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«Endlich stechen wir wieder in den Sihlsee»

«Endlich stechen wir wieder  in den Sihlsee» «Endlich stechen wir wieder  in den Sihlsee»

Vor über zwei Jahren hat Bruno Häseli das Schiffsruder an Bord der «Angelika» übernommen. Morgen Samstag manövriert der 53-jährige Kapitän aus Gross das Schiff zum Start in die neue Saison der Sihlsee-Schifffahrt AG: Ein Kick-Off mit Chinoise steht auf dem Programm.

MAGNUS LEIBUNDGUT

Sind Sie parat für die erste Fahrt mit der «Angelika»?

Endlich stechen wir wieder in den Sihlsee. Wobei die erste Fahrt bereits am Sonntag erfolgt ist, auf der eine Reisegesellschaft unterwegs war. Der Wasserstand des Sees war knapp genügend, um das Schiff einwassern zu können. Sind Sie in der Corona-Pandemie als Schiffskapitän etwas aus der Übung geraten? In der Tat ging die Saison 2020 wegen Corona vollends in die Hose und 2021 zur Hälfte. Da ich neuerdings auch noch für den Seerettungsdienst tätig bin, fah-re ich öfters auf dem Sihlsee. Zudem bin ich häufig mit meinem Fischerboot auf dem See unterwegs. So komme ich zweifelsohne nicht aus der Übung (lacht). Morgen Freitag sind schwere Gewitter angesagt. Stechen Sie bei jedem Wind und Wetter in den Sihlsee? Ähnlich wie Autos bilden Schiffe einen Faradayschen Käfig: In der Kajüte ist man denn vor direktem Blitzschlag geschützt. Das trifft auf Schiffe zu, die aus Metall sind. Und die «Angelika» ist aus Metall. Wind bedeutet der-weil eine grössere Gefahr: Wenn die Sturmwarnung auf der höchsten Stufe läuft, fahre ich nicht auf den See. Es ist auch schon vorgekommen, dass die «Angelika » wegen hohen Wellengangs nicht in Willerzell einfahren konnte und stattdessen eine geschützte Bucht aufgesucht hat.

Haben Sie auch schon einmal auf dem Sihlsee übernachtet? Oh ja, das ist wundersam: Die Sicht auf das Sternenmeer und die Milchstrasse ist phänomenal. Ich bin immer wieder überwältigt von der Morgen- und Abendstimmung am See, wenn die Sonne und der Mond ihr Licht auf das Wasser werfen. Kommen Sie neben dem Kapitänsjob auch noch zum Fischen?

Ich fahre regelmässig mit meinem Fischerboot auf den See, um Hechte und Zander mit einem Kunstköder zu fangen. Einmal gelang es mir, einen Hecht zu fangen, der war 120 Zentimeter gross. Ein Wels hat auch schon angebissen: Sein Fleisch ist durchaus schmackhaft. Seeforellen sind selten geworden, und die Äsche ist leider ganz ausgestorben. Auf welche Schifffahrt freuen Sie sich ganz besonders? Es würde mich freuen, wenn die Einsiedlerinnen und Einsiedler vermehrt auf eine Schiffsreise mit der «Angelika» mitkommen würden. Bei den auswärtigen Car- und Reiseunternehmen steigt das Interesse stetig an einer Schiffsreise auf dem Sihlsee. Nur bei den Einheimischen hapert es mit dem Interesse.

Was haben Sie in Ihrer Kindheit und Jugend erlebt am und auf dem Sihlsee? Ich bin von Anbeginn meines Lebens mit dem Sihlsee eng verbunden gewesen. Mein Vater hatte einen Wohnwagen in Euthal, von da aus war es ein Katzensprung in den See. Als Bub bin ich viel mit meinem Vater auf den See gefahren, um zu fischen. Ich glaube, der Sihlsee ist der schönste See überhaupt. Er ist prächtig gelegen, überaus mystisch und bietet eine phantastische Aussicht auf die Bergwelt. Am schönsten ist es abends um 22 Uhr im Hochsommer: Da sind die Stimmung und die Atmosphäre am Sihlsee einfach atemberaubend.

Foto: Magnus Leibundgut

Bruno Häseli

Jahrgang: 1969 Wohnort: Gross Beruf: Elektriker, Hauswart Hobbys: Fischen, Skifahren Gartenarbeit, Natur

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