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«Es wird nur im äussersten Notfall abgefischt»

Kuno von Wattenwyl, Abteilungsleiter Fischerei, erklärt, weshalb die Gewässer bei hohen Temperaturen den Fischen so zusetzen.

ALAIN HOSPENTHAL

«Es gibt in diesem Fall kein Standardkonzept im Sinne eines Notfallplans, anhand dessen wir genau wissen, wo es was zu tun gibt», erklärt Kuno von Wattenwyl eingangs des Gesprächs. Vielmehr sei es so, dass man bei Auftreten eines Notstands Rückmeldungen der kantonalen Fischereiaufseher bekomme.

Aber auch Fischer und Wildhüter lieferten Hinweise. Bei den regelmässigen Kontrollen konzentriere man sich dabei auf die neuralgischen Punkte, wo man wisse, dass eine Problemsituation am ehesten eintrete, so Kuno von Wattenwyl.

«Im Moment haben wir von unseren Leuten noch nichts gehört, aber dies kann sich unter den aktuellen Bedingungen täglich ändern», bekräftigt von Wattenwyl. Zurzeit fänden aber im Kanton Schwyz noch keine Abfischungen statt.

Die Äschen werden von den kühlen Seen geschützt

Die Schwyzer Gewässer seien in Fischregionen unterteilt, und so bildeten beispielsweise die höher gelegenen Gewässer, wo sich vorwiegend Forellen aufhielten, eine Kategorie für sich, präzisiert von Wattenwyl.

Gerade diese höher gelegenen Gewässer seien derzeit noch von keiner Überhitzung betroffen, was den Forellen, die besonders wärmeempfindlich seien, zugutekomme. Anders sieht die Situation bei den Äschen aus. Aus dem Kanton Schaffhausen und den dortigen Rheingewässern vernehme man bereits ein akutes Bild, da diese Gewässer bereits zu warm seien. Im Rhein würden Löcher ins Flussbett gegraben, um den Äschen das Ausweichen in kühlere Tiefen zu ermöglichen.

«Auch im Kanton Schwyz ha-ben wir Äschen, so zum Beispiel im Linthkanal oder in der Muota-Mündung», wo die Wärmeentwicklung dank der Nähe des Walen- oder Vierwaldstättersees aber noch niedrig bleibe, so Kuno von Wattenwyl. Problem ist die Temperatur, nicht der Wassermangel In der breiten Bevölkerung spricht man oftmals von einer Trockenheitsabfischung, was nicht ganz korrekt ist. «Klar kann ein Bach auch mal austrocknen, aber das eigentliche Problem für die Fische tritt meis-tens aufgrund zu hoher Temperaturen und des damit verbundenen Sauerstoffmangels ein und nicht wegen des fehlenden Wassers», erklärt Kuno von Wattenwyl.

Dies sei in der Muota zum Beispiel gut sichtbar. Dort gebe es im Sommer, aber auch im Winter oftmals trockene Stellen. Die Fische registrierten dies jedoch und wanderten in tieferliegende Gewässerabschnitte mit Wasserführung ab.

Fische brauchen mehr Sauerstoff Kuno von Wattenwyl erklärt, dass die Fische in zu warmen Gewässern aus zwei Gründen Probleme bekämen. Zum einen könnten Fische ihre Körpertemperatur nicht aktiv regulieren.

Mit steigender Wassertemperatur steige diese ebenfalls an, wodurch der gesamte Stoffwechsel ansteige und sich auch der Sauerstoffbedarf erhöhe. Zum anderen sinke der Sauerstoffgehalt im Wasser mit zunehmender Temperatur. Diese gegenläufigen Kurven führten dazu, dass die Fische auch bei genügend hohem Wasserstand erstickten oder an einem Herzversagen verendeten.

So oder so bedeuteten hohe Temperaturen mehr Stress für die Tiere, was sie anfälliger für Krankheiten und Parasiten mache, die in wärmerem Wasser besser gediehen als in kühlerem, so Kuno von Wattenwyl weiter.

Die Fische werden kurzzeitig paralysiert Die eigentliche Abfischung wird gemäss Kuno von Wattenwyl nur bei absoluter Notwendigkeit vorgenommen und funktioniert mithilfe von Gleichstrom. Dabei werden eine ringförmige Anode und eine Kupferlitze als Kathode in den betroffenen Gewässerbereich eingetaucht.

Die Fische werden dabei kurzzeitig paralysiert und können so an der Oberfläche abgefischt und in einen Transportbehälter überführt werden. Anschliessend werden sie in einen kühleren Bereich des gleichen Gewässersystems gebracht, wo sie bes-sere Überlebenschancen vorfinden. Dabei achten die Verantwortlichen darauf, dass nicht zu viele Fische an den gleichen Ort verfrachtet werden, denn die Anzahl der natürlich vorhandenen Fische wird durch die Umgebung und die vorhandenen Nährstoffe bestimmt. Dieser Umstand führt dazu, dass eine Umsiedlung mittels Abfischung nur in limitierten Mengen Sinn macht.

In der Regel kommt eine Abfischung zum Einsatz, wenn der Fischbestand zum Beispiel we-gen eines Bauvorhabens im Gewässer gefährdet ist.

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