preisen rechnen». Die Frage sei zudem, ob dem EWS dann der Strom im bestellten Rahmen geliefert werden könne.

Der Bund sieht bei einer Mangellage vier Stufen vor. «Im Worst Case würde der ganze Talkessel für vier Stunden vom Netz genommen. Dann gäbe es wieder acht Stunden Strom», weiss Suter. Ebs-Direktor Hans Bless verfolgt die laufende Entwicklung ebenfalls sehr aufmerksam. Ob mit einer Energiekrise gerechnet werden müsse, könne er nicht voraussagen.

Die Situation sei angespannt und der Handlungsspielraum klein. «Dazu kommt, dass die aktuelle Trockenheit dazu führt, dass es schwieriger wird, in den Stauseen die Wasserreserven für den Winter aufzubauen.» Kontingentierungen werden nicht ausgeschlossen Energieunternehmer René Baggenstos ist seit März Mitglied der Taskforce Gasversorgung Winter 22/23 des Bundes. Kontingentierungen hätten direkte Eingriffe in die Schwyzer Industrie zur Folge. Skilifte müssten abgestellt werden, Wellness-parks würden geschlossen. Immerhin: Die Privathaushalte wären nur am Schluss oder gar nicht betroffen.

Baggenstos’ Bauchgefühl rechnet mit einer 40- bis 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit, dass es zu Engpässen kommt. «Ich habe mich mit Mineralwasser und Büchsenfleisch eingedeckt. Ich empfehle allen, einen Notvorrat anzulegen.» Müssen wir also im nächsten Winter frieren? «Das Problem ist ernst zu nehmen, aber wir dürfen nicht hyperventilieren», sagt Peter Suter.

Wer mit Fernwärme verbunden sei, sei wohl aus dem Schneider. Anders sei es beim Gas. «Aber wer ein Cheminée, einen Schwedenofen oder eine alte Holzheizung hat, kann sich beruhigen. Holz wird immer genug da sein.» Bless: «Es macht Sinn, wenn jeder von uns sich Gedanken macht, wie und wo er seinen ganz persönlichen Energieverbrauch etwas einschränken kann.»

«Das Problem ist ernst. Aber wir dürfen nicht hyperventilieren.»

Peter Suter, EWS-Direktor

«Ich empfehle allen, einen Notvorrat anzulegen.»

René Baggenstos, Mitglied Bundes-Taskforce, Brunnen

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