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Die bucklige Welt

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ZWISCHENLUEGETEN 3

IDA OCHSNER

«Ida, wo ist denn meine Fest-tags- Tracht für Pfingsten?» Alles ist parat, sauber, blitzblank und wieder auf speziellen Bügeln aufgehängt. Am 50. Tag nach Ostern wird alljährlich das Pfingstfest begangen. Viele alte Brauchtümer haben sich in der «buckligen Welt», Heiris Heimat, in den kleinen Dorfgemeinschaften noch bewahrt und werden von Generation zu Generation mündlich tradiert – in Form vieler Mythen und Erzählungen, die zum Teil auf die Bibel zurückführen. Sie erzählen oft von alten Hirtenfesten oder Frühlings- und Maibrauchtümern. Gerade der Natur und ihrer Farbenpracht wird am Pfingstsonntag gehuldigt.

Einst hätten sich am Berg oben, auf der Schneid, die Bewohner der unterschiedlichen Dörfer getroffen, um gemeinsam Pfingsten zu feiern. Einer der eigentümlichsten Bräuche ist das Ringen zu Pfingsten. Dort soll die Idee geboren sein, dass sich Männer miteinander messen. Für dieses Pfingstringen gelten strenge Regeln. Die Kämpfer dürfen den anderen nicht beissen, nicht bespucken und nicht zwicken! Sie tragen weisse Jacken und Ledergürtel, fassen jeweils mit der linken Hand an die Schulter des Gegners. Die andere Hand bleibt am Gürtel. Das ist Plicht. Sobald einer loslässt, muss von vorne begonnen werden. Mit den Füssen kann man sich wehren und machen, was man will. Sobald einer «am Buckl liegt», also auf dem Rücken, ist der Kampf verloren.

Das berühmteste Brauchtumsfest ist das Kranzel-Reiten. Es wurde vor zwei Jahren von der Unesco als immaterielles Kulturerbe anerkannt als «Sattelt die Pferde!» Dabei geht es im Galopp dreimal von Haus zu Haus bis zum Marktplatz. Der Sieger bekommt einen Kuss der Jungfrau!

* Ida Ochsner (62) ist verlobt mit Heiri Strohmayer (65), Steirer und Winzer. Ida liebt altes Kulturgut, Heiri versteht nicht, wenn sie manchmal sagt, «rutsch mir doch den Buckel runter».

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